Sotschi. Das deutsche Eiskunstlauf-Paar Aljona Savchenko/Robin Szolkowy holte bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi nur die Bronzemedaille - wie schon vor vier Jahren in Vancouver. Szolkowy gestand: “Wir fühlen uns wie die extremsten Verlierer.“
Eiskunstlauf kann so grausam sein. Aljona Savchenko und Robin Szolkowy saßen auf dem blauen Bänkchen im Eisblock-Palast von Sotschi und warteten auf ihre Kür-Noten. Die viermaligen Paarlauf-Weltmeister wussten, dass sie den goldenen olympischen Abschluss einer großen Karriere verpasst hatten. Aber Eiskunstläufer weinen nicht, auch wenn sie noch so enttäuscht sind, auch wenn sie am liebsten vor Frust mit der Faust auf diese blaue Bank schlagen oder aus der Halle wegrennen würden. Stattdessen lächelten sie gequält und warfen Kusshände in Richtung ihrer deutschen Fans. Statt mit einem Gala-Programm das führende russische Paar Tatjana Wolossoschar/Maxim Trankow zu überflügeln, mussten sie nach einer Vorstellung mit zwei groben Fehlern sogar das zweite russische Paar Xenia Stolbowa/Fedor Klimow vorbeiziehen lassen. Bronze gewannen sie wie schon vor vier Jahren in Vancouver, das ist eine herbe Enttäuschung für das Duo aus Chemnitz, denn einen weiteren Anlauf in vier Jahren auf den Olympiasieg werden sie nicht mehr starten.
Aber auch Eiskunstläufer sind Menschen. Als das Licht in der Halle ausging, als die große Show beendet war, lösten sich die krampfhaft gefesselten Emotionen bei der 30-jährigen Aljona Savchenko. Auf dem Weg durch die Katakomben der Olympiahalle weinte sie bitterlich. Worte der Erklärung kamen in dieser Stunde der großen Niederlage noch nicht über die fest zusammen gekniffenen Lippen.
„Das ist verständlich. Aljona ist völlig geschafft“, sagte ihr Trainer Ingo Steuer. „Wir mussten alles riskieren.“ Savchenko/Szolkowy hatten bewusst eine russische Musik ausgesucht, um wenigstens einen Teil der 12000 Zuschauer mit Klängen von Peter Tschaikowsky auf ihre Seite zu bekommen. Aber nach 50 Sekunden ihrer Nussknacker-Kür war der goldene Traum schon geplatzt, weil Szolkowy bei der Sprungkombination gleich beim dreifachen Toeloop stürzte.
„Sir haben mutig gekämpft und alles versucht“, lobte Steuer. Und so riskierten sie zum Abschluss den dreifachen Wurf-Axel, doch Aljona Svchenko konnte ihn nicht stehen.
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„Auch wenn wir Bronze haben, fühlen wir uns wie die extremsten Verlierer", gab Szolkowy zu. Der 34-Jährige erwies sich als fairer Verlierer. Den Heimvorteil der russischen Paare, die frenetisch von ihren Fans angefeuert wurden, wollte Szolkowy nicht als Entschuldigung gelten lassen. „Wenn die Winterspiele in Deutschland gewesen wären, hätten wir auch mit einer solchen Unterstützung für uns gerechnet. Das Publikum war fair. Sie haben auch für uns geklatscht. Keiner war gegen uns.“
Ausgerechnet bei Olympia konnte das Paar nicht die Höchstleistung abrufen
Nach Platz sechs in Turin 2006 und Bronze in Vancouver 2010 konnte das deutsche Paar ein weiteres Mal ausgerechnet bei Olympia nicht seine Höchstleistung abrufen. „Aber in Vancouver war es anders, viel einfacher“, sagte Steuer, „damals lag Gold für uns auf dem Silbertablett. Diesmal mussten wir uns Bronze erkämpfen, weil die Russen wirklich saustark waren.“ Der Trainer wirkte im Gegensatz zu Aljona Savchenko völlig gefasst, sagte dann sogar in einem Anflug von Galgenhumor: „Silber ist eh keine schöne Farbe. Aber ich gebe zu, wenn man Gold will, ist Bronze bitter.“
Vor genau 50 Jahren hatte schon einmal ein deutsches Paar die große Chance auf Olympiagold. Damals wurden Marika Kilius Hans-Jürgen Bäumler nach einer heftig umstrittenen Entscheidung in Innsbruck Zweite hinter den Russen Ludmilla Belussowa/Oleg Protopopow, die gestern als eine der ersten ihren Nachfolgern Wolossoschar/Trankow persönlich in der Halle gratulierten.
Olympia - Tag 5
Kilius/Bäumler waren auch ohne Gold Deutschlands Traumpaar. Das waren die aus der Ukraine stammende Savchenko und Szolkowy, der Sohn einer Deutschen und eines Tansaniers, nie. Vielleicht waren sie zu Multikulti für Deutschland, meinen einige. Wahrscheinlich spielte aber die Stasi-Affäre ihres Trainers und dessen oft brüskes Auftreten die größere Rolle.
Rücktritt von Savchenko/Szolkowy ist offen
Wie es weiter geht mit Savchenko/Szolkowy, ist noch nicht ganz klar. Der Rücktritt steht bevor. Aber als Aljona Savchenko ihre Tränen getrocknet hatte, kündigte sie an: „So wollen wir uns nicht verabschieden. Wir treten im März bei der WM an.“