Bischofshofen. Im Kampf um den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee muss Severin Freund einen Dämpfer hinnehmen. Der Sturz in Innsbruck wiegt schwerer als gedacht.
Vor dem finalen Showdown bei der 64. Vierschanzentournee hat Severin Freund aus gesundheitlichen Gründen eine Zwangspause einlegen müssen. Der Skisprung-Weltmeister sagte am Dienstag seine Teilnahme am Training und an der Qualifikation ab, um seine Blessuren vom Sturz in Innsbruck vollständig auszukurieren. Freund hatte sich dabei Prellungen am ganzen Körper zugezogen.
"Kurzfristig haben wir eine perfekte Erstversorgung hinbekommen. Wie von allen befürchtet, merkt man es am Tag danach aber umso stärker. Der eine Ruhetag hat nicht ausgereicht, um ihn für heute sprungfertig zu bekommen", sagte Bundestrainer Werner Schuster.
Elf Meter Rückstand vor dem vierten Springen
Als Zweiter der Weltcup-Gesamtwertung ist Freund automatisch für den Wettbewerb an diesem Mittwoch (17.00 Uhr/ARD und Eurosport live) in Bischofshofen qualifiziert. Im letzten Tournee-Wettbewerb muss Freund knapp 20 Punkte - umgerechnet rund elf Meter - auf Spitzenreiter Peter Prevc aus Slowenien aufholen, um sich doch noch den Traum vom ersten deutschen Gesamtsieg seit 14 Jahren zu erfüllen. "Das Polster ist schon sehr komfortabel", hatte der Team-Olympiasieger nach dem Springen am Bergisel erklärt. "Wenn Peter weiter so springt, wird es sehr schwer."
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Angesichts der Umstände ist das erhoffte Skisprung-Wunder in noch weitere Ferne gerückt. Denn der deutsche Hoffnungsträger kann sich nun nicht einmal richtig auf die neue Schanze einstellen. Lediglich ein Probesprung bleibt ihm am Mittwoch, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. "Ich bin zuversichtlich, dass ihm die Umstellung auf die Schanze trotzdem gut gelingt. Es ist schwierig, aber machbar", sagte Schuster.
Der Sturz von Innsbruck, für den der Bundestrainer die Organisatoren wegen einer nicht ausreichenden Präparierung des Hangs mitverantwortlich gemacht hatte, könnte also mitentscheidend für den Ausgang des Gigantenduells zwischen Freund und Prevc sein. Dennoch konstatierte der Bayer schon vor dem Finale: "Es ist schon jetzt eine sehr schöne Tournee für mich, auch wenn nicht alle Pläne aufgegangen sind."
Schuster sicher: "Er wird eine gute Leistung bringen."
Immerhin lag seit Sven Hannawald 2003 kein Deutscher mehr vor dem Finale so aussichtsreich im Rennen. Der einzige Grand-Slam-Sieger der Tournee-Geschichte wurde damals Zweiter. Es war der Beginn einer langen Durststrecke, die Freund trotz seiner drei Podestplätze in den bisherigen drei Springen nun wohl kaum beenden kann.
Aus welchem Holz der Frontmann geschnitzt ist, verdeutlichte Schuster. Freund habe trotz der Schmerzen sogar erwogen, am Training teilzunehmen. "Er wollte es probieren", berichtete der Coach. "Aber wir mussten Vernunft walten lassen. Es macht keinen Sinn, in dieser Verfassung auf die Schanze zu gehen. Er brauchte diesen Tag, um im Finale seine bestmöglich Leistung zu bringen." Und dann beruhigte Schuster die aufgeregten Gemüter: "Alle können relaxed bleiben. Er wird eine gute Leistung bringen."(dpa)