Essen. Nachdem das DFB-Sportgericht den Einspruch von Hertha BSC Berlin gegen das Ergebnis des Relegations-Rückspiels als unbegründet abgewiesen hat, ziehen die Berliner vor das DFB-Bundesgericht. Sie fordern die Wiederholung des Spiels. Die Entwicklungen des Tages in der Rückschau.
Der Streit um das umstrittene Relegations-Rückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin tobt weiter. Am Montagnachmittag wies das DFB-Sportgericht den Einspruch von Hertha gegen das Ergebnis als unbegründet zurück. Die Berliner kündigten darauf an, vors DFB-Bundesgericht zu ziehen. Die Entwicklungen des Tages und Hintergründe in der Rückschau:
17:28 Uhr: Das Urteil des DFB-Sportgerichts ist nachvollziehbar, der Imageschaden für den deutschen Fußball aber durch den Fall an sich schon gigantisch, kommentiert WAZ-Sportredakteur Peter Müller. Hier geht's zum Kommentar.
17:19 Uhr: Wie geht's jetzt weiter bei Hertha und Fortuna? Solange keine rechtskräftige Entscheidung vorliege, werde man sich auf alle Möglichkeiten vorbereiten, sagte Fortuna-Präsident Peter Frymuth. "Wir arbeiten im Hintergrund weiter, warten aber natürlich eine rechtskräftige
Entscheidung ab."
Kontrollausschuss ermittelt gegen Hertha- und Fortuna-Spieler
17:07 Uhr: Der Stand-By-Zustand von Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin wird nun noch bis mindestens Mittwoch anhalten. Dann wird das Bundesgericht unter Vorsitz von Goetz Eilers voraussichtlich über den letzten
vakanten Platz in der Bundesliga entscheiden.
17:01 Uhr: Gerade weil dem Urteil Signalwirkung zugesprochen wird, hat das dreiköpfige Sportgericht besonders sorgfältig abgewogen: Am Ende habe man eine psychische Schwächung der Hertha-Spieler
durch die Umstände nicht erkennen können, sagte Richter Hans E. Lorenz. "Wenn in
Zukunft ein dunkelhäutiger Spieler von Fans rassistisch beleidigt wird, dann
könnte fortan jeder Klub wegen psychischer Beeinträchtigung Einspruch einlegen.
So weit kann es nicht gehen."
16:58 Uhr: Nicht nur für die beiden Vereine, auch für das DFB-Sportgericht ist der aktuelle Streitfall ein außergewöhnlicher: "Wir hatten noch nie ein
Verfahren, bei dem es um so viel ging", sagte Richter Lorenz. "Ich habe Verständnis, dass Hertha nach diesem Strohhalm gegriffen hat. Weil dieser
Abstieg für Hertha eine existenzielle Bedeutung
hat, vielleicht noch mehr als vor zwei Jahren."
16:52 Uhr: Zur Erinnerung: Kobiaschwili soll Schiedsrichter Wolfgang Stark nach dem Spiel mit der Faust auf den Hinterkopf geschlagen
haben. Die Berliner hätten zudem "die Schiri-Kabine stürmen" wollen, hatte Stark
berichtet und die entscheidende Behauptung der Berliner Offiziellen entkräftet:
"Wenn man unmittelbar nach dem Schlusspfiff so massiv und gezielt auf das
Schiedsrichter-Team losgehen kann, stellt sich die Frage nicht, ob die Spieler
Todesängste ausgestanden haben."
Hertha und Fortuna müssen mit Vereinsstrafen rechnen
16:47 Uhr: Unabhängig von dem Streit um eine Spielwiederholung wird die Skandalpartie vom vergangenen Dienstag aber noch ein Nachspiel haben. Sowohl Fortuna Düsseldorf als auch Hertha BSC
Berlin müssten "mit Vereinsstrafen" rechnen, hatte Richter Hans E. Lorenz angekündigt. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt zudem gegen Torhüter Thomas
Kraft, Christian Lell, Andre Mijatovic und Kobiaschwili sowie gegen
Fortuna-Kapitän Andreas Lambertz wegen Fehlverhaltens. Die Urteile werden noch
in dieser Woche erwartet.
16:35 Uhr: Der Fortuna-Präsident äußerte aber auch Verständnis für die Haltung der Berliner: "Auf der einen Seite muss jeder Verständnis haben, dass in einem
Rechtsstaat alle Instanzen anzuwenden sind. Ich überlasse jedem Verein seine
Bewertung. Da will ich mich heute nicht groß aus dem Fenster lehnen", sagte
Frymuth.
Fortuna-Präsident Frymuth zeigt sich "im Grunde erleichtert"
16:32 Uhr: Fortuna Düsseldorf hofft dagegen, dass das DFB-Bundesgericht das erstinstanzliche Urteil bestätigt. "Im Grunde sind wir erleichtert und erfreut, dass das Ergebnis
Bestand hat. Wir hoffen und gehen davon aus, dass das auch in zweiter Instanz
Bestand haben wird', sagte Fortuna-Präsident Peter Frymuth. In erster
Instanz sei "alles ausführlich beleuchtet worden. Und das Ergebnis ist deutlich.
Unsere Feststellung ist, dass das Spiel ordnungsgemäß zu Ende gebracht
wurde."
16:23 Uhr: Für die Verhandlung vor dem DFB-Bundesgericht sieht Hertha-Anwalt Schickhardt gute Chancen für seinen Verein. "Die Videobeweise werden zeigen, dass die Umstände ganz klar zu einer
Schwächung geführt haben", sagte er. Aufgrund der Urteilsbegründung - in der Richter Hans E. Lorenz den Platzsturm als Ausdruck eines "positiven Aufstiegsgefühls" gewertet hatte - seien die Chancen auf einen Erfolg vor dem
Bundesgericht besser als je zuvor, glaubt Schickhardt.
16:21 Uhr: Solange es keine endgültige Entscheidung zur Frage nach einer Spielwiederholung gibt, stecken beide Vereine in einer Art Niemandsland zwischen 1. und 2. Liga. Um die Zeit der unsicheren Planung zu kurz wie möglich zu halten, hat das Sportgericht die
Einspruchsfrist von Hertha BSC von einer Woche auf
24 Stunden verkürzt.
16:15 Uhr: Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt übte nach der Entscheidung Kritik am DFB-Sportgericht: "Alle haben gesehen, dass das ein irreguläres Spiel war. Das war am Ende kein
Fußballspiel mehr. Das Gericht hat von einem positiv besetzten Platzsturm
gesprochen. Das ist ein lustiger Begriff für das, was wir gesehen haben", sagte
er in seiner Begründung für den Gang vors Bundesgericht. Mit diesem Urteil und diesem Verfahren habe "das Sportgericht
nicht den selbstgebildeten Ansprüchen genügt", sagte er.
Keine Euphorie in Düsseldorf
16:08 Uhr: Nach der Urteilsverkündung verließen die Fortuna-Spieler das Trainingsgelände - winkend, aber weitgehend wortlos.
16:06 Uhr: Die Spieler von Fortuna Düsseldorf nahmen das Urteil ohne große Euphorie und Jubelstimmung auf. Nach einem Training am Vormittag blieben die
Fortuna-Profis noch bis zum Nachmittag auf dem Vereinsgelände. Über
Fernsehen und Internet verfolgten sie die Nachrichten aus der DFB-Zentrale.
15:55 Uhr: Hertha will das Urteil nicht hinnehmen. Keine Stunde nach dem Urteil gaben die Berliner bekannt, dass sie im Kampf um eine Spielwiederholung vor das Bundesgericht ziehen.
Ordnungsdienst der Fortuna hat "komplett versagt"
15:53 Uhr: Der Vorsitzende des Sportgerichts richtete aber auch deutliche Worte in Richtung Fortuna Düsseldorf: "Der Ordnungsdienst hat komplett versagt", sagte er in seiner Urteilsbegründung. "Die
Bundesliga-Tauglichkeit muss man auf dem Platz und im Umfeld unter Beweis
stellen. Da muss die Fortuna noch gewaltig nachbessern."
15:47 Uhr: "Der Versuch, nachzuweisen, dass die Berliner unter Angst standen, blieb ohne
Erfolg. Es wurde kein Berliner Spieler verletzt oder körperlich angegriffen oder
musste ausgewechselt werden. Wäre das der Fall gewesen, hätte der Einspruch
erfolgt gehabt", so Lorenz weiter. "Hätte der Platz nicht geräumt werden können -
auch dann hätte eine Spielumwertung stattfinden müssen."
15:44 Uhr: Die Entscheidung sei "schwierig" gewesen, sagte Richter Lorenz weiter - es habe auch nicht viel zu einem gegenteiligen Urteil gefehlt. Aber: "Es war eine Tatsachenentscheidung. Das Spiel wurde dreimal unterbrochen und
dreimal fortgesetzt. Das sind Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters."
15:33 Uhr: Lorenz betonte auch, dass die Düsseldorfer Fans am vergangenen
Dienstag das Spielfeld "nicht mit der Absicht, Gewalt auszuüben", sondern beim
"Ausleben ihres Glücksgefühls" gestürmt hätten. Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt hatte die Situation - naturgemäß - anders bewertet: In einem flammenden Plädoyer hatte er von chaotischen Umständen "mit historischen Maßstäben" gesprochen und gesagt: "Von diesem Urteil sollte ein Signal ausgehen, bevor es irgendwann
Tote gibt. Es geht darum, den Spielbetrieb vor Verrohung, Anarchie und Gewalt zu
sichern. Vielleicht ist das die letzte Chance", erklärte Schickhardt: "Dazu
bedarf es keines Blutvergießens."
Schwächung der Hertha "nicht nachzuweisen"
15:30 Uhr: Richter Lorenz folgte der Argumentation von DFB-Chefankläger Anton
Nachreiner, dass durch die Beweisaufnahme "eine Schwächung nicht nachzuweisen"
gewesen sei. Herthas Anwalt Christoph
Schickhardt hatte argumentiert, die Spieler hätten "Todesangst" gehabt und die
Mannschaft sei laut DFB-Statuten durch einen "im Spiel auftretenden Umstand"
geschwächt gewesen.
15:24 Uhr: So hat das Sportgericht sein Urteil begründet: "Der Einspruch hatte keinen Erfolg, weil kein Einspruchsgrund nachzuweisen war",
sagte der Vorsitzende Hans E. Lorenz. "Der Schiedsrichter hat
jederzeit regelkonform gehandelt, und die von Hertha BSC behauptete einseitige Schwächung durch die
Unterbrechung konnte nicht belegt werden."
15:18 Uhr: Hertha hat 24 Stunden Zeit, Berufung beim DFB-Bundesgericht einzulegen. Im Falle eines Ganges vor das Bundesgericht würde es wohl am Mittwoch zu einer
weiteren Verhandlung am Grünen Tisch kommen. Danach wäre ein Gang vor das DFB-Sportgericht möglich.
15:15 Uhr: Laut erster Instanz sind
die Berliner abgestiegen, während die Fortuna nach 15 Jahren in die Bundesliga
zurückkehrt. Die Kosten des Verfahrens trägt Hertha BSC. Allerdings haben die Berliner noch die
Chance, das DFB-Bundesgericht anzurufen.
15:14 Uhr: Das Skandalspiel vom vergangen Dienstag wird demnach nicht wiederholt. Das DFB-Sportgericht wies den Einspruch von Hertha BSC als unbegründet zurück.
DFB-Sportgericht weist Herthas Einspruch ab
15:10 Uhr: Das Urteil ist gefallen. Herthas Einspruch ist abgewiesen.
15:04 Uhr: Es heißt weiter Warten. Die Urteilsverkündung des DFB-Sportgerichts verschiebt sich um einige
Minuten, heißt es aus Frankfurt.
14:57 Uhr: Jetzt sind auch die Vertreter von Hertha BSC Berlin beim Sportgericht eingetroffen. Das Urteil soll im "Sepp Herberger Raum" verkündet werden. Die Spannung steigt.
14:48 Uhr: Rückblick zum Freitag - warum wurde nicht bereits ein Urteil gefällt? Ausführlich hatten beide Seiten über Stunden ihre Argumente ausgetauscht. Der Sportgerichts-Vorsitzende Hans E. Lorenz verteidigte am Freitagabend die Vertagung auf Montag: "Es gab kontroverse Anträge. Wir wollten nichts übers Knie
brechen", sagte er. Andererseits steht das Gericht unter großem Zeitdruck - schließlich sollte die Bundesliga-Saison längst abgeschlossen sein.
Experten erwarten langwierigen Streit
14:30 Uhr: In Frankfurt tagt das Sportgericht in der DFB-Zentrale, zahlreiche Journalisten warten auf das Urteil. Wie "Express" und Berliner "B.Z." übereinstimmend berichten, ist von den Hertha-Vertretern nichts zu sehen. Fortuna-Finanzvorstand Jäger sei demnach schon seit dem Mittag in der DFB-Zentrale.
14:10 Uhr: Ganz gleich, wie das Urteil des DFB-Sportgerichts ausfällt - der Streit wird damit wohl nicht beendet sein. Experten erwarten einen Prozess-Marathon. Beide Seiten haben theoretisch die Möglichkeit, in zweiter Instanz das DFB-Bundesgericht anzurufen. Danach könnte das DFB-Schiedsgericht folgen. Selbst der Internationale Sportgerichtshof CAS könnte theoretisch noch eine Rolle in der Auseinandersetzung spielen.
Montag, 10 Uhr: Fortunas Finanzvorstand Paul Jäger kündigt an, sich die zu erwartende Geldstrafe für den Platzsturm von den Beteiligten zurückzuholen. "Wir werden das unter denen aufteilen, die wir ausfindig machen können", sagte er dem "Express".
Die Vorgeschichte - Platzsturm, Einspruch, Verhandlung
Freitag: Das DFB-Sportgericht tagt fast sieben Stunden lang - und vertagt dann den Urteilsspruch auf Montag.
Fortuna-Empfang im Rathaus
Mittwoch: Katerstimmung in Düsseldorf: Hertha BSC legt Widerspruch gegen das Spielergebnis ein. In der Schlussphase des chaotischen Spiels sei ein regulärer Spielbetrieb nicht mehr möglich gewesen, argumentierte Hertha-Manager Michael Preetz. Deshalb müsse das Spiel wiederholt werden. Die Berliner Spieler hätten "Todesangst" gehabt, sagte Vereins-Anwalt Christoph Schickhardt. Fortuna Düsseldorf sagt die eigentlich für Samstag geplante Aufstiegsfeier ab.
Dienstag: Das Relegations-Rückspiel in Düsseldorf wurde kurz vor Schluss zum Skandalspiel. Weil Hertha-Fans nach dem 2:1 für Fortuna Düsseldorf bengalische Feuer aufs Spielfeld geworfen hatten, wurden sieben Minuten Nachspielzeit ausgerufen. Fans, die sich um das Feld drängten, interpretierten einen Pfiff des Schiedsrichters falsch, stürmten den Rasen - die Folge: eine 20-minütige Unterbrechung. Referee Wolfgang Stark ließ anschließend noch einmal etwa 90 Sekunden spielen. Am Ende reichte das 2:2-Unentschieden für Fortuna nach dem Auswärtssieg im Hinspiel für den Aufstieg. (we mit Material von sid/dapd)