Krakau. Unser EM-Reporter Ralf Birkhan sah am Dienstag aus wie aus der Weichsel gezogen, nachdem ein Mercedes-Geländewagen durch eine tiefe Pfütze gerauscht war. Lesen Sie, was das mit Chuck Norris zu tun hat.
Gestern Abend war Chuck Norris im Fernsehen. Chuck Norris ist der einzige Mann, der im polnischen Fernsehen Englisch sprechen darf. Aber er ist ja auch der einzige, der während der Fahrt mit dem Busfahrer sprechen darf. Chuck Norris schläft nachts auch bei Licht. Nicht, weil er Angst vor der Dunkelheit hat, sondern weil die Dunkelheit Angst vor ihm hat.
Der Schauspieler macht im polnischen Fernsehen Reklame für eine Bank. Es geht um Kredite, aber so genau verstehe ich es nicht. Nimmt Chuck Norris einen Kredit? Oder – und das wäre fatal für die Schuldner – treibt er die Kredite ein? Er sagt zumindest einmal „Crunch-Time“. „Crunch-Time“ hat auch immer Mike Tyson gesagt, bevor er in den Boxring stieg und seine Gegner vermöbelte. Es geht dabei um Zermalmen.
Ich wäre gerne manchmal Chuck Norris. Gestern zum Beispiel, im Regen von Krakau. An einer Ampel rauscht ein Mercedes-Geländewagen durch eine tiefe Pfütze vor mir. Danach sehe ich aus wie frisch aus der Weichsel gezogen. Unter Umgehung des Schleuderprogramms.
Chuck Norris würde den Fahrer an der nächsten Ampel einholen, natürlich zu Fuß, und der Fahrer würde kurz darauf schwarzsehen. Chuck Norris hat die Farbe Schwarz erfunden. Ich gehe zurück ins Hotel und ziehe mich um. Ich muss es einsehen, dass ich nicht Chuck Norris bin. Ich habe höchstens Rosa erfunden.