Dortmund.. Der Brasilianer Dede wird Borussia Dortmund nach dem letzten Saisonspiel am Samstag nach 13 Jahren verlassen. Ein 30 Quadratmeter großes Graffiti mit Dedes Konterfei erinnert künftig in einem Treppenhaus der Südtribüne an den Kult-Brasilianer.
Dass der neue Deutsche Meister Borussia Dortmund seinen Titelgewinn gleich zwei Mal feiern kann, ermöglicht dem Brasilianer Leonardo de Deus Santos, kurz Dede, ein perfektes Drehbuch für seinen Abschied. Am Nachmittag des 30. Aprils, als sich der BVB vorzeitig den Titel sicherte, flossen die Freudentränen.
Nach neun Jahren hatten die Dortmunder wieder die Meisterschaft gewonnen. Für Dede schloss sich ein Kreis. 2002 hatte er, als 24-Jähriger, den letzten Titel mitgefeiert. 2011 ist er als 33-Jähriger ein Routinier im Kader. Und ein Abgänger. An diesem Meister-Samstag wird er nach 321 Bundesliga-Spielen für seinen BVB das letzte Mal zum Kader gehören. Obwohl es die Schale gibt, werden traurig-rührende Abschiedstränen fließen. Bei Dede. Und bei seinen vielen Fans, die auf einen letzten Einsatz hoffen. „Ich habe kaum Kraft zu spielen. Ich habe in den letzten Tagen wenig geschlafen und wenig gegessen“, verriet der Brasilianer, der seit Anfang der Woche die Stunden bis zu seinem Abschied runterzählt, gestern.
Dede kam im Sommer 1998 zum BVB und war der erste Transfer des neuen Sportdirektors Michael Zorc. Der 20-Jährige war ein typischer Brasilianer mit den üblichen Eingewöhnungsproblemen. Wie in seiner Heimat üblich, verbrannte er den Müll auf der Terrasse. Im Winter kam er zu spät zum Training, weil die Frontscheibe seines vermeintlich defekten Autos zugefroren war. Und er hatte Ärger mit den Nachbarn, weil die Hausfreunde in seiner Samba-WG bis in die Morgenstunden bei offenen Fenstern zu heißen Rhythmen tanzten, während Dede längst im Bett lag.
Manfred Uhlig muss lächeln, wenn er diese Geschichten hört. „Er war eigentlich nie ein typischer Brasilianer“, erinnert sich der Dortmunder, der den Brasilianer 1999 auf einem Flug zu einem Auswärtsspiel kennenlernte. Heute verbindet den Profi und den BVB-Schiedsrichterbetreuer eine Freundschaft. „Diese Jugendsünden gab es. Aber Dede war immer hilfsbereit, ein Menschenfreund und pflichtbewusst. Er hat nie seinen Urlaub verlängert. Und er kann mit Geld umgehen“, sagt Uhlig.
Die Profis kamen und gingen. Die Trainer kamen und gingen. Dede, der nur drei Jahre in Deutschland bleiben wollte, blieb und spielte, spielte und spielte. Der Linksverteidiger mit der polierten Pläte avancierte zum verehrten Publikumsliebling.
Und zum Vorbild für seinen Nachfolger Marcel Schmelzer. Der saß als 13-jähriger samstags in Magdeburg vor dem Fernseher und fieberte mit dem BVB und Dede. Den Namen seines brasilianischen Idols hatte sich der kleine Marcel mit dem dicken Filzstift auf sein Trikot geschrieben. Jahre später, im Sommer 2008, saß der 19-Jährige Schmelzer, der als Juniorenspieler zum BVB, gewechselt war, neben diesem Dede in der Kabine. „Obwohl ich sein Konkurrent war, ist er auf mich zugekommen, hat mir Hilfe angeboten. Das ist wohl einmalig im Profifußball“, erinnert sich Schmelzer.
Dedes Kreuzbandriss am Ende dieses Sommer 2008 leitete die Wachablösung ein. Marcel Schmelzer ersetzte und verdrängte Dede, den immer wieder Verletzungen ausbremsten. Schmelzer wurde zum Nationalspieler, zum besten Linksverteidiger der Bundesliga, und trat damit in die Fußstapfen seines Idols.
Denkmal fürs Denkmal
Am Samstag, vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt, wird Dede verabschiedet. Es werden so viele Tränen fließen wie zuletzt 1995, als Flemming Povlsen, ebenfalls nach einer Meistersaison, den Verein verließ. „Es wird sehr traurig. Aber einen besseren Zeitpunkt, um zu gehen, gibt es nicht. Es muss doch so sein, dass dich die Menschen vermissen“, sagt Dede, der sich in seiner Heimat Gedanken über seine sportliche Zukunft machen will.
Seine Dortmunder Mitspieler haben bereits ihre besondere Wertschätzung für den Brasilianer ausgedrückt. Vor dem Meister-Spiel am 30. April liefen sie beim Aufwärmen alle mit Dede-T-Shirts auf. Der Geehrte gerät ins Schwärmen: „Eine von so vielen Überraschungen für mich in den letzten Wochen.“
Wie auch das 30 Quadratmeter große Graffiti mit Dedes markantem Konterfei, das in einem Treppenhaus der Südtribüne künftig an den Kult-Brasilianer erinnert. Als Denkmal für ein Denkmal.