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Box-Weltmeister Wladimir Klitschko und sein Herausforderer Samuel Peter versprechen ein frühes Ende ihres Duells. Vor fünf Jahren standen sich die Kontrahenten schon einmal gegenüber.

Im Leben eines Boxers gibt es Kreuzungen. An ihnen entscheidet sich, wohin der Lauf des sportlichen Lebens führt. Ins Tal, an die Spitze oder in eine Sackgasse, aus der es keinen Ausweg gibt und man nur noch die Fausthandschuhe in den Staub werfen kann. Wladimir Klitschko stand vor fast genau fünf Jahren an einer solchen Weggabelung. Wie an diesem Samstag (22.10 Uhr/live bei RTL) im Kampf um die Box-Weltmeisterschaft im Schwergewicht in Frankfurt/Main hieß Klitschkos Gegner auch damals Samuel Peter.

Während der IBF-, WBO- und IBO-Champion aus der Ukraine und der Nigerianer diesmal in der Frankfurter Fußball-Arena aufeinander treffen, boxten sie am 24. September 2005 in der Boardwalk Hall von Atlantic City gegeneinander. Auch wenn es im US-Staat New Jersey damals nicht um einen WM-Titel ging, war es der wahrscheinlich wichtigste Fight in der Karriere des jüngeren der beiden Klitschko-Brüder. Wladimir, der Olympiasieger von 1996, der schon mit 24 Jahren Weltmeister der professionellen Faustfechter wurde, wollte gegen Samuel Peter seine zwei bitteren Niederlagen vergessen machen. Erst war er 2003 in der zweiten Runde gegen den Südafrikaner Corrie Sanders schwer K.o. gegangen, dann hatte er 2004 gegen den US-Amerikaner Lamon Brewster durch Abbruch in der fünften Runde verloren.

Und als Klitschko 2005 vom Nigerianer Peter in der fünften Runde zweimal auf die Bretter geschickt wurde, schien die Karriere des promovierten Sportwissenschaftlers beendet zu sein. Großes Talent, aber weiches Kinn, so und ähnlich wurde am Ring getuschelt. Doch diesmal kam Klitschko zurück, diesmal drehte er den Kampf, den er schließlich noch verdient nach Punkten gewann.

Klitschko auf dem Pfad zum Gipfel

Fünf Jahre später wird nicht mehr getuschelt. Jedenfalls nicht über die vermeintlichen Schwächen von Klitschko. Der heute 34-jährige Klitschko hat an seiner Kreuzung den Pfad zum Gipfel eingeschlagen. Diskutiert wird seit dem Sieg über Samuel Peter nur darüber, ob Wladimir Klitschko so stark ist oder seine Gegner so schwach sind. Obwohl die Kämpfe der beiden Klitschko-Brüder angesichts ihrer großen Überlegenheit alles andere als prickelnde Boxereignisse sind, sind die Hallen längst zu klein geworden für Deutschlands Vorzeige-Migranten.

Zum dritten Mal hintereinander lässt Wladimir Klitschko das Seilgeviert in einem Fußball-Stadion aufbauen. Nach seinen vorzeitigen Siegen gegen Ruslan Tschagajew auf Schalke und gegen Eddie Chambers in Düsseldorf werden diesmal Zehntausende in die Arena kommen, in der sonst die Frankfurter Eintracht um Bundesliga-Punkte spielt.

Wenn es nach beiden Boxern geht, werden Punkte bei diesem Duell keine Rolle spielen. „Wladimir wird in der vierten oder fünften Runde durch K.o. gewinnen“, prognostiziert Klitschkos US-Trainer Emanuel Stewart. Und Samuel Peter, der eigentlich ein eher zurückhaltender Typ ist, posaunt heraus, dass Klitschko nach dem Fight wissen werde, warum er, Peter, den Kampfnamen „Alptraum“ trage. „Ich habe meine eigenen Punktrichter mitgebracht“, sagt er, „meine rechte Faust und meinen linken Haken.“

Peter hat zehn Kilo abgespeckt

Während Peter für Klitschko nur ein weiterer Gegner aus der immer kleiner werdenden Liste von boxbaren Kontrahenten ist, steht der Nigerianer an der Kreuzung, an der sein Gegner vor fünf Jahren stand. Für Samuel Peter ist das erneute Aufeinandertreffen mit dem Weltmeister ein Schlüsselkampf.

Fünf Tage nach seinem 30. Geburtstag wird sich für Klitschkos Herausforderer entscheiden, wohin sein weiterer Weg als Boxer führen wird. Wenn er wie 2005 gegen Wladimir und vor zwei Jahren gegen Vitali verliert, steht er vor dem Aus. Sollte Peter, der über zehn Kilo abgespeckt hat, wider Erwarten den Weltmeister erneut auf die Bretter schicken und gewinnen, wäre er dick im Geschäft.