Aachen. Zuletzt war es noch ein Spitzenspiel, nun war es ein Duell im Mittelfeld: Trotz einer couragierten Leistung verlor RWE bei Alemannia Aachen.
Jan Siewert hatte ein gutes Bauchgefühl, meinte, man sei endlich “mal dran”. Nach den 90 Minuten am Aachener Tivoli heißt es weiter warten, nach der 0:2-Niederlage gegen eine anfangs keineswegs überzeugende Alemannia blieb RWE lediglich viel Anerkennung für eine äußerst couragierte Leistung in der ersten Halbzeit.
Dasselbe Stadion, derselbe Gegner - aber welch ein Unterschied zum letzten Treffen damals im Februar: Da, wo die Luft brannte beim Gipfeltreffen zwischen Herbstmeister und Zweitem, wo sich über 30000 Zuschauer auf den Tivoli pressten, schaute man diesmal auf eine gelbe Wand aus leeren Plastiksitzen. Willkommen im MIttelfeld-Geplänkel der Regionalliga!
Wie erwartet mussten die Gäste kurzfristig umdisponieren. Für den angeschlagenen Gino Windmüller hatte es nicht mehr für die Startformation gereicht, ihn ersetzte Richard Weber vom Anpfiff weg gleichwertig. Essens Baustelle ist jedenfalls nicht die Innenverteidigung. Leon Binder rückte auf die rechte Abwehrseite, davor attackierte im Mittelfeld überraschend Jeffrey Obst. Und es war die rechte Essener Seite, auf der in Halbzeit eins der meiste Betrieb herrschte. Das Team von Trainer Jan Siewert bekam sehr couragiert, die Abwehr arbeite die zögerlichen Bemühungen der verunsicherten Alemannia souverän ab, so dass sich das meiste Geschehen in der Aachener Hälfte abspielte.
Treffer von RWE aberkannt
Schon nach drei Minuten lag der Ball im Netz: Marcel Platzek hatte sich im Luftkampf gegen Torwart Frederic Löhe durchgesetzt, eine Regelwidrigkeit war nicht zu erkennen, doch Schiedsrichter Florian Maibaum erkannte den Treffer nicht an. Aber RWE blieb eindeutig im Vorwärtsdrang. Nach einem Stellungsfehler des kantigen Jannik Löhden konnte sich erneut Platzek von seinem Gegenspieler lösen, doch sein Abschluss aus 14 Metern war kein Problem für den Aachener Keeper. Mehr Mühe hatte er nach 13 MInuten: Tolga Cokkosan zeigte auf links, dass seine Flanken eine andere Qualität haben als die von Konkurrent Patrick Huckle, in der Mitte kam erneut Platzek zum Kopfball, diesmal musste sich Löhe schon mächtig strecken.
Und von der Alemannia? Da kam herzlich wenig. Die Angst vor den Aachener Hünen war in Halbzeit eins jedenfalls unbegründet. So dauerte es bis zur 40. Minute, bis zur ersten Chance der Platzherren: Aimen Demai hatte die Ecke hereingeschlagen, beim Kopfball des freien Löhden musste Robin Heller das erste Mal richtig zupacken. Im Gegenzug fast die längst fällige Essener Führung: Diesmal hatte Kevin Grund von links geflankt, Moritz Fritz verlängert, am langen Pfosten kam Leon Binder herangerauscht, doch TSV-Torwart Löhe machte die kurze Ecke zu. Das torlose Unentschieden zur Pause schmeichelte eher der Alemannia, aber das war man ja schon vom letzten Aufeinandertreffen gewohnt.
Nach dem Wechsel wurde Alemannia, jetzt ging es auf die eigene Fankurve zu, mutiger. Die Partie gestaltete sich ausgeglichener, zwar kamen die Rot-Weissen noch zu einigen Standards, aber in der Luft war gegen die Aachener Verteidigung wenig auszurichten. Bitter wurde es nach 58 Minuten: Binder wurde bei einem Pressschlag im gegnerischen Strafraum am Fußgelenk getroffen und musste ausgewechselt werden. In der kurzzeitigen Unterzahl gab es auch noch den Rückstand: Kapitän Aimen Demai hatte sich im Strafraum schön durchgesetzt und nagelte die Kugel mit rechts unhaltbar in den Winkel: 1:0 - jetzt war auch die heimische Kulisse da.
Nach 82. Minuten Deckel auf der Partie
Und die Partie kam nun auf höhere Temperaturen. RWE hielt mit allen MItteln dagegen, Tolga Cokkosan räumte Dominik Ernst, selbst ein Meister im Provozieren, ab und war mit Gelb gut bedient. Aber man glaubte noch an seine Chance. Trainer Siewert holte nach 67 Minuten Cebio Soukou vom Platz, der immer lustloser agierte. Für ihn gab Windmüller ein ungewohntes Debüt im Offensivbereich.
Doch keine Frage, mit der Führung im Rücken wurde das Team von Trainer Christian Benbennek immer selbstbewusster. Und nach 82 Minuten war der Deckel auf der Partie: Richard Weber war in der Rückwärtsbewegung unglücklich ausgerutscht, Viktor Maier lief auf Heller zu und überwand ihn zum 2:0. Fast hätte er drei Minuten später noch eins nachgelegt.
Das unschöne Ende fand auf den leeren Rängen statt: Chaoten beider Lager trafen sich “auf halbem Wege” zum Rudelhauen -- bis die Polizeikräfte endlich zur Stelle waren und die Lage entspannten. Noch ein Verlierer des Nachmittags.
Alemannia Aachen - RW Essen 2:0 (0:0)
RWE: Heller, Binder (59. Olwa-Luta), Zeiger, Weber, Cokkosan, Obst, Baier, Fritz, Grund, Soukou (66. Windmüller), Platzek.
Tore: 1:0 Demai (58,), 2:0 Maier (81.)
Zuschauer: 11200