Essen.. Die Jüdin war 1936 die beste Hochspringerin der Welt, durfte aber bei den Olympischen Spielen in Berlin nicht starten. Noch heute ist sie sicher: “Ich war 1936 die Beste der Welt.“Am Samstag feiert sie im New Yorker Stadtteil Queens ihren 100. Geburtstag.

Was motiviert Leistungssportler? Die Motive sind vielschichtig. Die einen wollen reich und/oder berühmt werden, andere sind einfach nur von ihrem Sport fasziniert. Gretel Bergmann trieb etwas ganz anderes an. Sie hasste die Nazis, sie wollte es den Braunhemden zeigen. Ihre Botschaft lautete: „Seht her, ihr Bastarde, so gut kann eine Jüdin sein!“ Die Geschichte der Gretel Bergmann ist so unglaublich wie faszinierend. Am Samstag feiert die einst beste Hochspringerin der Welt in ihrem Haus im New Yorker Stadtteil Queens ihren 100. Geburtstag.

Gretel Bergmann wurde am 12. April 1914 in Laupheim bei Ulm geboren. Ihr jüdischer Vater war Besitzer einer Haarartikelfabrik. Gretel Bergmann emigrierte schon 1933 nach England, weil sie von den Nazis aus ihrem Sportverein ausgeschlossen worden war. Ein Jahr später holte sie den britischen Titel im Hochsprung.

1936 wurde sie zum Spielball der Politik. Weil die Vereinigten Staaten mit einem Olympia-Boykott drohten, falls Deutschland Juden den Start in Berlin verbieten würden, setzten die Nazis die noch in Deutschland lebenden Eltern der Hochspringerin unter Druck. Gretel Bergmann kehrte nach Deutschland zurück, um sich im Trainingslager mit dem deutschen Team auf die Olympischen Spiele 1936 in Berlin vorzubereiten.

Bergmann ist überzeugt davon, dass ihr das Gold geraubt wurde

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Von Dirk Graalmann und Thomas Lelgemann

Als Olympiasiegerin hätte sie Geschichte geschrieben, doch als das Regime sicher war, dass die Mannschaft der USA mit dem Schiff Richtung Berlin unterwegs war, verweigerte es Gretel Bergmann doch die Olympia-Teilnahme. „Ein jüdisches Mädchen vor 100 000 Zuschauern, womöglich eine Siegerehrung, bei der Hitler mir hätte gratulieren müssen? Das wäre nie passiert“, sagte Bergmann jetzt in der „Jüdischen Zeitung“.

Sie ist auch mit 100 Jahren davon überzeugt, dass ihr das Gold geraubt wurde. „Ich war 1936 die Beste der Welt“, erklärte sie, „ich hatte so viel Wut im Bauch, ich wäre mindestens 1,70 Meter hoch gesprungen.“ Zum Gold hätten 1,60 Meter gereicht.

Bergmann emigrierte 1937 in die USA. Bis heute weigert sie sich, Deutsch zu sprechen. 1999 kehrte sie erstmals nach Deutschland zurück. „Die junge Generation kann nichts dafür“, sagt sie: „Ich habe lange genug gehasst.“

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