Essen.. Macht Laufen schlau? Mit dieser und anderen Fragen beschäftigt sich der Sportmediziner Dr. Joachim Schubert in unserer Online-Sprechstunde.
Ich hatte 2004 eine Kniegelenksarthoskopie. Leider habe ich seit zwei Jahren wieder erhebliche Schmerzen. Kann ich trotzdem auf einen Crosstrainer? Oder wäre ein Ergometer angebrachter? R. Thurmeier
Dr. Joachim Schubert: Hallo, die Belastung bei einem Fahrradergometer ist aufgrund der Gewichtsentlastung durch den Sattel wesentlich „Knie-freundlicher“ als beim Cross-Trainer. Wichtig wäre es für Sie allerdings herauszufinden, weshalb die Kniebeschwerden wieder aufgetreten sind. Sie sollten den Arzt konsultieren, der Sie operiert hat.
Wieder regelmäßig joggen trotz Fersensporn?
Sehr geehrter Dr. Schubert, ich habe seit fast vier Jahren beidseitig einen Fersensporn. Ursache ist ein Knick-Senk-Spreiz-Fuß beidseitig. Vor den Beschwerden habe ich regelmäßig gejoggt. Seitdem ist es nicht mehr möglich. Stoßwellentherapie, Medikamente und Spritzen mit Novokain haben kaum Erfolge gezeigt. Spezielle Einlagen und Physiotherapie zeigen gute Erfolge. Sobald ich aber mit Laufen anfange, treten die Beschwerden sofort wieder auf. Für meinen Beruf ist Fitness aber wichtig. Zudem ist das Laufen ein guter Stressabbau für mich. Kurz, mir fehlt das Joggen. Wie kann ich die Beschwerden dauerhaft loswerden und wieder regelmäßig joggen? T. Stolz
Dr. Joachim Schubert: Hallo, der Fersensporn ist die Folge einer lang anhaltenden chronischen Fehlbelastung oder Überlastung der Muskel- und Sehnenstrukturen des Fußes. Fußdeformitäten wie Senk-Spreiz-Füße können eine Ursache sein, sind jedoch meist auch nur ein Teil einer komplexen Fehlstatik. Die Probleme fangen oft schon im Bereich des Rückens an, muskuläre Dysbalancen, Wirbelsäulenskoliosen, Blockierungen der Wirbelsäule oder des Beckens, Irritationen der Spinalnerven und vieles andere mehr kann da eine Rolle spielen. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Sportmediziner gründlich und „ganzheitlich“ untersuchen. Der chronische Schmerz lügt oft, das heißt: Die Ursache liegt oft ganz weit entfernt.
Bergsteigen und Sport nach Milz-Op?
Sehr geehrter Herr Dr. Schubert, ich bin 54 Jahre alt und begeisterter Bergsteiger, Bergläufer und Skifahrer. Im Februar dieses Jahres wurde mir die Milz entfernt. Meine Fragen wären: Wann kann ich wieder mit leichtem Training beginnen? Kann ich später wieder in größere Höhen (4000 bis 6000 Meter) steigen und was sollte ich dabei beachten? Klaus Rohn
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Rohn, die Milz ist ein Bauchorgan, das in der inneren Medizin eine wichtige Rolle spielt: Sie baut verbrauchte rote Blutkörperchen ab und speichert weiße Blutkörperchen, die so genannten „Polizisten des Blutes“, und Blutplättchen, die wichtig für die Blutgerinnung sind. Nach einer Milzentfernung besteht zunächst eine erhöhte Thrombosegefahr. Später sind Sie einer erhöhten Infektanfälligkeit ausgesetzt, insbesondere im Hinblick auf einige Infektionskrankheiten der Atemwege bis hin zur Lungenentzündung.
Ich empfehle Ihnen dringend, sich bei einem Internisten vorzustellen. Dieser kann Ihnen anhand von Laboruntersuchungen mitteilen, ab wann Sie wieder mit Sport beginnen können und wie Sie die sportliche Belastung allmählich steigern können. Bezüglich des Bergsteigens bleibt ein erhebliches Risiko, zum einen wegen der Infektionsgefahr, zum anderen wegen möglicher Veränderungen im Bereich des roten Blutbildes (Sauerstofftransport). Hier sollten Sie nach Rücksprache mit dem Internisten vorsichtig dosierte Belastungsversuche unternehmen – ohne die Garantie, dass Ihr Körper Sie wieder in große Höhen tragen wird.
Laufend lernen?
Sehr geehrter Herr Dr. Schubert, ich hätte ein paar Fragen zum Thema Aufnahmefähigkeit des Gehirns dank/durch sportliche/r Betätigung. Kann es während des Laufens grundsätzlich einen "Lerngewinn" geben? Anders gefragt: Kann ich nach einem Lauf "schlauer" sein, weil durch den angeregten Kreislauf auch mein Gehirn aufnahmefähiger ist? Ein Bekannter behauptet, er könne auf dem Laufband besser Text auswendig lernen. Worin könnte das Gehirn aufnahmefähiger sein, also in welchen Bereichen sind die besten Lernerfolge beim Laufen denkbar? Kann ich bereits Erlerntes besser auswendig lernen/speichern/erinnern, wenn ich "unterwegs" bin? Oder fällt es mir sogar leichter, zum Beispiel eine Sprache neu zu lernen? (Gesetzt den Fall, ich habe einen Audio-Sprachkurs z.B. auf mp3, und lerne neue Wörter oder Redewendungen während des Laufens - führt das zu schnelleren Erfolgen als sitzend am Schreibtisch oder auf der Schulbank?) Gibt es einen (Zeit)Punkt, von dem ab auch das Gehirn auf "Aus" schaltet und kein Lerngewinn mehr denkbar ist? Hintergrund: Marathonläufer berichten nicht selten davon, dass sie kalte Hände haben oder an anderen Stellen irgendwann schlecht(er) durchblutet sind. Ist das allein ein subjektives Empfinden? Oder schaltet der Körper bei Ausdauerbelastung um und durchblutet zum Beispiel fürs Laufen "unwichtige" Regionen weniger? Könnten also auch gewisse Gehirnpartien ab einer gewissen Körperbeanspruchung "unterversorgt" sein, so dass folglich nicht alle kognitiven Leistungen (Erinnern/Lernen/Auswendig Lernen etc.) in vollem Umfang abrufbar sind? Gibt es Ihrer Ansicht nach d i e geeignete Sportart (mit körperlicher Anstrengung, also nicht etwa Schach!), bei der das Gehirn sich zu ungeahnter Leistungsfähigkeit hochschwingt? Was empfehlen Sie? Lässt sich das immer auch in Lernerfolgen oder Erkenntnisgewinn messen, wie könnte ich das überhaupt überprüfen? Volker Stephan
Dr. Joachim Schubert: Hallo Herr Stephan, da stellen Sie mir ja interessante Fragen. Meine Antworten besitzen nicht den Anspruch, absolut wissenschaftlich valide zu sein.
1. Sicherlich kann Ausdauersport wie Laufen durch die Verbesserung der Gehirndurchblutung die Konzentrationsfähigkeit verbessern. Dies ist individuell und variabel. Laufen fördert allerdings auch die Bereitschaft zum „inneren Nachdenken“, was zu der Auseinandersetzung mit Lerninhalten im Widerspruch steht.
2. Es gibt derzeit Hinweise, dass Lernen auf einem Laufband zu einem nachhaltigeren Erfolg führt als am Schreibtisch. Die für Lernprozesse wichtigen Hirnregionen werden ebenso wie alle anderen vermehrt durchblutet, ob dies aber zu einer verbesserten Merkleistung führt, ist nicht bewiesen. Die kognitiven Leistungen verbessern sich allerdings, der Sportler kann seine jeweiligen Hirnregionen offenbar besser „ausnutzen“. Nach diesen Theorien sollte es Ihnen tatsächlich leichter fallen, eine Sprache auf einem Laufband zu erlernen – versuchen Sie es!
3. Sie beantworten diese Frage fast schon selbst. Sicherlich kann es bei sportlicher Überforderung zu einem Punkt kommen, wo die Gehirndurchblutung deutlich nachlässt. Die positiven Effekte des Laufens beziehen sich auf „moderaten“ Sport. Es ist auch bekannt, dass Menschen, die sehr häufig sehr intensiv Sport betreiben, in ihren kognitiven Leistungen eher abnehmen.
4. Ich denke, dass das Laufen und das Schwimmen die besten Sportarten für diesen Zweck sind, da man sich bei ihnen am besten konzentrieren kann und am wenigsten durch technische Probleme (Radfahren!) abgelenkt wird. Feststellen können Sie das nur subjektiv, Sie müssen es einfach versuchen. Die Wissenschaft forscht an diesem Thema und liefert ständig neue Ergebnisse. Mäuse jedenfalls erkennen schneller und merken sich besser, wenn sie in Bewegung gesetzt werden als bewegungsarme Artgenossen.
Ein ganz wichtiges Ergebnis der Wissenschaft muss ich Ihnen aber noch mitteilen: eindeutig erwiesen ist, dass statistisch regelmäßiger Sport vor frühzeitiger Demenz zu schützen vermag, Abbauprozesse des Gehirns werden gestoppt oder verlangsamt. Lohnt sich also in vielerlei Hinsicht, unser Sport!
Harte oder weichere Einlagen?
Hallo Herr Dr. Schubert, ich habe seit ein paar Monaten Plantarfasciitis und war heute bei einer Sportmedizinerin. Sie hat mich an einen Fußspezialisten überwiesen, der weichere Einlagen anfertigt und hat mir diese speziell zum Joggen empfohlen. Zwei Leute aus meiner Laufgruppe schwören jedoch auf die ganz harten Einlagen. Können Sie mir bei dieser Entscheidung helfen (weiche versus harte Einlagen)? Julia Neumann
Dr. Joachim Schubert: Hallo Frau Neumann, da es sich bei der Plantarfasciitis um eine Überlastung der Sehnenplatte des Fußgewölbes handelt, diese also unter hohem Zug- oder Druckstress leidet, kann ich von einer harten Einlage nur abraten. Die Sporteinlage soll das Längs- und Quergewölbe des Fußes dynamisch unterstützen und Überpronieren, Supinieren und Absenken des Gewölbes verhindern. Eine harte Einlage übt aber zusätzlichen Druck aus und kann Ihre Beschwerden verschlimmern. Hinzuzufügen wäre, dass es für eine Plantarfasciitis meist eine Ursache gibt, die in einer Fehlfunktion der Achse Rücken-Becken-Bein-Fuß liegen kann.
Ihre Fragen, bitte!
Haben Sie auch eine Frage an den Sportmediziner? Kein Problem! Dr. Schubert geht in regelmäßigen Abständen auf die gesundheitlichen Probleme und Anliegen der Läufer aus der Region ein. Schreiben Sie eine Mail an dr.schubert@derwesten.de . Die Antworten lesen Sie dann regelmäßig auf www.derwesten.de/schubert .
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