Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum beendet ihre Karriere mit dem Geständnis, transsexuell zu sein.Sie lehnt es ab, ihre Laufbahn als Mann fortzusetzen und 2012 vielleicht bei Olympia in London zu starten
Stuttgart. Mit einem ungewöhnlichen und mutigen Bekenntnis zu ihrer Transsexualität hat Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum ihre sportliche Karriere beendet. "Seit vielen Jahren befinde ich mich gefühlsmäßig im falschen Körper", erklärte die 27- Jährige vom TuS 1897 Saulheim am Mittwoch. "Im Wesentlichen erfolgt meine Entscheidung aufgrund meines seelischen Ungleichgewichts." Auf ihrer Homepage kündigte die Europameisterschafts-Dritte von 1998 und 2002 an, sich einer Hormonbehandlung zu unterziehen. Auch ihren Vornamen will Buschbaum ändern, als Mann jedoch keine zweite Leichtathletik-Karriere starten.
"Wer mich kennt, erkennt einen klaren Makel. Ich fühle mich als Mann und muss mein Leben im Körper einer Frau leben", beschrieb die mehrfache deutsche Meisterin, deren Bestleistung bei 4,70 Metern steht, ihr seit vielen Jahren andauerndes Dilemma. Sie führt sogar ihre zahlreichen Verletzungen darauf zurück. Nach insgesamt vier Operationen an beiden Füßen war Buschbaum nicht mehr richtig auf die Beine gekommen. "Die Jahre der Diskrepanz zwischen Schein und Sein haben ihre Spannungen hinterlassen und körperlich Ausdruck gefunden in Form meiner verletzten Achillessehnen. Eine chronische Verletzung ist immer die logische Konsequenz, dass es der Seele nicht gut geht."
Sie möchte nun nicht länger verkannt werden, erklärte die in Ulm geborene Buschbaum, die beim VfB Stuttgart ihre Karriere startete und später für den ABC Ludwigshafen sprang. "Ich appelliere an das Verständnis und Einfühlvermögen eines gesunden, reinen und charakterstarken Menschenverstandes, meinen Schritt zu respektieren und keine falschen Schlüsse daraus zu ziehen. Ich gehe diesen öffentlichen Weg bewusst. Ich bin mir der Tatsache bewusst, das Transsexualität ein Randthema ist. Ich möchte nicht für einen weiteren Rand verantwortlich verantwortlich sein, geschweige denn, ein Versteckspiel zu spielen."
Ausdrücklich verwies Yvonne Buschbaum darauf, dass ihre Erfolge aus biologischer Sicht ihre natürliche Berechtigung haben: "Ich dope nicht". Sie wolle ihren Fall auch nicht verglichen haben mit dem der früheren Kugelstoß-Europameisterin Heidi Krieger. Die hatte sich nach hohen Zugaben von männlichen Hormonen im Zuge des DDR-Dopings operieren lassen und lebt heute als Andreas Krieger. Auch ist der Fall Buschbaum nur bedingt mit dem von Erika Schinegger zu vergleichen, der österreichischen Ski-Weltmeisterin von 1966. Denn Buschbaum wurde als Mädchen geboren, Schinegger war von Geburt an intersexuell, was sich allerdings erst 1967 herausstellte. Daraufhin führte das Internationale Olympische Komitee Geschlechtertests ein.
Bereits 1968 startete der Österreicher bei den Herren und schaffte als Erik Schinegger den Sprung in die Nationalmannschaft. Theoretisch könnte Yvonne Buschbaum gleichfalls als Mann einen Neubeginn starten und 2012 an den Olympischen Spielen in London als Mann teilnehmen. "Diese Frage stellt sich mir nicht", betonte die Sport-soldatin, die eine Reihe beachtlicher Erfolge feierte. Denn außer zwei EM-Bronzemedaillen im Freien gewann sie 2002 Silber unter dem Hallendach. Sie war Olympia-Sechste 2000 in Sydney und Weltmeisterschafts-Sechste 2003 in Paris. Doch nun ist Schluss mit Leistungssport, wie sie definitiv sagt: "Die Welt des Sports ist klein. Umso dankbarer bin ich dafür, dass mich Größeres erwartet."