Essen. Auf die größere Turniererfahrung der meisten Bayern-Stars zu setzen, ist eine Sache. Borussia Dortmunds großartige Leistungen - auch und gerade gegen die Bayern - kleinzureden, eine andere. Kurz vor EM-Beginn hat Bundestrainer Joachim Löw ein Eigentor geschossen. Ein Kommentar
Joachim Löw wählt gewöhnlich seine Worte mit Bedacht. Und pflegt auch Medienvertretern, die allein auf eine billige Schlagzeile aus sind, nicht so schnell auf den Leim zu gehen. Umso bemerkenswerter, wie der Fußball-Bundestrainer jetzt seine Konzentration auf den Bayern-Block und seine Bedenken gegen den Einsatz des einen oder anderen Dortmunder Spielers begründete.
Hätte Löw lediglich auf die ungleich größere Erfahrung der meisten Münchner bei großen Turnieren hingewiesen – auch aus Dortmund wären keine erheblichen Einwände zu erwarten gewesen. Aber Löw verknüpfte seine Argumentation mit einer Relativierung der – herausragenden – Leistungen des BVB, indem er erklärte: „Die EM hat schon noch ein anderes Niveau. Wir spielen – bei allem Respekt – nicht gegen Hoffenheim, Nürnberg und so weiter.“
So etwas darf ein Fußball-Lehrer allenfalls denken, auf keinen Fall jedoch aussprechen. Hinzu kommt, dass Löw seine eigene Logik im selben Interview noch mit dem Verweis auf den möglichen deutschen Viertelfinal-Gegner konterkarierte: „Die tragenden Säulen bei Polen – Lewandowski, Blaszczykowski und Piszczek – sind extrem gut in Dortmund gewesen und die herausragenden Leistungsträger bei Polen.“
Nicht auszuschließen, dass seine Worte dem Bundestrainer, so oder so, während des Turniers noch um die Ohren fliegen werden. Als Eigentor, besser: als Fehler ohne Not („unforced error“, wie es im Tennis heißt), darf man sie man sie schon heute bezeichnen.
Nebenbei: Weil klar war, dass gerade für Mats Hummels genug neutrale Kritiker Partei ergreifen würden, hätte sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc seine Replik auf Löw sparen können.