Barcelona. Clásico, der Vierte: Auch vor dem Rückspiel im Halbfinale der Champions League zwischen den Erzrivalen FC Barcelona und Real Madrid versuchen beide Lager, den Gegner mit Provokationen zu verunsichern.

Sticheleien, Rassismusvorwürfe, offene Provokationen: Der Wahnsinn geht vor dem vierten Clasico dieser Saison zwischen den spanischen Erzrivalen FC Barcelona und Real Madrid weiter. Vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League am Dienstag (20.45 Uhr/live auf Sky und im DerWesten-Ticker) streiten beide Parteien wieder über Schiedsrichter, angebliche oder tatsächliche Theatralik und die Klubkultur des jeweils anderen. Der Sport gerät, wie beim 2:0 für Barca im skandalösen Hinspiel am vergangenen Mittwoch, völlig zur Nebensache.

Chef-Provokateur Jose Mourinho hielt sich zwar bedeckt - der Real-Trainer ist für das Spiel im Camp Nou gesperrt und erschien daher auch nicht auf der Pressekonferenz am Montag. Die Abteilung Attacke im Klub des verletzten Sami Khedira und von Mesut Özil übernahmen derweil andere. Auf der Internetseite der Königlichen wurden in einem Video Fehler des belgischen Schiedsrichters Frank De Bleeckere gezeigt, der die Begegnung leiten soll.

Mourinho wittert weiterhin Verschwörung

Die besten "Clásicos"

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Als am 13. Mai 1902 die Geschichte des „Clásico“ ihren Lauf nahm, war Ronaldinho noch nicht geboren. Und auch sein typischer
Als am 13. Mai 1902 die Geschichte des „Clásico“ ihren Lauf nahm, war Ronaldinho noch nicht geboren. Und auch sein typischer "Surfer-Torjubel" war noch nicht bekannt. © Unbekannt | Unbekannt
Das erste Aufeinandertreffen von Real Madrid und dem FC Barcelona gewannen die Katalanen im Halbfinale der Copa de la Coronación, dem Krönungspokal Alfons XIII., einem Vorgängerwettbewerb des heutigen spanischen Pokals. Barça schlug Real, das damals noch „Madrid Football-Club“ hieß, mit 3:1 in Madrid.
Das erste Aufeinandertreffen von Real Madrid und dem FC Barcelona gewannen die Katalanen im Halbfinale der Copa de la Coronación, dem Krönungspokal Alfons XIII., einem Vorgängerwettbewerb des heutigen spanischen Pokals. Barça schlug Real, das damals noch „Madrid Football-Club“ hieß, mit 3:1 in Madrid. © Unbekannt | Unbekannt
Der FC Barcelona gilt seit den 30er Jahren auch als Symbol des katalanischen Widerstands gegen die Zentralmacht der Hauptstadt. Das bekamen die Katalanen während der Franco-Diktatur zu spüren: Am 13. Juni 1943 werden die Spieler beim Cup-Rückspiel in der Kabine von der Polizei bedroht, sollen absichtlich verlieren. Sie machen es, gehen im Zuge der diktierten Niederlage mit 1:11 in Madrid unter.
Der FC Barcelona gilt seit den 30er Jahren auch als Symbol des katalanischen Widerstands gegen die Zentralmacht der Hauptstadt. Das bekamen die Katalanen während der Franco-Diktatur zu spüren: Am 13. Juni 1943 werden die Spieler beim Cup-Rückspiel in der Kabine von der Polizei bedroht, sollen absichtlich verlieren. Sie machen es, gehen im Zuge der diktierten Niederlage mit 1:11 in Madrid unter. © Unbekannt | Unbekannt
Eine Gala-Vorstellung lieferte Barcelona 1974 im Estadio Santiago Bernabéu ab: Der im Sommer verpflichtete Johann Cruyff führte die Katalanen am 17. Februar zum 5:0-Sieg in Madrid. Im selben Jahr gewinnt Barça die Meisterschaft, zugleich der einzige Meistertitel für den niederländischen Ausnahmefußballer Cruyff.
Eine Gala-Vorstellung lieferte Barcelona 1974 im Estadio Santiago Bernabéu ab: Der im Sommer verpflichtete Johann Cruyff führte die Katalanen am 17. Februar zum 5:0-Sieg in Madrid. Im selben Jahr gewinnt Barça die Meisterschaft, zugleich der einzige Meistertitel für den niederländischen Ausnahmefußballer Cruyff. © Unbekannt | Unbekannt
„Pichichi“, das steht in Spanien für die Torjäger-Krone. Im Jahr 1979 holt sich der Österreicher Hans Krankl den Titel des erfolgreichsten Liga-Torschützen.
„Pichichi“, das steht in Spanien für die Torjäger-Krone. Im Jahr 1979 holt sich der Österreicher Hans Krankl den Titel des erfolgreichsten Liga-Torschützen. © Unbekannt | Unbekannt
Der Wiener schoss beim 2:0-Heimerfolg in jener Saison das 1:0, erzielte in der Spielzeit 29 Tore.
Der Wiener schoss beim 2:0-Heimerfolg in jener Saison das 1:0, erzielte in der Spielzeit 29 Tore. © Unbekannt | Unbekannt
1985: Johann Cruyff ist mittlerweile Trainer des FC Barcelona. Im Bernabéu-Stadion geht seine Elf mit 0:5 unter. Dem Madrilenen Ivan Zamorano gelingt schon vor der Pause ein Hattrick, Madrid wird Meister.
1985: Johann Cruyff ist mittlerweile Trainer des FC Barcelona. Im Bernabéu-Stadion geht seine Elf mit 0:5 unter. Dem Madrilenen Ivan Zamorano gelingt schon vor der Pause ein Hattrick, Madrid wird Meister. © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst
2002 gewinnt Real zum bislang letzten Mal die Champions League.
2002 gewinnt Real zum bislang letzten Mal die Champions League. © Unbekannt | Unbekannt
Auf dem Weg zum Titel schlugen die Königlichen um Starspieler Zinedine Zidane im Halbfinale, damals als „Jahrhundert-Duell“ bezeichnet, den Erzrivalen auswärts mit 2:0, sodass im Rückspiel ein 1:1 ausreichte.
Auf dem Weg zum Titel schlugen die Königlichen um Starspieler Zinedine Zidane im Halbfinale, damals als „Jahrhundert-Duell“ bezeichnet, den Erzrivalen auswärts mit 2:0, sodass im Rückspiel ein 1:1 ausreichte. © Unbekannt | Unbekannt
Zu einem Skandal kommt es im Liga Nou Camp im November 2002: Das Publikum begrüßt Luis Figo, der für die damalige Rekordablöse von 56 Millionen Euro von Barcelona zu den Königlichen gewechselt ist, alles andere als freundlich.
Zu einem Skandal kommt es im Liga Nou Camp im November 2002: Das Publikum begrüßt Luis Figo, der für die damalige Rekordablöse von 56 Millionen Euro von Barcelona zu den Königlichen gewechselt ist, alles andere als freundlich. © Unbekannt | Unbekannt
Der Portugiese wird mit Gegenständen beworfen, darunter ein abgetrennter Kopf eines Spanferkels. Das Spiel endet unspektakulär mit 0:0.
Der Portugiese wird mit Gegenständen beworfen, darunter ein abgetrennter Kopf eines Spanferkels. Das Spiel endet unspektakulär mit 0:0. © Unbekannt | Unbekannt
Am 19. November 2005 wird Barcelonas Star-Stürmer Ronaldinho eine besondere Ehre zuteil.
Am 19. November 2005 wird Barcelonas Star-Stürmer Ronaldinho eine besondere Ehre zuteil. © Unbekannt | Unbekannt
Der Brasilianer wird nach seinen zwei Toren beim 3:0-Auswärtsieg in Madrid von Real-Fans mit stehenden Ovationen gefeiert.
Der Brasilianer wird nach seinen zwei Toren beim 3:0-Auswärtsieg in Madrid von Real-Fans mit stehenden Ovationen gefeiert. © Unbekannt | Unbekannt
Diese besondere Ehre wurde bis dato nur Diego Armando Maradona zuteil.
Diese besondere Ehre wurde bis dato nur Diego Armando Maradona zuteil. © Unbekannt | Unbekannt
Die vergangenen Duelle haben stets die Katalanen für sich entschieden. 2:0, 6:2, 1:0, 2:0, 5:0 – Barça demütigte den Rivalen aus der Hauptstadt phasenweise. Beim 5:0-Hinspiel-Erfolg im Nou Camp (November 2010) trafen Albert Xavi, Pedro, David Villa (2 Treffer, im Bild) und Jeffren für die Gäste.
Die vergangenen Duelle haben stets die Katalanen für sich entschieden. 2:0, 6:2, 1:0, 2:0, 5:0 – Barça demütigte den Rivalen aus der Hauptstadt phasenweise. Beim 5:0-Hinspiel-Erfolg im Nou Camp (November 2010) trafen Albert Xavi, Pedro, David Villa (2 Treffer, im Bild) und Jeffren für die Gäste. © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst
Der letzte Sieg der Madrilenen datiert vom 7. Mai 2008.
Der letzte Sieg der Madrilenen datiert vom 7. Mai 2008. © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst
4:1 gewann die Mannschaft damals unter der Regie von Bernd Schuster im Bernabéu-Stadion.
4:1 gewann die Mannschaft damals unter der Regie von Bernd Schuster im Bernabéu-Stadion. © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst
Drei der vier Real-Treffer markierten Spieler, die mittlerweile in der Bundesliga auflaufen: Raúl, Ruud van Nistelrooy und Arjen Robben.
Drei der vier Real-Treffer markierten Spieler, die mittlerweile in der Bundesliga auflaufen: Raúl, Ruud van Nistelrooy und Arjen Robben. © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst
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Außerdem schmähte Real Barcas Sergio Busquets als Rassisten und forderte gegen sechs Spieler von Barcelona und Trainer Josep Guardiola Sperren von der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Die Katalanen hielten mit Sticheleien ihres Präsidenten Sergio Rosell sowie Attacken der Klublegende Johan Cruyff dagegen.

Mourinho dürfte die Nominierung De Bleeckeres als Affront der UEFA werten. "Warum Övrebö? Warum Busacca? Warum De Bleeckere?", hatte er nach dem Hinspiel gefragt. All diese Referees sollen Barca - wie angeblich auch Wolfgang Stark am Mittwoch vergangener Woche - bevorteilt haben. De Bleeckere habe letztes Jahr im Halbfinal-Rückspiel zwischen Barca und Inter Mailand, das damals von Mourinho trainiert wurde, Inters Thiago Motta für eine Lappalie Rot gezeigt.

Madrilenen fordern Sperre gegen Barca-Spieler

Die königlichen Verschwörungstheoretiker führten außerdem den Beweis, dass Busquets Madrids Brasilianer Marcelo im Hinspiel als "Mono" (Affe) beschimpft hat. Wer Busquets" Lippen im entsprechenden Video liest, könnte tatsächlich zu dieser Erkenntnis kommen. Daher, so die Forderung, hätte Busquets für zwei Spiele gesperrt werden müssen - wie auch die "Provokateure" Dani Alves und Pedro. Die UEFA wies die Forderung am Montag jedoch ebenso zurück wie die Beschwerde von Barca. Der Klub hatte eine Bestrafung Mourinhos wegen dessen Kommentaren nach dem Hinspiel gefordert.

Noch nicht behandelt hat der Verband die Einlassung Reals, Seydou Keita, Victor Valdes und Javier Mascherano für je ein Spiel zu sperren und Guardiola, dessen "perfiden Plan" die Spieler ja nur befolgt hätten, zu bestrafen.

Real mit Hoffnung im Rückspiel

"Ich appelliere an Höflichkeit", sagte Barca-Präsident Rosell angesichts der neuerlichen Angriffe. Die Zuschauer sollten "an unser Team denken, nicht an die Provokationen, die uns angetan wurden. Ich mag die Atmosphäre nicht, die die andere Seite da kreiert hat". Cruyff schob in seiner Kolumne in El Periodico die Schuld für all die skandalösen Szenen Reals-Boss Florentino Perez zu. Mit der Verpflichtung von Mourinho habe Perez "Werte und Geschichte des Klubs vergessen". Und was Mourinho angeht, so habe er "gehört, dass der verrückt ist. Er hat seine Glaubwürdigkeit vollständig verloren".

Die Madrider Mannschaft redete sich indes selbst stark. "Man weiß nie, was passieren kann", sagte Kapitän Iker Casillas. Verteidiger Sergio Ramos, der wie Pepe gesperrt fehlt, meinte: "Wir haben Hoffnung." Und Stürmer Gonzalo Higuain kündigte an, "dass wir unser Leben geben werden, um dort zu gewinnen." Schließlich, ergänzte Sportdirektor Jorge Valdano: "Wenn eine Mannschaft auf der Welt den Habitus des Heldentums pflegt, dann Real Madrid."

Iniesta wieder einsatzbereit

Real wisse, wie man in der Königsklasse 2:0 in Barcelona gewinnt, hieß es auf der Homepage aufmunternd. 2002 gewannen die "Galaktischen" um Zinedine Zidane mit diesem Ergebnis im Camp Nou und zogen nach einem 1:1 im Rückspiel ins Endspiel ein. Dort wurde dann Bayer Leverkusen 2:1 in Glasgow niedergerungen.

Barca macht derweil Mut, dass Andres Iniesta nach einer Verletzung wieder zur Verfügung steht. Auf die Frage, wer der bessere Mittelfeldspieler sei - Iniesta oder Özil - stimmten in einer Internetumfrage des Hausblatts El Mundo Deportivo 90 Prozent für den Spanier. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Barcelona: Victor Valdes - Dani Alves, Mascherano, Pique, Puyol - Xavi, Busquets, Iniesta - Villa, Messi, Pedro. - Trainer: Guardiola

Madrid: Casillas - Arbeloa, Ricardo Carvalho, Raul Albiol, Marcelo - Xabi Alonso, Diarra - Di Maria, Özil, Ronaldo - Adebayor (Benzema). - Trainer: Mourinho

Schiedsrichter: Frank De Bleeckere (Belgien)

(sid)