Im Interview spricht Lindsey Vonn vor dem Start des Ski-Weltcup über den anstehenden Olympia-Winter, ihre Ziele in Kanada, den Traum von Gold und ihre Sucht nach Geschwindigkeit.
Lindsey Vonn hat die Konkurrenz im alpinen Ski-Weltcup in der vergangenen Saison dominiert - inklusive ihrer guten Freundin und schärfsten Rivalin Maria Riesch. Vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden spricht die 25 Jahre alte Amerikanerin über den anstehenden Olympia-Winter, Konkurrentin Riesch, ihre Ziele und ihre Leidenschaft zur Geschwindigkeit.
Frage: "Lindsey Vonn, wie ist Ihre Form vor dem Auftakt der Olympia-Saison mit dem Riesenslalom am Samstag in Sölden?"
Lindsey Vonn: "Gut, aber ich bin vor Sölden immer besonders nervös. Es ist ein schwieriges Rennen, der Schnee ist anders, weil wir auf einem Gletscher fahren und es sind viele Leute da. Aber ich bin gut drauf und habe in der Vorbereitung speziell im Riesenslalom noch mehr gearbeitet, um bessere Resultate einzufahren."
Frage: "Sie mussten in der Sommerpause aber auch Ihr Quartier wechseln..."
Vonn: "Ja, das US-Skiteam trainiert jetzt in Zell am See, denn in Kirchberg sind jetzt die Kanadierinnen. Das ist schade, weil wir uns in Kirchberg immer sehr wohlgefühlt haben, die Leute waren da immer sehr nett. Aber jetzt haben die Kanadierinnen Priorität - und deshalb mussten wir von dort weggehen."
Frage: "Auch die Ski-Marke haben Sie gewechselt und fahren nun für dieselbe Firma wie ihre Konkurrentinnen Maria Riesch und Anja Pärson. War der Wechsel vor dieser wichtigen Saison kein Risiko?"
Vonn: "Naja, es war sicher nicht ideal. Aber ich bin mit den neuen Skiern schon sehr weit, tausche mich auch mit Maria über das Material aus. Wir testen da zusammen, vergleichen uns. Das ist dann wieder gut für unsere Firma, die uns neue, noch besser angepasste Latten bauen kann - es hat also auch Vorteile."
Frage: "Der Wechsel erfolgte sicher auch im Hinblick auf die Pisten im Olympia-Ort Vancouver, wo Maria Riesch mit dem Material im Februar 2008 dominierte. Was erwarten Sie von den Spielen?"
Vonn: "Olympia ist in dieser Saison mein größtes Ziel. Für die Amerikaner bedeutet Olympia alles, meine beiden Weltcup-Gesamtsiege nichts. Mit einer Medaille, am besten einer goldenen, kann ich die Menschen dort für meinen Sport begeistern. Deshalb hoffe ich, dass ich eine gewinne. Ich wäre auch schon mit Bronze zufrieden, aber die Leute in Amerika erwarten, dass ich fünfmal Gold hole."
Frage: "Verblasst neben dem großen Ziel Olympia der Weltcup?"
Vonn: "Ja, aber ich möchte trotzdem meine Kugeln verteidigen. Nicht nur in der Gesamtwertung, auch in Abfahrt und Super-G. Und Maria hat mir ja im letzten Winter die Slalom-Kugel weggeschnappt. Die hätte ich jetzt auch noch ganz gerne."
Frage: "Erwarten Sie im Gesamtweltcup wieder ein Duell mit Maria Riesch?"
Vonn: "Nein, ich glaube, dass neben Maria und mir auch Anja Pärson ganz stark fahren wird. In einzelnen Rennen können auch die anderen Mädels mal zuschlagen, aber der Gesamtweltcup wird zwischen uns Dreien entschieden."
Frage: "Sie können dabei auf die Unterstützung Ihres Mannes Thomas bauen, der Sie zu den Rennen begleitet und Sie auch coacht. Wie wichtig ist er für Sie?"
Vonn: "Er hat mir dazu verholfen, den letzten Schritt an die absolute Spitze zu machen, besser zu fahren, taktischer zu fahren. Seit wir verheiratet sind, habe ich mehr Selbstvertrauen, seitdem besichtige ich die Pisten besser und habe einen besseren Plan für die Rennen. Früher habe ich oft zu viel riskiert und lag dann im Netz. Jetzt komme ich öfter ins Ziel und sammle so mehr Punkte."
Frage: "Ihre Liebe zur Geschwindigkeit macht Ihnen bisweilen aber immer noch Probleme, oder?"
Vonn: "Ich bin definitiv ein Speed-Junkie und liebe es, immer schneller und schneller zu fahren. Auch nach Verletzungen stehe ich gleich wieder auf und rase weiter. Beim Autofahren ist das manchmal problematisch und wird schnell teuer. Deshalb lasse ich nun Thomas öfter fahren - und konzentriere mich auf meinen Job."