München.. Nach der Kritik von Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß geht nun auch Sportdirektor Christian Nerlinger auf Distanz zu Trainer Louis van Gaal.
Eigentlich könnte beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München nach dem souveränen 5:1-Erfolg gegen den 1. FC Kaiserslautern entspannte Ruhe herrschen. In der Liga beträgt der Rückstand auf Platz zwei nur noch drei Punkte, Superstar Arjen Robben ist wieder fit und auf dem Weg zu alter Stärke und Nationalstürmer Mario Gomez trifft derzeit wie er will. Wäre da nicht der Konflikt zwischen der Chefetage um Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Christian Nerlinger auf der einen und Trainer Louis van Gaal auf der anderen Seite.
Van Gaal hatte sich zuletzt in seinem Kompetenzbereich beschnitten gefühlt, nachdem Nerlinger angekündigt hatte, der verletzte Franck Ribery falle nun doch länger aus als ursprünglich geplant. Eine solche Aussage sei nicht Aufgabe des Sportdirektors, so der Niederländer. Daraufhin konterte Nerlinger am Montag in der Bild-Zeitung und wies die Kritik als "lächerlich" zurück.
"Es ist nicht die Aufgabe des Trainers, meine Aussagen öffentlich zu kommentieren. Als direkter Vorgesetzter und auch sportlich Mitverantwortlicher ist es mein Recht und auch meine Pflicht, mich zu solchen Dingen zu äußern", sagte Nerlinger: "Wir saßen am Freitag nach der Pressekonferenz zusammen. Da hat er mich auf gar nichts angesprochen. Ich bin der Meinung, man sollte Dinger intern regeln, wenn einem etwas nicht gefällt. Das verlangt Louis van Gaal ja ansonsten auch. Er muss wissen, dass es in diesem Verein auch andere Personen gibt, die für den sportlichen Bereich verantwortlich sind."
Bereits am Samstag hatte Präsident Hoeneß, nach seiner Kritik van Gaal sei "beratungsresistent", im Interview mit der Süddeutschen Zeitung nachgelegt. "Die Frage ist, ob man immer mit dem Kopf durch die Wand muss", sagte Hoeneß und bezog sich dabei auf den überraschenden Torwartwechsel des Niederländers: "Ich finde, Christian Nerlinger hat dazu kürzlich eine sehr gute Aussage gemacht: Der FC Bayern ist kein Ausbildungsverein. Er muss Erfolg haben."
Van Gaal entgegnete dem neuerlichen Seitenhieb seines Chefs mit gewohnt süffisanter Wortwahl: "Er ist der Präsident, er darf das machen. Wir haben in Cluj vereinbart, dass wir alles intern besprechen. Aber er ist unser Präsident. Er ist die Ikone - und ich kann dieser Ikone nicht widersprechen. Er darf das sagen, aber ob es die Wahrheit ist, ist etwas anderes."
Nun bleibt nach all diesen Querelen die Frage, ob die Auseinandersetzungen zwischen den Münchner Alphatieren ein hausgemachtes Manöver ist, um die Konkurrenz abzulenken oder ob da doch eine tiefe Kluft zwischen der Führungsetage und dem eigenwilligen Trainer herrscht. Zumindest die Spieler lässt dieses Thema kalt: "Diese Querelen sind in der Mannschaft zu 0,0 Prozent ein Thema", sagte Mario Gomez und zog für sich selbst ein Fazit: "Diese Dinge gehören wohl dazu. Das ist in diesem Verein offenbar normal."