Düsseldorf. Für die Kleinen ist es der größte Tag des Jahres, für die anderen ein besseres Trainingsspiel: Am Wochenende treffen im DFB-Pokal Fußballwelten aufeinander. Sechstligist FC Schönberg erwartet den VfL Wolfsburg, der BVB reist zum FC Oberneuland. Sensationen: durchaus möglich.

Wild entschlossen sehen sie aus. Mit Hammer und Bohrer ausgestattet, marschieren die Spieler des FC Schönberg 95 Richtung Tor. Was im Trailer zum DFB-Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg dann folgt, ist wohl das Geheimrezept der unterklassigen Teams. Mit Brettern wird das eigene Gehäuse vernagelt. Ganz so einfach ist es dann zwar doch nicht, es steht aber sinnbildlich für Mannschaften wie den Sechstligisten.

Während die Bundesligisten die Tingeltour über teils unentdeckte Flecken der Fußball-Landkarte eine Woche vor dem Start in die Jubiläumssaison vor allem als Standortbestimmung sehen, ist der Pokal für Mannschaften wie Schönberg, die SV Roßbach/Verscheid oder den SV Falkensee-Finkenkrug der Höhepunkt des Jahres. Mit dem brandenburgischen Sechstligisten kehrt der frühere Bundesligaprofi Frank Rohde als Trainer am Samstag gegen den VfB Stuttgart noch einmal auf die große Bühne zurück. Ein großer Tag also für die Kleinen. Sensationen nicht ausgeschlossen.

Für FC Oberneuland ist Duell gegen BVB "das größte Spiel, dass der FCO je hatte"

An Wolfsburgs Trainer Felix Magath erinnert man sich in Schönberg gerne zurück. 2001 war der Verbandsligist aus Mecklenburg-Vorpommern schon einmal an besagter Sensation dran. Doch nach einer 2:0-Führung gegen den VfB Stuttgart hieß es damals 2:4. Trainer der Schwaben: Magath. Dass die "Wölfe" im vergangenen Jahr gegen den Regionalligisten RB Leipzig ausschieden, ist vergeben, aber nicht vergessen. Ein erneutes Erstrundenaus am Samstag: Indiskutabel.

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Das gilt natürlich auch für die beiden Finalisten Borussia Dortmund und Bayern München. Der BVB trifft am Samstag zur Bundesligazeit im Bremer Weserstadion auf den FC Oberneuland. Nach der Schlappe im Supercup gegen den Rekordmeister ist der Viertligist der richtige Sparringspartner für den Titelverteidiger, um rechtzeitig zum Bundesliga-Eröffnungsspiel gegen Werder Bremen am 24. August auf Betriebstemperatur zu kommen. Oberneulands Präsident Holger Micheli sagt: "Es ist das größte Spiel, dass der FCO je hatte." Lob gibt es auch vom BVB-Trainer. "Oberneuland ist souverän aufgestiegen und
spielt dominanten Fußball", sagte Jürgen Klopp, schränkte aber auch ein:
"Inwieweit sie das auch gegen uns zeigen werden, weiß ich nicht."

Die Münchner haben am Montag in Zweitligist Jahn Regensburg nicht nur die auf dem Papier schwerste Aufgabe, sondern auch das Livespiel erwischt. Zusätzliche Einnahmen neben den knapp 100.000 Euro Startgeld sind garantiert. Für den Pokalsieger winken am Ende über sechs Millionen Euro an Einnahmen. Nicht nur deshalb gilt für die Bundesligisten: Verlieren verboten.

Gladbach will die Neuzugänge für den Champions-League-Auftakt einspielen

Eine schwierige Aufgabe vor allem für Borussia Mönchengladbach und dem Hamburger SV, die bei den Zweitliga-Absteigern Alemannia Aachen und Karlsruher SC ran müssen. Für HSV-Coach Thorsten Fink bringt die Rückkehr nach Karlsruhe gleich eine doppelte Brisanz mit sich. Der 44-Jährige spielte von 1994 bis 1997 bei den Badenern. Außerdem sicherte sich der HSV die Dienste des KSC-Talents Hakan Calhanoglu. Allerdings erst ab der übernächsten Saison, bis dahin wurde der 18-Jährige verliehen - an den KSC. "Klar ist es schwer für mich, weil alle auf mich schauen werden. Ich werde alles geben, auch wenn es wehtut", sagte der türkische Junioren-Nationalspieler.

Für die Borussia ist Aachen vor dem Heimspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen Dynamo Kiew am Dienstag eine gute Möglichkeit, die neu formierte Mannschaft um die Millionen-Einkäufe Luuk de Jong, Alvaro Dominguez und Granit Xhaka einzuspielen. "Wir haben schon in der letzten Saison gemerkt, wie schwer es gegen Drittligisten ist", sagt Trainer Lucien Favre. Um weiterzukommen "müssen die Spieler zu 100 Prozent fokussiert sein".

Am DFB-Pokalwochenende steigen viele Derbys

Neben dem Westduell bringt die erste Runde fast schon inflationär viele Derbys mit sich. In Ostwestfalen erwartet Arminia Bielefeld am Sonntag den SC Paderborn, im Osten sorgen am Montag der Chemnitzer FC und Dynamo Dresden für Alarmstimmung. Neben Bayerns Südduell in Regensburg hat auch der Norden bereits am Freitag mit der Partie des VfB Lübeck gegen Eintracht Braunschweig sein Derby. Auch hier: Sensation nicht ausgeschlossen. (dapd)