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Felix Magath ist mit seinem Radikal-Umbau ein hohes Risiko gegangen und - Zwischenstand heute - gescheitert. Jetzt muss der Schalke-Trainer mit einer großen Krise fertig werden. Ein Kommentar.

Willkommen im Abstiegskampf? Es musste schon Franz Beckenbauer herhalten, um dem FC Schalke 04 Sekunden nach der 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen Mut zuzusprechen. Die Mannschaft, sagte also Deutschlands höchste Fußball-Instanz namens Kaiser Franz, habe genug Qualität, um da unten rauszukommen. Allerdings fragen sich mehr und mehr Schalker Fans: Wann soll’s denn bitteschön losgehen? Und wie weit nach oben kann es überhaupt noch führen?

Nach 10 Spielen, und das ist nun fast ein Drittel der Saison, steht Schalke vor einem Scherbenhaufen. Felix Magath ist mit seinem Radikal-Umbau vor allem der Abwehr ein hohes Risiko gegangen und, Zwischenstand heute, gescheitert. Er muss nun, zum ersten Mal seit Jahren, zeigen, dass er mit einer dicken Krise fertig werden kann. Denn auch die Niederlage gegen Leverkusen war am Ende trotz zweier Pfostentreffer von Klaas-Jan Huntelaar nicht unverdient. Schalke bekommt sein Potenzial in der Offensive im Moment überhaupt nicht auf den Platz, und was die Mannschaft gegen Bayer nach dem Rückstand zeigte, war viel zu wenig, ja, fast erschreckend und hilflos. Und hinten? Ist außer Manuel Neuer nichts und niemand zu sehen, der an herausragende Klasse erinnert.

Magath steht mit Schalke jetzt enorm unter Druck.
Magath steht mit Schalke jetzt enorm unter Druck.

Noch mag es übertrieben sein vom Abstiegskampf zu sprechen, aber die Mannschaft steht vor dem nächsten Heimspiel gegen St. Pauli enorm unter Druck. Was, wenn auch am Freitag kein Sieg gelingt? Und selbst wenn es klappen sollte: Seine Saisonziele von der erneuten Qualifikation für die Champions League kann Königsblau praktisch abhaken. Bayern München steht jetzt deutlich vor Schalke - und glaubt trotz der auch nicht überzeugenden Spiele der Bayern im Moment ernsthaft jemand, dass die Magath-Elf die Münchener mit ihrem gewaltigen Potenzial überholen kann? Der Rückstand auf Dortmund und auch auf Mainz ist inzwischen immens, und er wird bis weit in die Rückrunde hinein nicht wett zu machen sein. Und so sind die finanziell so lebensnotwendigen ersten drei Plätze für Schalke schon jetzt so weit entfernt wie die 2. Liga im Moment von Mainz 05.

Natürlich wird es auf Schalke mit Felix Magath weitergehen, natürlich wird von ihm alles abhängen. Eine Alternative hat der Verein nicht. Nach dem miserablen vorletzten Jahr hat Aufsichtsratschef Clemens Tönnies in arger Bedrängnis alles auf die Karte Magath gesetzt. Am Ende wird Tönnies wahrscheinlich froh sein, mit einem blauen Auge aus dieser Saison heraus zu kommen.

Gladbachs Haltung verdient Sympathie

Ähnlich schlimm sieht’s im Moment nur in Stuttgart und Mönchengladbach aus. Der VfB hat die übliche Karte Trainerwechsel bereits gezogen, Gladbach weigert sich bislang hartnäckig, Michael Frontzeck in Frage zu stellen. Das ist eine Haltung, die Sympathie verdient, die aber nach dem 0:3 in Kaiserslautern immer schwieriger zu bewahren ist. Gladbach und Schalke zeigen die gleichen Symptome: Sie gehören zu den defensiv schwächsten Teams der Liga und dazu kommt der Eindruck, dass es in beiden Vereinen nicht gelingt, die massive gedankliche Verunsicherung der Spieler in den Griff zu bekommen.

So hat dieser Spieltag tief im Keller bei zwei westdeutschen Krisenklubs bereits für zwei unrühmliche Höhepunkte gesorgt. Abwarten, ob der BVB am Sonntag in Mainz den Trend brechen und sich behaupten kann. Die zwei bislang überragenden Teams der Liga werden jedenfalls eins nicht haben: ein Kopfproblem. Auch nach dem Spiel übrigens nicht, ganz gleich, wie es endet.