Stuttgart. Spaniens Mikel Merino bejubelt sein entscheidendes Tor gegen Deutschland mit einem Tanz um die Eckfahne und eifert einem Vorbild nach.

Mikel Merino hatte sich etwas zurechtgelegt, obwohl diese Geschichte ja eher unrealistisch war. Dass dieser 28 Jahre alte Spanier das Viertelfinale gegen Deutschland mit seinem Treffer entscheiden würde, hatten wohl die wenigsten auf dem Zettel. Merino war ja kein Stammspieler und schon gar kein Angreifer, er war gegen Ende der regulären Spielzeit eingewechselt worden, um die 1:0-Führung der Spanier über die Zeit zu retten, was allerdings nicht gelang, weil Florian Wirtz spät zum Ausgleich traf. Und das erst ermöglichte Merino seinen ganz großen Auftritt: In der 119. Minute schraubte er sich im Strafraum in die Höhe, sprang Dani Olmos Flanke entgegen und wuchtete sie gegen die Laufrichtung von Torhüter Manuel Neuer in den deutschen Kasten. 2:1, die Entscheidung.

Es war ein besonderes Tor für den Spanier, natürlich, ein entscheidendes Tor in einem EM-Viertelfinale ist ja immer besonders. Noch dazu hat er ja eine besondere Geschichte mit Deutschland: Bei Borussia Dortmund scheiterte er eins, weil der damalige Trainer nicht so recht warm wurde mit dem Mittelfeldspieler, ihn lieber in der Innenverteidigung einsetzte, wo er nicht so recht reüssierte. Über Newcastle United kam er zu Real Sociedad und fand dort den Weg in die spanische Nationalmannschaft, in dieses Viertelfinale gegen Deutschland in Frankfurt, für das er sich also etwas zurechtgelegt hatte.

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Nach seinem Treffer und nachdem er mit den Kollegen gejubelt hatte, lief Merino zur Eckfahne und umrundete diese mit geballter Faust. Es war eine Hommage an einen spanischen Fußballer, der knapp 33 Jahre zuvor ebenfalls im Frankfurter Stadion getroffen hatte: seinen Vater. Angel Merino war im November 1991 mit CA Asasuna in der zweiten Runde des Uefa-Cups beim VfB Stuttgart angetreten, hatte nach einem 0:0 im Hinspiel durch sein Tor zum 2:0 entscheidend zum 3:2-Sieg beigetragen – und seinen Treffer durch ein solches Tänzchen um die Eckfahne bejubelt. Nun, knapp 33 Jahre später, konnte Merino es ihm gleichtun.