Silkeborg. Handball-Nationaltorwart Andreas Wolff spielte fünf Jahre bei Kielce in Polen und weiß, wo der deutsche WM-Auftaktgegner Stärken hat.
Für die deutschen Handballer beginnt heute die Weltmeisterschaft. Wenn es um Polen geht, den ersten Gegner der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Dänemark, ist ein Mann genau der Richtige für eine Gegnerauskunft: Andreas Wolff. 2019 ging der 1,98 Meter große Torwart vom THW Kiel ins Nachbarland und heuerte beim Top-Klub Kielce an. Nach vier polnischen Meisterschaften kehrte er zu Beginn dieser Saison in die Bundesliga zum Rekordmeister nach Kiel zurück. An diesem Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) wird der deutsche WM-Auftakt für Andreas Wolff ein außergewöhnlicher – denn es geht gegen Polen. „Ein besonderes Spiel, wenn es gegen die ehemaligen Kameraden geht“, sagt er am Tag vor der Partie im deutschen WM-Quartier Silkeborg. „Wenn man noch Fans in Kielce hat und die schätzt, will man sich hier natürlich gut präsentieren – und nicht verlieren.“
2007 wurde Deutschland gegen Polen Handball-Weltmeister
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Die olympischen Silbermedaillengewinner von Paris sind zwar voller Ambitionen, wollen aber auch nicht ins offene Messer rennen. „Ich sehe unsere Mannschaft sehr gut gerüstet. Wir werden uns nicht von irgendwelchen Konzepten überraschen lassen“, sagte Wolff, der erst am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal Vater geworden ist, und versprach: „Wir werden ein ganz anderes Gesicht zeigen als gegen Brasilien, eher eines, das Richtung Olympia gehen wird.“ Denn klar sei auch: Jeder geht in das Turnier, um Weltmeister zu werden – auch wir“, so der Europameister von 2016. „Aber wir wissen auch, dass wir ganz schön abstürzen können.“
Deutsch-polnische Handballduelle haben einen speziellen Platz in der Historie des DHB. Zumindest seit 2007, als die damals von Heiner Brand trainierte Nationalmannschaft in Köln durch das 29:24 gegen Polen ihren bisher zweiten WM-Titel gewann. Nun geht es in Herning gleich zum Auftakt gegen den Rivalen der Nullerjahre dieses Jahrtausends. „Es ist eine Mannschaft, die in den letzten Jahren nicht von Erfolg gesegnet war, die aber trotzdem viele individuell starke Spieler hat“, warnt Andreas Wolff, der mit Kielce 2022 (35:37 nach Siebenmeterwerfen gegen den FC Barcelona) und 2023 (29:30 nach Verlängerung gegen den SC Magdeburg) knapp die Champions League verpasste.
Polen hat die großen Handball-Zeiten hinter sich, rechnet sich aber etwas aus gegen Deutschland
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Die großen Zeiten der Goldenen Generation um den heutigen Nationaltrainer Marcin Lijewski, den damaligen Torhüter Slawomir Szmal oder den Rückraum-Scharfschützen Karol Bielecki liegen allerdings schon lange zurück. Der Tiefpunkt war erreicht, als 2019 die WM verpasst wurde. Vor zwei Jahren sprang im heimischen Krakau auch nicht mehr als Platz 15 heraus. „Dieses Jahr läuft es etwas besser, die Polen sind auf jeden Fall motivierter als zuletzt. Ich spüre, dass sie glauben, auch eine Chance gegen uns zu haben“, sagt Andreas Wolff, „Es wird ein schwieriges Spiel.“
Bundestrainer Alfred Gislason macht im Kader des ersten Gegners zwei Spieler von Weltklasseformat aus: Rechtsaußen Arkadiusz Moryto aus Kielce und Kreisläufer Kamil Syprzak von Paris St.-Germain sind absolute Topleute des internationalen Handballs. „Dazu haben sie interessante Jungs im Rückraum“, versichert der 65 Jahre alte Isländer. „Sie sind technisch gut, größtenteils jung, stark im Mann gegen Mann und sehr schnell. Die Gruppe ist nicht so einfach, wie viele meinen.“ Weitere Gegner der DHB-Auswahl sind am Freitag die Schweiz (20.30 Uhr/ZDF) und am Sonntag Tschechien (18 Uhr/ARD).
Andreas Wolff warnt vor Handball-WM-Auftakt vor Michal Olejniczak
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Andreas Wolff hat noch eine weitere Gefahr erkannt: Spielmacher Michal Olejniczak, ein weiterer Weggefährte aus Kielce-Zeiten. „Er ist ihr Anführer, ein sehr schneller Spieler, der viel Engagement zeigt, sich sehr viele unvorbereitete Standwürfe nimmt“, lautet die Analyse des Torwart-Routiniers. Generell dürfe man Polen nicht unterschätzen: „Die Mannschaft ist spielerisch stark, physisch robust in der Abwehr, im Angriff eher klein und wendig.“