Dortmund. Laufmagazine locken Läufer mit Versprechungen und Tipps zu Training und Ernährung. Doch wirklich zufrieden stellen sie unseren Laufblogger nicht.

Wer viel läuft, denkt viel nach. Nicht nur über Gott und die Welt oder konkrete Fragen aus Alltag oder Beruf, sondern auch über das Laufen an sich. Viele Läufer sind ständig auf der Suche nach Tipps, wie sie ihren Laufstil verbessern, ihr Training optimieren oder ihre Ernährung umstellen können. Und wenn der nächste Laufschuhkauf ansteht, will auch der wohlüberlegt sein.

Der Katalysator für all diese Gedankenspiele sind Laufzeitschriften. Ich mache mir hin und wieder den Spaß, in der Bahnhofsbuchhandlung in den aktuellen Zeitschriften zu stöbern, wenn der Zug mal wieder Verspätung hat. Allerdings besteht dabei immer die Gefahr, dass ich tatsächlich den Versprechungen der Titelseite erliege und eines der Blätter kaufe. Warum Gefahr? Weil ich beim Lesen der Hefte regelmäßig enttäuscht werde.

Gestählte Körper statt Magermodels

Denn Laufmagazine sind im Grunde nichts Anderes als eine Mischung aus Computer-, Frauen- und Lifestylezeitschriften. Auf dem Cover ist in der Regel eine hübsche Sportlerin abgebildet - oder männliche Pendants, deren Aussehen ich niemals erreichen werde. Wie die Mager-Modells auf dem Cover einer Frauenzeitschrift spiegeln die durchtrainierten und gestählten Körper der Lauf-Models nicht die Wirklichkeit wider. So proper, wie auf den Magazinseiten sehen Läufer wirklich nur sehr selten aus.

So wie Computermagazine, buhlen die Lauf-Hefte mit allerlei Nutzwert um die Gunst der Käufer. "So laufen Sie sich jung", brüllt mich ein Blatt an, während ein Konkurrenz-Produkt mit "So schaffen Sie die langen Strecken" für sich wirbt. Das erinnert schon frappierend an die Tuning-Tipps, die regelmäßig von PC-Magazinen beworben werden. Ich muss es wissen - ich habe mal bei einem gearbeitet. "So machen Sie Windows schneller" wird nach wenigen Wochen von "Wie aus ihrer lahmen Kiste eine Rakete wird" abgelöst, worauf wiederum ein paar Wochen danach der ultimative Guide zum "schnellsten Windows aller Zeiten" wird. Eine weitere Parallele sind die Hardware-Tests. Ob Grafikkarten oder Laufschuhe - Testredakteure, gleich welcher Gattung, testen alles, was ihnen unter die Finger bzw. an die Füße kommt. Leider sind beispielsweise Schuhtests oftmals auf eine Weise bebildert, dass sie auch locker als Anzeige durchgehen könnten,

Der ultimative Diät-Guide: Sexy durch Schweinshaxn

Ihre Seelenverwandtschaft zur Welt der Frauenmagazine stellen die Laufhefte ebenfalls immer wieder eindrucksvoll unter Beweis. Kein Heft ohne Ernährungstipps und Ratgeber zur Selbstoptimierung. Ich warte noch auf die Schlagzeile "Sexy durch Schweinshaxn" mit einem Dutzend Läufer-tauglicher Rezepte von Alfons Schuhbeck. Jeder Ernährungstrend wird in Lauf-Magazinen präsentiert, von Ernährungsexperten diskutiert und mit Rezepten garniert. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Durch jeden Trend wird der Läufer fitter, schneller und gesunder - völlig wurscht, ob mit Paleo, vegan, Variationen von Bircher-Müsli oder Sahnehering. Was meist fehlt, ist kritische Distanz.

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Abgerundet wird das Gesamtpaket der Laufzeitschrift noch durch Lebenshilfe, besser gesagt: Gesundheits-Tipps. Die richtige Trinktaktik oder Tipps, wie Sportler Verletzungen vorbeugen, behandeln und in Zukunft verhindern - es ist für jeden etwas dabei. Da Laufen nicht nur Sport, sondern längst auch Lifestyle ist, widmen sich die Blätter natürlich auch den schönen Seiten der Lauferei. Seien es die neuesten Modetrends für Mützen oder Lauftights oder wunderbar bebilderte Reportagen von Laufevents rund um den Globus.

Texte kratzen meist nur an der Oberfläche

Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen. Laufen ist ein vielseitiger Sport und zugegebenermaßen sind Läufer durchaus gesundheitsbewusst und konsumfreudig. Meines Erachtens ist das Problem ein anderes: Laufzeitschriften vermitteln den Eindruck, sie seien echte Fachmagazine, in Wahrheit kratzen die Artikel allzu oft nur an der Oberfläche oder verkaufen sehr banale Themen als spannende Workshops. Insbesondere die Tippstrecken zum Thema Gesundheit, bei denen ein Magazin wirklich in die Tiefe gehen sollte, hinterlassen bei mir oftmals viele Fragezeichen. Und die Lastminute-Trainingspläne à la "In sechs Wochen zum Marathon" gaukeln den Lesern meiner Meinung nach eine völlig falsche Vorstellung von Training vor. Zwar werden diese Trainingspläne meist von der Warnung begleitet, dass eine Marathon-Vorbereitung in der Regel zwölf Wochen dauert, aber dennoch meine ich, dass es klüger wäre, den Lesern Tipps zu geben, wie sie fit in die nächste komplette Vorbereitung gehen können, statt sich durch einen verkürzten Plan zu quälen.

Mein Fazit: Laufzeitschriften bieten beim Lesen nette Unterhaltung mit etwas Nutzwert. Aber sie bringen mich als Läufer nicht weiter.