Herzogenaurach. Der BVB-Verteidiger wird im Achtelfinale in Dortmund gegen Dänemark von Beginn an spielen. Wie er Bundestrainer Nagelsmann überzeugte.

Am späten Sonntagabend hatte Nico Schlotterbeck eine unmissverständliche Aussage getroffen. „Erst nach dem Finale“, sagte der Innenverteidiger der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem 1:1 gegen die Schweiz. Vorher wolle er sich nicht öffentlich äußern. Keine vier Tage später saß Schlotterbeck am Donnerstagmittag im Medienzentrum des deutschen EM-Quartiers in Herzogenaurach auf dem Podium an der Seite von Pressesprecherin Franziska Wülle und sollte über das Achtelfinale am Samstag (21 Uhr/ZDF und Magenta TV) gegen Dänemark sprechen. „Franzi hat mich ein wenig dazu gezwungen. Aber das ist Teil des Jobs. Deswegen spreche ich leider jetzt schon“, sagte Schlotterbeck und lachte. Sein zweiter Satz war dann durchaus ernst gemeint: „Sehr gerne mache ich das nicht.“

Schlotterbeck sah sich bestätigt, als er gleich bei der zweiten Frage eines Reporters auf seinen Fehler beim WM-Auftakt 2022 in Katar gegen Japan (1:2) angesprochen wurde, der ihn bis heute verfolgt. Der 24-Jährige reagierte genervt. „Es verfolgt euch, nicht mich. Mir ist mittlerweile egal, was da passiert ist. Auch wenn ich es nicht wollte“, sagte Schlotterbeck, der in seinem siebten Länderspiel gegen Japan beim späten 1:2 den Siegtorschützen Takuma Asano gewähren ließ. Vor wenigen Wochen hatte er sich im Interview mit dieser Redaktion noch sehr offen geäußert über seine Zeit nach der WM und seinen Fehler: „Ich konnte selber schon ganz gut einschätzen, dass ich dort nicht meine besten Leistungen gebracht habe. Und trotzdem habe mir diese extreme Kritik vielleicht zu sehr zu Herzen genommen.“

DFB-Elf: Nico Schlotterbeck wird Jonathan Tah ersetzen

Doch das ist nun Vergangenheit. Zumindest für Schlotterbeck. Am Samstag wird der Dortmunder in seinem Heimstadion sein 14. Länderspiel für Deutschland machen. Schlotterbeck wird den Leverkusener Jonathan Tah ersetzen, der wegen seiner zweiten Gelben Karte fehlt. Unklar ist noch, mit wem Schlotterbeck in der Innenverteidigung spielt. Wie 2022 gegen Japan neben Antonio Rüdiger? Das ist weiterhin offen. Rüdiger macht nach seiner Zerrung im Oberschenkel sein Aufbauprogramm und steigert die Belastung täglich. „Ich hoffe, dass es noch reicht bei ihm. Es nicht einfach für den Kopf mit so einer Verletzung. Das kenne ich selbst“, sagte Schlotterbeck.     

Fällt neben Tah auch Rüdiger aus, wird Schlotterbeck an der Seite von Waldemar Anton im Abwehrzentrum spielen. Der Stuttgarter wird in der kommenden Saison sein Mitspieler. Anders als Rudi Völler tags zuvor wollte Schlotterbeck den Wechsel aber noch nicht bestätigen. „Es ist noch nicht in Stein gemeißelt“, sagte Schlotterbeck. Pressesprecherin Wülle nickte neben ihm zufrieden.

Nico Schlotterbeck (r.) am Donnerstag neben Pressesprecherin Franziska Wülle.
Nico Schlotterbeck (r.) am Donnerstag neben Pressesprecherin Franziska Wülle. © DPA Images | Federico Gambarini

Nicht ganz so zufrieden war Julian Nagelsmann mit den Leistungen von Schlotterbeck im vergangenen Jahr. Bei den ersten drei DFB-Maßnahmen verzichtete der Bundestrainer auf den Dortmunder. „Er hat mehr Konstanz gefordert. Die hat er bekommen“, sagte Schlotterbeck über seine Leistungen in der Rückrunde bei Borussia Dortmund. Insbesondere in den K.o.-Spielen der Champions League gegen PSV Eindhoven, Atlético Madrid und Paris St. Germain überzeugte Schlotterbeck auch Nagelsmann.

Niclas Füllkrug lobt BVB-Kollege Nico Schlotterbeck

„Schlotti war einer der besten Verteidiger in der ganzen Champions-League-Saison“, meinte BVB-Stürmer Niclas Füllkrug. „Das sagen die Werte und das konnte man mit dem bloßen Auge erkennen. Er hat sich gegen die besten Angreifer Europas bewiesen.“ Füllkrug sieht durch die Hereinnahme von Schlotterbeck für Tah keine Schwächung für die deutsche Mannschaft. „Bei Schlotti mache ich mir gar keine Sorgen. Ich freue mich für ihn. Das ist eine Chance, die er nutzen wird.“

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Allerdings wird die deutsche Mannschaft am Samstag in Dortmund anders spielen, als es der BVB in der Champions League gemacht hatte. An der Seite von Mats Hummels verteidigte Schlotterbeck mit Dortmund sehr tief, was den beiden entgegen kam. Bei Nagelsmann stehen die Verteidiger deutlich höher. Da besteht die permanente Gefahr für Kontersituationen. So wie damals gegen Japan.

Auch Dänemark hat schnelle Stürmer. Das ist Schlotterbeck bekannt. „Jonas Wind kennt man aus der Bundesliga. Der ist sehr agil. Yussuf Poulsen auch. Rasmus Höjlund ist unfassbar schnell“, sagt Schlotterbeck, der auch schon den richtigen Matchplan vor Augen hat. „Wir wollen viel den Ball haben, dann kann nicht so viel passieren. Und dann haben wir eine gute Chance, Dänemark zu schlagen.“

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Und für Schlotterbeck ist das Spiel gegen die Dänen die große Chance, dass er in Zukunft nicht mehr so häufig nach dem Fehler gegen Japan befragt wird, wenn er das nächste Mal wieder mit den Journalisten spricht. „Aber erst nach dem Finale“, sagt Schlotterbeck am Schluss. Diesmal aber wirklich.