Mainz.. Bei der Generalprobe für die Weltmeisterschaft in Brasilien ließ Bundestrainer Joachim Löw Benedikt Höwedes als linken Außenverteidiger spielen. Der Schalker überzeugte und wird zur echten Alternative auf der Position. Schon sein Debüt auf Schalke gab er auf der linken Seite.

Benedikt Höwedes grinst an einem Abend, an dem es eigentlich nicht viel zu Lachen gab. Der Abwehrspieler des FC Schalke 04 überzeugte als linker Außenverteidiger beim Testspiel gegen Armenien, dass von der schweren Verletzung und dem WM-Aus Marco Reus' überschattet wurde. Tatsächlich könnte Höwedes von dieser Tragik profitieren, sammelte der nominelle Innenverteidiger auf außen Pluspunkte. DFB-Kapitän Philipp Lahm kam wie bei Bayern München vor der Abwehr zum Einsatz und Bundestrainer Joachim Löw nominierte am Samstag Mittag Shkodran Mustafi nach - einen defensiven Zentrumsspieler und ein Indiz dafür, dass Löw Höwedes tatsächlich ausschließlich auf der Seite sieht. 

Dort agierte der Schalker Kapitän im Nationaldress für gewöhnlich auf rechts. "Ich glaube, ich habe meine Aufgabe ganz gut gemacht", sagte der 26-Jährige bescheiden nach dem Spiel. Er wolle der Mannschaft helfen, egal wo er spielt. In der Abwehrmitte setzt der Bundestrainer auf das Duo Per Mertesacker und Mats Hummels, Matthias Ginter und nun Mustafi stehen als Backup bereit. Trotzdem standen gegen Armenien vier gelernte Innenverteidiger auf dem Feld. Nicht ungewöhnlich, meint Höwedes. "Wir sind alle zweikampfstark, schnell und kopfballstark", wenn man hinten stabil stehen wolle, seien das Argumente, "die definitiv dafür sprechen", erklärt der Schalker.

Fehlende Spielpraxis auf Schalke kommt Höwedes zu Gute

Und auch offensiv kamen Höwedes und Jerome Boateng, sein Pendant auf rechts, zu ihren Möglichkeiten. Fast immer rückten die Außenverteidiger weit raus, standen immer auf Höhe der Mittellinie oder sogar noch weiter vorne, um als zusätzliche Anspielstationen zu fungieren und Überzahlsituationen zu schaffen. Kräftezehrend, sollte man meinen.

Aber Höwedes hinterließ einen frischen, spritzigen Eindruck und erklärte das. "Vielleicht war es gut für mich, dass ich etwas Ruhe hatte und Kraft tanken konnte", beschreibt er seine Situation zum Saisonende in der Bundesliga. Der Defensivmann war angeschlagen, verpasste acht Spiele in knapp zwei Monaten wegen eines hartnäckigen Muskelbündelrisses und musste wegen mangelnder Spielpraxis sogar um seine WM-Teilnahme bangen. Er habe sich "richtig gut gefühlt auf dem Platz und konnte marschieren auf der Seite", der fehlende Rhythmus in der Liga sei ihm am Ende dann "nicht zum Verhängnis geworden". Die Akkus seien wieder voll und er habe viel im konditionellen Bereich gearbeitet.

Auf die Frage zur ungewohten Position auf links grinste Höwedes dann wieder und erinnerte sich: "Ich habe damals mein Debüt auf Schalke gegen Trondheim auf der linken Seite gegeben, habe auch gegen Frankreich und Österreich im DFB-Team auf links gespielt und immer einen guten Job gemacht", so der Abwehrspieler. Dass er variabel ist und keine großen Anpassungsschwierigkeiten hat schätze der Trainer an ihm, glaubt Höwedes, der an einem Abend mit einem bitteren Beigeschmack zu einem der Gewinner in der Nationalelf wurde und sich sogar als Torschütze feiern lassen konnte. Ansprüche stelle er nicht, "selbstverständlich nicht", aber Benedikt Höwedes ist bereit für Brasilien.