Essen. Nicolas Limbach hat bei der WM die Goldmedaille gewonnen. Dagegen hat Britta Heidemann eine Medaille verpasst und die erste Niederlage bei einem großen Turnier seit 2006 erlitten.

Das goldene Fecht-Märchen von Degen-Königin Britta Heidemann endete im Viertelfinale, dafür schrieb Nicolas Limbach eine großartige Erfolgsgeschichte. Während die zuletzt unschlagbare Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin Heidemann aus Leverkusen im Viertelfinale von einer 19-Jährigen düpiert wurde, krönte sich Limbach zum ersten deutschen Säbelweltmeister seit Felix Becker 1994.

Der Weltranglisten-Erste feierte überschwänglich seinen 15:11-Finalerfolg gegen den Rumänen Rares Dumitrescu. Nach dem letzten Treffer zerschnitt er mit dem Säbel die Luft und hüpfte auf der Stelle. "Ich bin jetzt im siebten Himmel", sagte Sportdirektor Manfred Kaspar: "Nico ist einfach eine Bombe!" Heidemann war nach ihrem überraschenden 12:15-Viertelfinal-Aus gegen Anfissa Potschkalowa aus der Ukraine geknickt.

"Natürlich bin ich enttäuscht"

"Natürlich bin ich enttäuscht. Es war eine sehr greifbare Medaille. Aber es ist eben unmöglich, immer zu gewinnen", sagte Heidemann und ging gleich zur Analyse über: "Ich war ein bisschen hektisch. Ich habe nicht getroffen, mit dem Nachdenken begonnen und schwuppdiwupp war ein großer Rückstand da. Aber so ist das gegen die schwächeren Gegnerinnen, die greifen meine Psyche viel mehr an, weil ich unbedingt gewinnen will."

Trainer und DFeB-Sportdirektor Manfred Kaspar machte seiner Vorzeige-Athletin keinerlei Vorwürfe: "Ich lege alle schützenden Hände der Welt über sie. Irgendwann musste wieder eine Niederlage kommen. Schließlich hat Britta seit der WM 2006 kein Gefecht mehr bei einem ganz großen Turnier verloren."

Als das Gefecht beendet war, wirkte Heidemann fast ein wenig erleichtert. Kein Schmerzensschrei, kein Zusammenbruch - das Gesicht des deutschen Fechtens zeigte kaum Regungen. Britta Heidemann ließ lediglich ihre Fechtmaske auf die Planche fallen, bedankte sich bei ihrer Gegnerin und dem Publikum. Im Achtelfinale hatte sie schon für Nervenkitzel gesorgt, als Chinas frühere Junioren-Weltmeisterin Luo Xiaojuan kurz an einer Sensation schnupperte.

Dann schlug die deutsche Ausnahmefechterin wieder eiskalt zurück, was ihr im Viertelfinale nach einem 6:10-Rückstand jedoch nicht mehr gelang. Für die übrigen deutschen Teilnehmerinnen war die Einzelkonkurrenz da schon beendet. Die Olympia-Fünfte Imke Duplitzer (Bonn) verlor in der zweiten Runde mit 9:15 gegen Jana Schemjakina aus der Ukraine, Monika Sozanska aus Heidenheim und Marijana Markovic (Leverkusen) waren in der Runde der letzten 64 gescheitert.

Limbach mit souveräner Vorstellung ins Halbfinale

Limbach wackelte bis ins Finale nicht ein einziges Mal. Er schaltete in aller Ruhe den Briten Neil Hutchison (15:12), den Chinesen Hin Chung Lam (15:11), den weißrussischen Olympia-Vierten Dmitri Lapkes (15:11), den WM-Dritten Eun Seok Oh (Südkorea/15:10) und schließlich im Halbfinale den italienischen Ex-Weltmeister Luigi Tarantino (15:9) aus.

Der EM-Dritte Björn Hübner, WM-Debütant Johannes Klebes (beide Tauberbischofsheim) und Benedikt Beisheim (Dormagen) waren zu diesem Zeitpunkt längst von der Planche auf die spärlich gefüllten Tribünen gewechselt. Das Trio scheiterte in der zweiten Runde.

Am Dienstag will Olympiasieger Benjamin Kleibrink die Florett-Herren zum WM-Titel führen. Nach der Schmach gegen einen chinesischen Teenager hat Kleibrink "keinen Bock, nochmal Silber mitzubringen. Wir wollen Gold." Die deutschen Säbel-Fechterinnen sind am ersten Tag der Mannschaftswettbewerbe krasse Außenseiter.