Mainz. .

Fünf Spiele, fünf Siege: Der FSV Mainz 05 marschiert durch die Fußball-Bundesliga. Es ist Triumphzug und närrischer Umzug zugleich. Denn die Mainzer sind sowohl erfolgreich als auch sympatisch. Ein Karnevalsverein im besten Sinne.

Mainz gibt der Konkurrenz Lehrstunden, zeigt ihr aber nicht die lange Nase. Auch im Erfolg bleiben die 05er bodenständig. Gute Laune ja, aber kein Spott für die bezwungenen Rivalen. In ganz Deutschland freuen sie sich zurzeit mit den Rheinhessen. Ob im Blätterwald oder in den Morgenmagazinen der TV-Sender: Es ist bundesweit eine richtige Mainzer Welle zu beobachten.

Damit einher geht auch die Suche nach den Ursachen für das Phänomen Mainz. Bundestrainer Joachim Löw hatte den FSV ja vor der Saison noch als Abstiegskandidaten gehandelt. Und jetzt: Tabellenführer mit fünf Punkten Vorsprung. Wie kann das gehen?

Erfolgsgarant Nummer eins ist Trainer Thomas Tuchel. Der 37-Jährige führte die Mainzer A-Junioren 2009 zur deutschen Meisterschaft, wurde danach zu Saisonbeginn zum Chefcoach des Erstligisten befördert und hat seinen Erfolgsweg nahtlos fortgesetzt. Tuchel setzt auf neue Trainingsmethoden und Kommunikation. Er fordert und fördert seine Spieler. Dass Tuchel Mainz in seinem ersten Jahr gleich auf Platz neun und damit zum besten Ergebnis der Klubgeschichte führte, hatten einige im Vorjahr so nicht wahrgenommen.

Der Etat gibt keine Gehälter wie bei den Top-Klubs her

Erfolgsgarant Nummer zwei ist Christian Heidel. Der Manager hat mit bescheidenen Mitteln eine schlagkräftige Mannschaft zusammengebaut. Bestes Beispiel ist der 19 Jahre alte Lewis Holtby. Die Leihgabe von Schalke 04 ist in Mainz gleich eingeschlagen. In Schalke könnten sie ihn gut gebrauchen.

Dass sich Mainz nicht mit den renommierten Vereinen der Liga messen kann - und das selbst auch gar nicht tut - zeigt der Abgang von Andre Schürrle zur kommenden Saison an Bayer Leverkusen. Der Etat gibt keine Gehälter wie bei den Top-Klubs her. Verkäufe sind notwendig. Etwas Besserung ist ab der nächsten Saison in Sicht, wenn der Umzug ins neue Stadion mehr Zuschauereinnahmen in die Kassen spült.

Die Süddeutsche Zeitung hat zuletzt eine verwegene Rechnung aufgemacht. Kurz vor dem Beginn der Karnevalszeit am 11.11. findet der 11. Spieltag statt - und Mainz könnte dann 33 Punkte auf dem Konto haben. Vielleicht gibt es am Samstag beim deutschen Meister Bayern München aber auch die erste Niederlage. So oder so gilt: Der FSV hat sich Sympathien und Respekt verdient, über Mainz lacht niemand mehr. Wer den Karnevalsverein jetzt noch nicht ernst nimmt, ist selbst ein Narr. (sid)