Die Ausschreitungen im Berliner Olympiastadion haben gezeigt, dass der Fußball für viele Menschen mehr als eine schöne Nebensache bedeutet. In der wieder einmal reflexhaften Diskussion wird vergessen, dass der Sport oft nur ein Ventil für negative Emotionen ist.

Fußball produziert Emotionen. Und er produziert natürlich nicht nur positive, schöne Emotionen, sondern auch negative, unschöne. Würde den Siegen und Niederlagen des eigenen Vereins allerdings mit mehr Gleichgültigkeit begegnet, hätte der Fußball nicht diesen hohen gesellschaftlichen Stellenwert: Für viele Menschen ist er doch das überragende Thema in ihrer Lebenswelt.

Warum das so ist, welche Möglichkeiten das bietet, was sich daraus auch an Verantwortung ergibt, wird jedoch selten diskutiert. Meist wird nur reflexartig reagiert, wenn der Fußball nicht klinisch rein funktioniert. Eingeschmuggelte Feuerwerkskörper: her mit den Nacktscannern. Jugendliche stürmen den Hertha-Platz: weg mit den Chaoten.

Bestrafung ist absolut richtig

Und Bestrafung ist natürlich absolut richtig. Mehr Sinn würde es aber machen, einzubinden, präventiv zu arbeiten, und zwar gerade mit diesen hier greifbaren jungen Typen, die so seltsam desorientiert wirken, die vielleicht saufen, die vielleicht schnell dazu bereit sind, Gewalt anzuwenden.

Doch bei aller Kritik am Fußball: Er produziert ja nicht nur Emotionen, sondern er kanalisiert auch schlimme Gefühle, die anderswo entstehen. Und das sollte stärker beachtet und geachtet werden.