Thomas Tuchel hat mit dem FC Chelsea die Champions League gewonnen. Damit ist er als Trainer zu den Großen aufgestiegen. Ein Kommentar.

Abpfiff in Porto. Manche Chelsea-Spieler rasten aufeinander zu, andere sanken ergriffen zu Boden. Pep Guardiola täuschte Lässigkeit vor, mit den Händen in den Hosentaschen ging er auf den Rasen. Und er lächelte scheinbar gönnerhaft, als Thomas Tuchel auf ihn zukam. Getröstet zu werden von einem Kollegen, der mal sein Fan war, das muss schlimm gewesen sein für den Star-Trainer von Manchester City. Guardiola küsste die Silbermedaille. Eine Minute später küsste Tuchel die Trophäe.

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Thomas Tuchel ist Champions-League-Sieger. Das muss man mal wirken lassen.

Borussia Dortmund trennte sich von Tuchel 2017 trotz des Pokalsiegs

Die Probleme, die er damals bei Borussia Dortmund hatte, sind ja nicht erfunden. Schwieriger Typ – das war noch eine dezente Beschreibung. Die BVB-Chefs hatten sich 2017 definitiv nicht aus einer Laune heraus trotz des Pokalsieges von diesem Trainer getrennt.

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Aber Thomas Tuchel hat seinen Weg gemacht. Er führte schon Paris ins Champions-League-Finale, entlassen wurde er dort Ende 2020 vor allem wegen eines Zerwürfnisses mit Sportdirektor Leonardo. Chelsea holte ihn im Januar nach England, als der Klub sämtliche Ziele schwinden sah. Die superteure Mannschaft stand auf Platz neun der Premier League, sie brauchte dringend eine Struktur. Thomas Tuchel gab sie ihr.

Tuchel schwärmt nach dem großen Finalsieg von seiner Familie

Natürlich muss man es auch nicht wie ein Wunder feiern, wenn so ein Team einen Titel gewinnt. Aber auf dem Favoritenzettel für den Champions-League-Triumph standen definitiv andere Klubs, nicht zuletzt Manchester City, die vermeintlich beste Mannschaft aus der finanzstärksten Liga der Welt. Aber Chelsea hatte den besseren Plan. Den von Tuchel.

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Nach dem Finalsieg schwärmte er davon, dass seine Familie bei ihm ist. Seine Eltern, „die mich zu jedem Fußballplatz gefahren haben“. Seine Kinder. Und nicht zuletzt seine Frau Sissi, „die schon in der Landesliga dabei war und sich manchmal gefragt hat, mit wem sie da zusammen ist“. Ein Champion, der sich demütig gibt und dabei authentisch wirkt: Der als Trainer nie angezweifelte, aber als anstrengend geltende Thomas Tuchel hat in Porto mehr gewonnen als nur den Königsklassen-Titel.