Essen. Inzwischen ist die Integration türkischstämmiger Spieler in deutschen Auswahlmannschaften eines der großen und erfolgreichen Projekte des DFB geworden. Deshalb muss man nicht überhöhen, warum sich Spieler so oder so entscheiden. Ein Kommentar.
Schon mal was von Levin Öztunali gehört? Nein? Keine Sorge, das gilt nun wirklich nicht als Bildungslücke. Der Junge ist 15 Jahre alt, spielt Fußball beim Hamburger SV. Und ist ein Enkel von Uwe Seeler, einer der großen deutschen Torjäger-Ikonen.
Sollte Öztunali, und vieles spricht nach Ansicht der Experten dafür, das Talent vom Großvater geerbt haben, wird sich auch für ihn eines Tages die Frage stellen: Für welches Land soll ich in der A-Nationalelf spielen? Deutschland oder Türkei?
Das Schöne ist: Diese Frage, die sich schon eine ganze Reihe von Profis stellen mussten, wird, von Härtefällen abgesehen, langsam entspannter beantwortet. Erdal Keser, der früher für Borussia Dortmund gespielt hat und heute das Europabüro des Türkischen Fußball-Verbandes leitet, hat schon eine Antwort gegeben, die das belegt: Man werde Öztunali nicht ansprechen, aus Respekt vor Uwe Seeler.
So haben das beide Seiten nicht immer gesehen. Aber inzwischen ist die Integration türkischstämmiger Spieler in deutschen Auswahlmannschaften eines der großen und erfolgreichen Projekte des DFB geworden.
Deshalb muss man nicht überhöhen, warum sich Spieler so oder so entscheiden. Viele Fußballer sehen das sehr pragmatisch: Ein Mesut Özil ist für jedes Team ein Gewinn. Andere, wie zuletzt Ömer Toprak aus Leverkusen, schauen genau hin, in welcher Mannschaft sie die Chance auf einen Stammplatz haben. Und das ist, auch dank der türkischstämmigen Spieler mit dem Bundesadler auf dem Trikot, immer noch die Elf der Türkei.