Essen. Joachim Löw hat entschieden: Shkodran Mustafi, Marcel Schmelzer und Kevin Volland werden nicht mit dabei sein, wenn der DFB-Tross in Richtung Brasilien aufbricht. Zumindest die Nichtberücksichtigung von Schmelzer ist eine mutige Entscheidung, meint Niklas König. Ein Kommentar.

Dass Shkodran Mustafi nicht zum finalen WM-Aufgebot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gehört, ist mehr logisch denn überraschend. Schließlich stehen mit Mats Hummels, Jerome Boateng, Per Mertesacker und Benedikt Höwedes vier gelernte Innenverteidiger im Kader – allesamt international erfahren und seit Jahren Stammkräfte bei ihren Klubs. Mustafi hingegen ist ein aufstrebendes Talent – ohne Spielpraxis auf allerhöchstem Niveau. Gleiches gilt für Matthias Ginter, dessen Berücksichtigung daher für viele überraschend kommen dürfte. Für seine Nominierung wird nicht zuletzt seine Vielseitigkeit den Ausschlag gegeben haben. Dass Ginter auch auf der Sechser-Position spielen kann, ist für Löw in Zeiten wie diesen ein Segen.

Überraschender ist hingegen, dass Löw mit Marcel Schmelzer seinen einzigen gelernten Linksverteidiger aus dem Kader gestrichen hat. Klar, der Dortmunder blickt auf ein Jahr mit vielen Verletzungsproblemen zurück, ist noch immer nicht wieder fit. Und trotzdem ist es eine mutige Entscheidung, den 26-Jährigen nicht zu berücksichtigen. Denn was, wenn sich seine Vereinskollegen Erik Durm oder Kevin Großkreutz verletzen – oder Gott bewahre, gleich beide? Löw müsste mit Höwedes, Boateng oder Ginter links verteidigen. Das mag gegen Ghana oder die USA gut gehen, aber nicht gegen Portugal oder Brasilien.

Draxler oder Volland? Unwichtig.

Auch interessant

Dass der dritte Spieler, den Löw streicht, ein offensiver sein würde, war wiederum zu erwarten. Die Konkurrenz um die vier vordersten Positionen ist riesig, die Auswahl üppig. Dass es aber Kevin Volland erwischt hat, ist zumindest auf den zweiten Blick überraschend. Schließlich hat der flinke Hoffenheimer nüchtern betrachtet persönlich eine bessere Saison hinter sich als beispielsweise Schalke-Juwel Julian Draxler. Wer aber nun meint, durch die Nicht-Berücksichtigung von Volland breche die einzige Alternative zu Altmeister Miroslav Klose weg, der liegt daneben. Volland ist genauso wenig ein klassischer Stürmer wie Marco Reus, Mesut Özil oder Mario Götze.

Für die erste Elf dürften in der Offensive ohnehin Reus, Özil, Götze, Toni Kroos und Thomas Müller die besten Karten haben. Und dann kommen erstmal Andre Schürrle und Lukas Podolski. Ob nun Draxler oder Volland der achte Mann ist: unwichtig.