Mönchengladbach. Balsam für die deutsche Stürmerseele: Das Team von Bundestrainer Hansi Flick feiert endlich einen Erfolg gegen ein Spitzenteam.
Thomas Müller machte, was man schon so oft von ihm gesehen hatte: Er ballte die Fäuste und brüllte seine Freude heraus, weil er gerade ein Tor geschossen hatte. Es war sicher nicht das wichtigste Tor in Müllers Karriere, es war das 3:0 für die deutsche Nationalmannschaft im Nations-League-Spiel gegen Italien. Aber es war eben auch die Entscheidung in dieser Partie, was bedeutete: Nach vier 1:1-Unentschieden gab es endlich wieder einen Sieg zu feiern, 5:2 (2:0) hieß es am Ende vor 44.144 ausgelassenen Zuschauern in Mönchengladbach. Es war ein Ausrufezeichen, es war der erste Erfolg unter Bundestrainer Hansi Flick gegen einen sogenannten großen Gegner – wobei die Italiener sich an diesem Abend als fußballerische Scheinriesen präsentierten. "Wenn wir es so machen wie heute, werden es ganz viele Mannschaften schwer gegen uns haben und werden höchstwahrscheinlich sehr viel dem Ball hinterherlaufen", sagte Ilkay Gündogan. "Wenn wir vorne so gnadenlos abschließen, sind wir auf dem richtigen Weg."
Aber Müllers Reaktion zeigte eben, wie sehr die Mannschaft diesen Sieg herbeigesehnt hatte. Und das hatte auch Flick mit seiner Aufstellung bewiesen, der weitgehend auf seine stärkste Elf setzte: Manuel Neuer, Antonio Rüdiger, Joshua Kimmich und Thomas Müller bildeten eine Achse, die so auch für die Weltmeisterschaft fest eingeplant ist. Im Angriff allerdings setzte Flick sein Wellnessprogramm für geschundene Spielerseelen fort: Der zuletzt so glücklose Mittelstürmer Timo Werner durfte erneut starten – und der zuletzt so antriebslose Leroy Sané rotierte wieder in die Startelf.
Stark verbessert im Vergleich zum Ungarn-Spiel
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Selbstbewusstsein sammeln, das war das Ziel für die beiden Offensivspieler – aber das wollte nicht recht klappen: Werner machte gleich zu Beginn einen vielversprechenden Angriff mit einem Stockfehler zunichte (1.), Sané schoss von der Strafraumgrenze vorbei (7.). Die Chancen waren da, weil die deutsche Mannschaft sich klar verbessert zeigte gegenüber dem 1:1 in Ungarn. Deutlich öfter ging es schnell und direkt nach vorne, deutlich präziser wurden die Bälle gespielt, deutlich häufiger wurden die gefährlichen Räume gefunden.
Auch hinten stand die Mannschaft dank der Rückkehr von Abwehrchef Antonio Rüdiger sicherer – bis auf diese eine Szene vor der Pause: Matteo Politano flankte scharf vor das Tor, Niklas Süle ließ Giacomo Raspadori laufen – aber dessen Abnahme aus kurzer Distanz hielt Manuel Neuer mit sensationeller Parade fest (8.). Durchatmen – und dann jubeln: Süle spielte einen von vielen feinen Diagonalbällen, Werner gab weiter an Raum und dessen Flanke konnte Joshua Kimmich im Strafraum in aller Ruhe annehmen und einschieben (10.). Nicht nur in dieser Szene verteidigten die Italiener ungewohnt luftig.
Balsam für die deutsche Stürmerseele
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Wenn es gefährlich wurde, dann durch die deutsche Mannschaft: Aber Jonas Hofmann (33.), Sané (39.) und Werner (40.) scheiterten allesamt an Donnarumma. Es wollte nicht recht klappen mit dem Wellnessprogramm und die mangelhafte Chancenverwertung brachte Trainer und Fans gleichermaßen zur Verzweiflung – bis in die Nachspielzeit: Da rannte Alessandro Bastoni den wieder einmal sehr umtriebigen Hofmann im Strafraum über den Haufen – und Ilkay Gündogan schoss den fälligen Foulelfmeter trocken unter die Latte (45.+4).
Gleich nach Wiederanpfiff rafften sich die Italiener zu einer kurzen Drangphase auf, die aber jäh beendet wurde: Raum flankte scharf, Leonardo Spinazzola klärte unzureichend und Müller schoss ein (51.). Und dann wurde es sogar noch etwas mit dem Stürmer-Aufbauprogramm: Müller legte quer, Werner schob ein (68.). Balsam für die Stürmerseele, der gleich darauf noch etwas dicker aufgetragen wurde: Serge Gnabry eroberte weit vorne den Ball, der sprang zu Werner und der konnte erneut locker einschieben (69.). Ein fast perfekter Arbeit, nur Neuer musste sich am Ende ärgern, weil Wilfried Gnonto aus kurzer Distanz (78.) und Alessandro Bastoni (90+4) noch die Ehrentreffer für Italien machen durften.
Dank des auch in der Höhe verdienten Siegs steht die deutsche Mannschaft steht im Rennen um die Finalrunde der Nations-League wieder glänzend da – und kann die Teilnahme im September gegen Ungarn und England perfekt machen.