Wien. Stefan Kießling ist bei Bayer Leverkusens unverzichtbar. Sieben Tore erzielte der Stürmer in elf Pflichtspielen. Bundestrainer Joachim Löw ruft trotzdem nicht an - jetzt sind die Qualitäten des Torjägers erstmal bei Rapid Wien gefragt.
Als der Charterflieger von Bayer Leverkusen am Mittwoch in Richtung Wien abhob, durfte ein Spieler an Bord nicht fehlen. Die Rede ist von Stürmer Stefan Kießling, der in diesen Tag bei der Werkself als unverzichtbar gilt. Sieben Tore erzielte der Blondschopf in den bisherigen elf Saisonspielen von Bayer. Dabei fand das vom Trainerduo Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski praktizierte Rotationsprinzip bei Kießling quasi keine Anwendung. So dürfte der Torjäger auch im Spiel bei Rapid Wien am dritten Spieltag der Europa League am Donnerstag (19.00 Uhr/live im DerWesten-Ticker) eine gewichtige Rolle spielen.
Leverkusen hat keine Alternativen zu Kießling
Zu Kießling gibt es derzeit keine Alternative, nachdem Eren Derdiyok im Sommer zu 1899 Hoffenheim gewechselt war. Der Chilene Junior Fernandes soll irgendwann mal soweit sein, aktuell ist der Youngster freilich kaum ein adäquater Ersatz. Erst am Samstag hatte Kießling gegen den FSV Mainz 05 das Führungstor erzielt, am Ende reichte es nur zu einem glücklichen 2:2.
Es war bereits Kießlings 18. Tor im Jahr 2012, mehr Tore hat kein deutscher Stürmer erzielt. Doch auf den Anruf von Bundestrainer Joachim Löw wartete der 28-Jährige vergeblich, obwohl zuletzt in Miroslav Klose nur ein Mittelstürmer im DFB-Aufgebot vertreten war. "Ich konzentriere mich auf Bayer", sagt Kießling, der sein bislang letztes von nur sechs Länderspielen bei der WM 2010 in Südafrika bestritten hat.
Kießling scheint Nationalmannschaft abgehakt zu haben
Irgendwo scheint Kießling das Thema innerlich abgehakt zu haben, schlaflose Nächte bereitet ihn die Nationalmannschaft nicht mehr. Die hat er derzeit sowieso. Am 12. Oktober kam Töchterchen Hailey-Milu zur Welt, in Kürze soll ihr Name wie der von Sohnemann Taylor Joel als Tattoo auf dem linken Unterarm verewigt werden.
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So treffsicher Kießling aber auch ist, Leverkusen hat der gute Lauf des gebürtigen Franken, der im Sommer 2006 für fünf Millionen Euro ins Rheinland gewechselt ist und noch einen Vertrag bis 2015 besitzt, bislang kaum vorangebracht. Deshalb schlägt Lewandowski Alarm: "Wir können uns nicht immer nur auf die Kießling-Tore verlassen. Auch die anderen Spieler sind gefordert, den nächsten Schritt zu gehen."
Schürrle mit Ladehemmung
Dazu zählt sicher auch Sturmkollege Andre Schürrle, der nach einem Jahr Anlaufzeit immer noch nicht so richtig angekommen ist bei Bayer. Während Kießling in der Bundesliga von 36 Chancen - soviel erspielte sich kein anderer Stürmer - immerhin fünf verwertete, kommt der pfeilschnelle Nationalspieler nur auf ein Tor bei 20 Versuchen.
Kießling, der in seiner Karriere noch ohne Titel ist, wird angesichts der wenig zufriedenstellenden sportlichen Situation allmählich ungeduldig. "Wir lassen zu viele Punkte liegen. Das kann nicht sein. Wir müssen abgeklärter und zielstrebiger spielen." Am Donnerstag gibt es dazu die nächste Gelegenheit, ein Sieg in Wien wäre wohl die halbe Miete zum Weiterkommen. Bislang hat Bayer vier Punkte und ein Tor in der Europa League verbucht. Getroffen hat natürlich Kießling. (dapd)