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Michael Ballack bleibt Kapitän der Nationalmannschaft. Das ist gut so. Nach der EM 2012 kann dann endgültig die jüngere Garde aus Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger übernehmen.

Bundestrainer Joachim Löw hat sich für eine Entscheidung sehr lange Zeit gelassen, die er schon nach der WM in Südafrika hätte fällen sollen: Michael Ballack war bis zu seiner Verletzung Kapitän der Nationalmannschaft. Und er bleibt es auch. Das ist gut so, allein schon, um diese ständig hochkochende Personalfrage endlich zu beenden.

Ballack dieses bedeutende Amt zu entziehen, weil dieser wegen einer Verletzung das WM-Turnier in Südafrika verpasst hat, wäre alles andere als die feine Art gewesen. Der 33-Jährige ist seit langem ein Leistungsträger und ein Meinungsführer im, der sich als Leitwolf alter Prägung in den Dienst der Mannschaft stellt. Gerne sei an das WM-Halbfinale 2002 erinnert. Ballack erzielte, was gerne vergessen wird, den 1:0-Siegtreffer gegen Südkorea. Anschließend bremste der Kapitän mit einem taktischen Foul die starken Südkoreaner aus, die gerade auf dem Weg zum Ausgleich waren. Eine Aktion, für die er seine zweite Verwarnung in diesem Turnier kassierte. Und die ihn das WM-Finale kostete und damit, wie Fußball-Profis immer wieder sagen, das größte Spiel der Karriere.

Ballack ist immer noch ein herausragender Fußballer

Der Michael Ballack 2010 ist nicht mehr die dominante Spieler-Persönlichkeit der WM-Turniere von 2002 und 2006. Aber Ballack ist, sofern er fit ist, und das hat er vergangene Saison beim europäischen Spitzenklub FC Chelsea bewiesen, immer noch ein herausragender Fußballer. Und damit auch ein Gewinn für die deutsche Nationalmannschaft, die in Südafrika auch ohne ihn mit attraktivem und offensivem lange Fußball überzeugen konnte.

Wird die junge Nationalelf mit Ballack jetzt noch besser und noch stärker? Das wird die EM-Qualifikation für das Turnier in Polen und in der Ukraine zeigen. Ballack muss sich nach der langen Verletzungspause wieder in Nationalmannschafts-Form und auf sein bekanntes wie geschätztes Leistungsniveau bringen. Für neuen Schwung und weiter forciertes Tempo im deutschen Spiel wird der bald 34 Jahre alte Ballack im defensiven Mittelfeld nicht mehr sorgen. Aber für Routine und Stabilität, die im verlorenen WM-Halbfinale gegen Spanien hilfreich hätten sein können.

Vielleicht klappt es ja dann 2012 tatsächlich mit dem EM-Titel. Es wäre der krönende wie verdiente Abschluss der Nationalmannschaftskarriere von Ballack. Einen unwürdigenden wie schleichenden Abgang, wie einst Lothar Matthäus, wünscht ihm niemand. Nach der EM kann dann endgültig die jüngere Garde aus Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger übernehmen. Sie haben sich zurecht in Position gebracht, Verantwortung übernommen. Sie haben bei der WM in Südafrika bewiesen, das sie eine Mannschaft anführen können und damit bewiesen, das in der Zeit nach der EM 2012 kein Führungsvakuum droht.