Essen. Inka Grings hat in ihrer Karriere fast alles gewonnen. Der WM-Titel soll jetzt die Krönung ihrer Karriere werden. Die Stürmerin des FCR Duisburg hat sich von der Rebellin zum Vorbild entwickelt. Nur manchmal kommt noch das Teufelchen heraus.
Ihre Bilanz ist einmalig: Mit 352 Toren ist Inka Grings die Rekordtorschützin in der Frauenfußball-Bundesliga. 13 Treffer fehlen der sechsfachen Torschützenkönigin noch bis zum "Bomber der Nation" Gerd Müller. National und international hat sie alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt - nur der begehrteste Titel fehlt der 32-jährigen Grings noch in ihrer Sammlung: Weltmeisterin war die Stürmerin noch nie.
Die Gründe sind vielfältig: 2003 wurde Inka Grings von einer Verletzung kurz vor der WM gestoppt. 2007 stand sich die einstige Rebellin selbst im Weg und wurde nach Kritik an Bundestrainerin Neid mehrere Jahre nicht für die Nationalmannschaft nominiert. Vielleicht hatte sie deshalb sogar eine Zeit lang verdrängt, dass sie 1999 - wenn auch als Reservistin - schon einmal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen hatte. In Interviews erzählte die 90-fache Nationalspielerin (62 Tore) vor einigen Monaten, dass sie sich sehr auf ihre erste WM freue. "Das ist echt eine Schande, dass ich die WM in den USA vergessen habe. Ich habe das irgendwie verdrängt", stellte sie vor kurzem klar.
Die Rebellin ist ruhig geworden
Die WM 2011 in Deutschland sollte sie so schnell nicht vergessen: Beim ersten WM-Spiel gegen Kanada und beim zweiten gegen Nigeria musste Grings etwas überraschend auch erst einmal auf der Ersatzbank Platz nehmen. Sie habe das sehr professionell aufgenommen, lobte Bundestrainerin Silvia Neid. Gegen Frankreich war die Stürmerin dann voll da. Sie traf beim 4:2-Erfolg zweimal - dafür gab es von DerWesten die Note 1,5.
Ihr Vereinstrainer Marco Ketelaer vom FCR Duisburg schwärmte schon vor dem Turnier: "Inka ist sehr erfahren und enorm torgefährlich." Zudem habe sich die einst unbequeme Rebellin zu einem Vorbild für alle Mitspielerinnen gewandelt. "Unsere Kapitänin ist sehr pflegeleicht sowie und umgänglich und für mich mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld", betont Ketelaer.
Inka Grings sagt, sie hätte ihre innere Ruhe gefunden: "Ich weiß, wie wichtig die Gesundheit und die Familie sind und das geht einfach vor Fußball. Das war eine ganze Zeit lang nicht so." Allerdings hatte sie es auch nicht einfach: Der Tod ihres Vaters hat sie 2006 schwer getroffen. Und auch die Tatsache, dass ihr Privatleben mit einem komplizierten Dreiecksverhältnis zwischen ihr, Teamkollegin Linda Bresonik und Fußballtrainer Holger Fach von den Boulevard-Medien in die Öffentlichkeit gezerrt wurde, machte der Stürmerin zu schaffen.
"Das ein oder andere Teufelchen kommt schon mal raus"
Heute charakterisiert sich Inka Grings als offener, ehrlicher, aber auch direkter Mensch. Zudem sei sie "charmant frech - das ein oder andere Teufelchen kommt schon mal raus." Nach dem Karriereende will sie Personal-Trainer werden. Dazu macht sie gerade ein Fernstudium zum Sport- und Fitnesstrainer.
Klar Stellung bezieht Grings zu den abfälligen Bemerkungen mancher Männer über den Frauenfußball: "Man kann Fußball spielen und trotzdem eine schöne Frau sein. Das mit den kickenden Mannsbildern ist ein ausgesprochen dummes Vorurteil", sagte sie im Interview mit der Westdeutschen Zeitung. (mit dapd)