Hagen.. Nach einem Jahrzehnt als Geschäftsführer von Phoenix Hagen hat Oliver Herkelmann um seine Abberufung gebeten, bleibt aber Marketingleiter. Neuer Geschäftsführer des Basketball-Bundesligisten ist Christian Stockmann.
Ein Jahrzehnt stand er an der Spitze von Phoenix Hagen, war quasi das Gesicht des Basketball-Bundesligisten. Nun hat Oliver Herkelmann „aus privaten und persönlichen Gründen“ um seine Abberufung als Geschäftsführer gebeten, tritt zeitlich kürzer und als Marketingleiter in die zweite Reihe. Sein Nachfolger auch bei der „Phoenix Hagen GmbH“ wird am 1. Juli Christian Stockmann, der offiziell bei der künftig für den Profi-Spielbetrieb zuständigen „Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA“ bereits seit Ende April in gleicher Funktion fungiert. Der Umbruch bei den Hagener Erstliga-Basketballern, mit der Gründung der neuen GmbH Ende Januar begonnen, nimmt damit Formen an. „Das ist ein in der Struktur wichtiger Rollenwechsel“, betonte Aufsichtsrats-Chef Thomas Haensel.
„Einen stärkeren Markenentwickler kann man sich nicht vorstellen“
Der Rückzug Herkelmanns aus der ersten Reihe, das räumte Haensel ausdrücklich ein, sei Anfang des Monats auch für die Klub-Gremien überraschend gekommen. „Einen stärkeren Markenentwickler für den Basketball und die Stadt Hagen als ihn kann man sich nicht vorstellen“, würdigte der Aufsichtsrats-Chef die Verdienste des Geschäftsführers, den er ein Jahr nach der Phoenix-Gründung 2005 zum Klub geholt hatte. Nach einer Dekade - vom Zweitliga-Mittelfeldteam mit 300 000 Euro Saisonetat zum etablierten Erstligisten mit fast zehnmal so hohem Budget - steigt der Geschäftsführer angesichts der stetig steigenden Belastungen nun aber partiell aus. „Meine Bitte hat damit zu tun, dass die Strukturen nicht mitwachsen konnten“, erklärt Herkelmann, „es sind immer mehr Verantwortlichkeiten bei mir gelandet.“ Dass man die Struktur nie verbessert habe, sondern Geld immer in den Sport gesteckt habe, bestätigte auch Haensel. „Dass Phoenix sich wirtschaftlich nicht stabilisieren konnte, hat dazu geführt, dass wir eine unzureichend ausgestattete Geschäftsstelle haben“, räumt er ein und vergleicht: „Wenn Ingo Freyer mit nur drei Ausländern spielt, kann das ja auch nicht funktionieren.“
Freyer und Wriedt nun mehr gefordert
Als Marketingleiter - und Nachfolger des bisher dort tätigen Justin Jürgens von der Agentur Elephants Can Jump - bleibt Herkelmann bei Phoenix, mit auf aktuell 20 Wochenstunden reduziertem Umfang. Im sportlichen Bereich sind die Trainer Freyer und Steven Wriedt stärker als bisher zuständig, sollen etwa Spielerverpflichtungen konkreter vorbereiten. Die kaufmännische Verantwortung für beide Gesellschaften übernimmt am 1. Juli nun Christian Stockmann, der ursprünglich nur als Geschäftsführer für die „Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA“ vorgesehen war. Der 38-jährige Jurist aus Rheine, ein Studienfreund des Phoenix-Gesellschafters und ehemaligen Aufsichtsrat-Mitglieds Thomas Streppel, hat sich mit der Übernahme von Management-Aufgaben selbstständig gemacht - zuletzt mit dem Schwerpunkt Interims-Krisenmanagement. Als Fulltime-Job soll er nun maßgeblich die Restrukturierung des finanziell angeschlagenen Basketball-Bundesligisten vorantreiben. „Als Fremder, der nicht zur Hagener Basketball-Gemeinde gehört, fällt es mir leichter, auch unpopuläre Maßnahmen zu entscheiden“, ist Stockmann überzeugt, der vor allem die neuen Gesellschafter stärker einbinden will. Als eine Hauptaufgabe des Vereins sieht er die Gewinnung überregionaler größerer Geldgeber: „Wir sind einer der wenigen Klubs, die keinen Namenssponsor haben.“ Zur Unterstützung ist als neuer Sponsoring- und Vertriebsleiter Martin Degen (28) eingestiegen, der für die Akquise und Betreuung von Sponsoren zuständig sein wird.
Denn dass die finanzielle Lage von Phoenix weiter angespannt ist, daraus machen die Verantwortlichen keinen Hehl. Der dreijährige Sanierungsplan mit der Liga, mit dem die halbe Million Verbindlichkeiten ab Mitte 2013 abgebaut werden sollten, müsse gestreckt werden. Etwa 100 000 Euro in der ersten Saison habe man geschafft, je 200 000 in den darauffolgenden Spielzeiten seien ambitioniert. „Damit die Klasse zu halten, wäre schon sehr sportlich“, sagt Haensel. Viele Aufgaben also für Stockmann, der mit Vorgänger Herkelmann gestern zur Bundesliga-Zentrale nach Köln reiste und sich dort bei (Noch-)Geschäftsführer Jan Pommer vorstellte.