Frankfurt/Main. .

Wladimir Klitschko schlägt Samuel Peter K.o. – aber zum Legenden-Status fehlen den Box-Brüdern die starken Gegner.

Bevor Wladimir Klitschko in seinem samtroten Mantel mit goldener Aufschrift in die Frankfurter Fußball-Arena einmarschierte, präsentierte des Weltmeisters Haussender RTL einen Video-Clip. Bilder von Klitschko wechselten sich mit denen von Muhammad Ali ab.

Die Klitschkos verstehen sich zu vermarkten, und so erinnerten sie an den Titelkampf von Ali vor 44 Jahren im Frankfurter Waldstadion. Nachdem Klitschko seine Schwergewichts-Titel der Verbände WBO, IBF und IBO durch einen Sieg durch technischen K.o. in der zehnten Runde gegen Samuel Peter verteidigt hatte, zog sein Trainer Emanuel Steward einen gewagten Vergleich: „Wladimir hat geboxt wie Ali im dritten Kampf gegen Joe Frazier. Er hat Samuel Peter systematisch zerbrochen.“

Steward ist ein ausgewiesener Experte des Faustfechtens, aber bei dieser Einschätzung schoss der US-amerikanische Trainer weit über das Ziel hinaus. Der völlig unbewegliche und nur Luftlöcher schlagende Peter hält nicht im Entferntesten einem Vergleich mit Frazier stand. Und bei aller Überlegenheit in dieser Samstag-Nacht: Wladimir Klitschko ist weit entfernt von den Vorstellungen des Mannes, der sich völlig zu Recht „der Größte“ nannte.

43 000 Besucher in der Frankfurter Arena

Wie sein Bruder Vitali steckt auch Wladimir Klitschko in einem Dilemma. Sie beherrschen ihre Gegner, aber durch deren Begrenztheit kann es gar nicht zu so legendären Fights wie denen zwischen Ali und Frazier kommen. Samuel Peter, der 30-jährige Nigerianer, brachte Klitschko zu keiner Sekunde in Gefahr. 43 000 Besucher in der Frankfurter Arena und über zehn Millionen Zuschauer vor den Fernsehschirmen sahen ein einseitiges Gefecht, das über weite Phasen einen sehr begrenzten Unterhaltungswert hatte. Es wurde geklammert, es wurde geschoben. Nur wenige, wie Klitschkos Freundin Hayden Panettiere, eine US-amerikanische Schauspielerin, und deren Münchner Kollegin Uschi Glas, gerieten in der Arena in Verzückung. Glas bewegte sich während der zehn Runden mehr als Klitschkos Gegner. Sie lebt in der ersten Reihe jeden Schlag mit, so wie es in den Neunzigern Margarethe Schreinemakers bei den Kämpfen von Henry Maske vorgemacht hat.

Immerhin ging Klitschko dann doch zur Sache. Nicht nur zur Freude des einstigen Schätzchens. Endlich brachte der 34-Jährige auch die Rechte, nachdem seine linke Führhand schon das rechte Auge von Peter zum Zuschwellen gebracht hatte. Mit einer präzisen Rechten schickte Klitschko den Nigerianer in den Ringstaub. „Es war Taktik, dass ich ihn mit meinen Schlägen erst mental zermürbe und dann umhaue“, sagte Klitschko .

Mit seinem vorzeitigen Sieg hat der jüngere der beiden Klitschko-Brüder die kritischen Stimmen, er sei zu passiv, ein wenig verstummen lassen. Schon im Dezember will Wladimir Klitschko zu seinem 19. WM-Kampf in den Ring steigen. Noch in der Nacht des Sieges schickte der Ukrainer einen Gruß nach England. Beide Klitschkos wollen gegen David Haye boxen. Der Brite ist WBA-Weltmeister und hält damit den einzigen Gürtel, der nicht den Klitschkos gehört.

„Wenn ich ihn vor die Fäuste bekomme, werde ich es genießen“, sagte Wladimir, „dann werde ich mir Zeit nehmen und ihn erst in der 12. Runde ausknocken.“ Die Wahrscheinlichkeit eines Duells mit Haye ist nicht groß, weil der Mann auch ohne die Klitschkos auf der Insel gutes Geld verdient. So ist die Auswahl der Gegner für die Klitschkos schwer. Der nächste Kampf von Vitali verheißt jedenfalls keine Hochspannung. Am 16. Oktober boxt der 39-Jährige gegen den vier Monate jüngeren US-Amerikaner Shannon Briggs. Der ist Elfter der unabhängigen Weltrangliste. Peter stand auf Platz drei.