Köln. .
Nationaltorwart Manuel Neuer wird zwar von allen Seiten mit Lob überhäuft, sieht aber keinen Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen: „Ich will der beste Torhüter der Welt werden“, sagt der 24-Jährige.
Für Felix Magath ist Manuel Neuer der beste Torwart der Welt, für Oliver Kahn der kommende Titan, für seinen einstigen Konkurrenten Jörg Butt auf Jahre hinaus die Nummer eins. Wer aber glaubt, dass der Fußball-Nationaltorhüter angesichts dieser Lobeshymnen abhebt, sieht sich getäuscht.
„Die Frau an der Kasse hat gar nichts gesagt, sie wollte nur das Geld“, sagte der neue Schalke-Kapitän scherzhaft nach dem Besuch in einem Kölner Drogeriemarkt, in dem er sich einen Tag vor dem EM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl gegen Aserbaidschan eine Tube Zahnpasta gekauft hatte. Andere Profis seines Kalibers lassen solche Botengänge erledigen, Neuer mischt sich aber gerne selbst unters normale Volk, hat dieselben Freunde wie vor seiner Profi-Laufbahn und pflegt intensiv die Kontakte zu den Schalker Fans, mit denen er früher in der Kurve gestanden hat.
Dass er seit vergangener Woche auch offiziell die neue Nummer eins beim WM-Dritten ist, vorerst auf dem Weg zur EURO 2012 in Polen und der Ukraine, hatte er nach seiner starken WM-Leistung zwar erwartet, ausruhen will und wird er sich auf seinen Lorbeeren aber nicht. „Es gibt keinen Freifahrtschein. Ich muss meine Leistung jeden Tag bestätigen und will mich auch weiter verbessern. Ich weiß, dass die Konkurrenz groß ist und ich nicht nachlassen darf“, sagte der 24-Jährige. In Abwesenheit des verletzten Leverkuseners Rene Adler hatte Neuer in Südafrika seine Chance genutzt und wurde in der vergangenen Woche von Bundestrainer Joachim Löw zur neuen Nummer eins ausgerufen. Adler und der Bremer Tim Wiese sind in den kommenden beiden Jahren gleichberechtigt die Nummer zwei.
Die nächste Dekade prägen
Dass die Konkurrenten in den nächsten Jahren an Neuer vorbeikommen werden, darf bezweifelt werden. Falls keine Verletzungen dazwischen kommen, kann sich Neuer vorstellen, die nächste Dekade im deutschen Tor zu prägen, nachdem seit der EM 2008 ein stetiger Wechsel zwischen den Pfosten stattgefunden hatte. „Vorstellen kann ich mir das. Aber das wird sehr schwer, mit 34 Jahren noch die Nummer eins zu sein. Das ist alles sehr schnelllebig. Ich weiß ja nicht, was passiert und wie ich mich entwickele“, sagte Neuer.
Wie schnell das gehen kann, hat er bei Rene Adler gesehen, der vor der WM die Nummer eins war, durch eine Rippenverletzung aber zurückgeworfen wurde und seine Vormachtstellung in der Nationalelf verlor. „Das ist halt so. Ich kann ja nichts dafür, dass Rene sich verletzt hat. Das sind Situationen, die zum Fußball-Geschäft dazu gehören“, sagte Neuer, der sich selbst noch nicht in die erste Garde einordnet, der Bild-Zeitung. „Solche Komplimente hört man gerne. Ich muss aber gestehen, dass sich das schon ein wenig merkwürdig anhört, als bester Torhüter der Welt bezeichnet zu werden. Wobei man auch berücksichtigen muss, dass Felix Magath mein Vereinstrainer ist“, sagte er bescheiden.
„Habe nichts anderes gelernt “
Aber eines Tages in die Fußstapfen von Oliver Kahn zu treten, ist Neuers erklärtes Ziel. „Ich will der beste Torhüter der Welt werden, irgendwann mal. Und ich bin schon so selbstbewusst zu behaupten, auf einem guten Weg zu sein. Aber natürlich muss auch ich mich ständig verbessern“, sagte Neuer, der seit seinem vierten Lebensjahr die Bälle fängt, wegboxt oder manchmal auch wegbolzt: „Ich habe nichts anderes gelernt, das ist meine Welt von Kindesbeinen an.“
Nachdem er 2007 Frank Rost aus dem Schalker Tor verdrängt hatte und nur wenige Monate später seine erste Einladung zur Nationalmannschaft bekam, ging es steil bergauf. „Ich habe hart gearbeitet und auch das nötige Glück gehabt“, sagt der U21-Europameister.
Am Freitag steht für Neuer dann wieder Bundesliga-Alltag an. Nach zwei Niederlagen will der Vizemeister Schalke bei 1899 Hoffenheim den totalen Fehlstart verhindern. Keine einfache Situation für Neuer: „Natürlich macht man sich so seine Gedanken. Wenn man mal ein paar Spiele nicht gewinnt, dann muss man eben reden. Und wir müssen derzeit ein bisschen mehr reden als andere Vereine. Jetzt bin ich auch Kapitän, muss also zusätzlich Verantwortung übernehmen.“ (sid)