Eugene. Für Hürdensprinter Devon Allen war die WM in Eugene/Oregon ein Heimspiel. Doch einiges ging schief. Nun wird er Football-Profi.
Nach drei Wettkampftagen hat die Leichtathletik-WM in Eugene schon so einige Geschichten geschrieben. Von Siegern und Verlierern, von Freude und Enttäuschungen. Eine so tragisch-skurrile wie die von Devon Allen kommt aber nicht häufig vor. Es ist die Geschichte eines Favoriten, eines Heimspiels und die eines Fehlstarts. American Football ist auch ein Teil davon. Doch der Reihe nach.
Devon Allen sollte einer der großen Stars dieser WM in den USA werden. Der Hürdenläufer hatte erst vor einem Monat den Weltrekord um 0,04 Sekunden verpasst. Er war der Favorit der Gastgebernation auf den 110 Metern – und so etwas wie eine lokale Legende. Der 27-Jährige studierte an der Universität von Oregon, die derzeit Austragungsort der WM ist. Er trainierte und absolvierte Wettkämpfe im Hayward Field, dem WM-Stadion. Ein guter Footballspieler war er auch, sie lieben und verehren Devon Allen noch für seine Zeit bei den Universitätssportteams der Oregon Ducks. Auch, weil er im Anschluss zweimal an den Olympischen Spielen teilnahm und dreimal an Weltmeisterschaften. Und weil der Hürdenläufer nun bald sein Metier wechselt. Aus der Ente wird ein Adler, Devon Allen wird Footballprofi in der NFL bei den Philadelphia Eagles.
Talentiert auf dem Footballfeld und auf der Tartanbahn
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Die WM sollte Allens feierlicher Abschied von der Leichtathletik werden. Das letzte Rennen vor Freunden und Familie. Der Weltrekord sollte fallen! Die Zuschauer riefen immer wieder seinen Namen, als er ohne Probleme durch den Vorlauf und das Halbfinale raste, die Beine dabei fließend über die 106,68 Zentimeter hohen Hürden schnellen ließ. So, wie er es schon an der Uni getan hatte, als talentierter Leichtathlet. Ein talentierter Footballspieler war er auch dank seiner unglaublichen Geschwindigkeit.
Dass Athleten in zwei Sportarten überzeugen, ist im College gar nicht so ungewöhnlich. Aber irgendwann stellte sich dann doch heraus, dass Allen gerade als Hürdensprinter außergewöhnlich war. Als amerikanischer Meister reiste er 2016 zu den Olympischen Spiele nach Rio de Janeiro. Er bei den ganz Großen dabei. Die Konzentration galt nun ganz der Leichtathletik.
Späte Rückkehr zur alten Liebe
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In Brasilien wurde er Fünfter. Bei den Spielen in Tokio im vergangenen Sommer Vierter, die Bronzemedaille verpasste er um vier Hundertstelsekunden. Er startete bei der WM 2017 in London (9.) und 2019 in Doha (7.). Und doch ließ sich der Traum von der Football-Karriere zwar betäuben, aber nicht begraben. Immer häufiger trainierte Allen in den vergangenen Monaten wieder mit dem Football. Er gewöhnte sich wieder an Helm und Polster, trainierte die Bewegungswege und meldete sich zum NFL-Auswahltraining für Talente an, dem sogenannten Pro Day. Mit seinen 27 Jahren war Allen war alles andere als ein junges Talent, doch er überzeugte die Scouts, obwohl sein letztes Footballspiel bereits stolze sechs Jahre zurücklag. „Jetzt oder nie. Ich will nicht zu alt werden und mit 30 oder 31 Jahren versuchen, noch in die NFL zu kommen", erklärte der dreimalige US-Meister bei seiner Vertragsunterzeichnung. Rat hatte er sich bei anderen früheren Leichtathleten geholt: dem ehemaligen Olympia-Weitspringer Marquise Goodwin (Seattle Seahawks) und dem früheren Hürden-Weltrekordhalter Renaldo Nehemiah (San Francisco 49ers). Beide rieten ihm zum Football.
Nun also der Abschied von der Leichtathletik – und es war ein bitterer Augenblick. Beim Start zuckte Allen eine Tausendstelsekunde zu früh. Nicht zu erkennen fürs menschliche Auge, sehr wohl aber von der sensiblen Technik im Startbereich. Fehlstart, sein letztes Rennen endete bereits im Startblock. Allen fluchte, er diskutierte mit den Offiziellen. Es half nicht. In den Stadionkatakomben sah der Disqualifizierte zu, wie Grant Holloway seinen Weltmeistertitel in 13,03 Sekunden verteidigte und Trey Cunningham Silber holte. Seine US-Teamkollegen feierten, Devon Allen gratulierte herzlich. Er hat ohnehin neue Ziele, nicht weniger als den Super Bowl möchte er mit den Eagles gewinnen. Auch das wäre eine Geschichte…