Düsseldorf. .
Vor der WM-Titelverteidigung ist Wladimir Klitschko „hungrig“ auf seinen Ex-Sparringspartner Eddie Chambers. „Ich brenne für den Sport und für diesen Tag“, so „Dr. Steelhammer“.
Fast 14 Jahre Knochenmühle, 56 Kämpfe und 243 Runden - doch die Lust am Boxen wird immer größer. „Ich brenne, ich bin hungrig. Ich brenne für den Sport und ich brenne für diesen Tag“, erklärte Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko vor seinem 17. WM-Fight, in dem er es am heutigen Samstag in der Düsseldorfer Arena erneut vor einer Länderspielkulisse mit seinem ehemaligen Sparringspartner Eddie Chambers zu tun bekommt (ab 22.05/live bei RTL).
„Ich war noch nie so schnell“
Neun Monate hat er seit seinem überzeugenden Sieg gegen den Usbeken Ruslan Chagaev vor über 60.000 Zuschauern auf Schalke nicht geboxt, die längste Pause seiner Karriere. Die Auszeit, die eigene Popularität und die immer noch steigende Leistungsfähigkeit treiben den Champion der Verbände IBF, WBO und IBO offensichtlich an. „Ich war noch nie so schnell, noch nie so überlegt und noch nie so erfahren wie jetzt“, sagt der zwei Meter große Ukrainer.
Das wollen die Fans von dem Riesen offenbar sehen. 46.000 Karten waren bereits vergriffen, die letzten 5000 Tickets zu zum Teil volksnahem Stückpreis von 20 Euro werden wohl auch noch unter die Leute gebracht. Und der Weltmeister verspricht ein „Spektakel“. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, 47 seiner 53 Siege feierte „Dr. Steelhammer“ vorzeitig.
Chambers „will die Welt schocken“
Chambers, wegen seiner Schnelligkeit auch „Fast Eddie“ gerufen, ist nach seinem überraschenden Sieg gegen Alexander Dimitrenko die Nummer eins der WBO-Weltrangliste - und selbstbewusst. „Ich will die Welt schocken und den Titel dahin zurückbringen, wo er hingehört: nach Amerika“, erklärte der in Pittsburgh aufgewachsene und mittlerweile in der US-Boxhochburg Philadelphia lebende Amerikaner.
Doch kaum einer der Experten glaubt daran, dass Klitschko nicht als Sieger den Ring verlässt. Zu groß sind die Unterschiede: 15 Zentimeter ist der Herausforderer kleiner und mit rund 95 Kilogramm 16kg leichter als der Meister aller Klassen. „Er wird ihn innerhalb von acht oder neun Runden stoppen. Er ist einfach zu stark. Er hat soviel Power, sowohl in der linken als auch in der rechten Hand“, sagte Klitschkos Star-Trainer Emanuel Steward.
Steward schwärmt von seinem Schützling
In der siebenwöchigen Vorbereitung absolvierte Wladimir Klitschko 120 Sparringsrunden und trainierte unter anderem für die Schnelligkeit mit Halbmittelgewichtler Dominique Dolton, der laut Steward schnell wie einst Sugar Ray Leonard sein soll. Und der Coach sieht seinen Fighter längst nicht am Ende. „In den 30ern haben die Schwergewichtler ihre beste Zeit. Wladimir hat soviel Talent, er hat bisher davon nur 65 oder 70 Prozent ausgeschöpft“, sagte Steward dem SID.
Gegner Chambers nimmt all das scheinbar gelassen zur Kenntnis. Für den 27-Jährigen, der von 36 Profikämpfen nur einen verloren hat, geht am Samstag ein Kindheitstraum in Erfüllung. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, half seiner Stiefmutter im Haushalt und unterstützte seinen Vater Eddie Sr. als Zeitungsjunge der Pittsburgh Post Gazette, Geld für die „hungrigen“ vier Brüder und drei Schwestern mitzuverdienen. Nun will er mit dem Sieg gegen Klitschko Weltmeister werden und an das große Geld.
„Das Mentale wird der Schlüssel sein“
2006 hatte Chambers Klitschko in New York bereits als Sparringspartner zur Verfügung gestanden. „Ich glaube, dass das Mentale mit großer Wahrscheinlichkeit der Schlüssel sein wird. Ich habe die Erfahrung einer Niederlage bereits gemacht und habe daraus meine Schlüsse gezogen“, erklärte Chambers, und Coach Rob Murray Sr. meinte zu den großen körperlichen Unterschieden: „94 oder 95 Kilogramm, das ist das Gewicht der größten Weltmeister der Geschichte.“ (sid)