Antalya. Zufrieden, aber nicht glücklich - das ist die Bilanz, die der Deutsche Fechter-Bund nach der Weltmeisterschaft zieht. Mit der Bronzemedaille für das Degenteam der Damen ging die Titelkämpfe in Antalya am Donnerstag zu Ende.

Am Ende jubelte Britta Heidemann doch noch ausgelassen. Die Bronzemedaille zauberte wieder ein Lächeln ins Gesicht der Olympiasiegerin. Ein 45:35 im letzten WM-Gefecht gegen Weltmeister Frankreich sorgte dafür, dass die "First Lady" des Degenfechtens doch nicht mit leeren Händen in den Flieger steigen musste.

Fünfte Bronzemedaille für das Degenteam in Serie

Die fünfte Bronzemedaille für das Degenteam in Serie polierte die recht gute Bilanz des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) noch etwas auf. Eine Stunde zuvor war Heidemann niedergeschlagen von der Planche geschlichen und hatte sich von den Teamkolleginnen trösten lassen müssen. Die deutsche Ausnahme-Fechterin hatte es unbedingt alleine richten wollen, im Halbfinale des Mannschaftswettbewerbs der WM in Antalya dann aber den entscheidenden Treffer zum 28:29 gegen Polen kassiert.

Nach einmal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze herrschte dann auch nicht die pure Zufriedenheit im deutschen Lager, denn herbe Enttäuschungen in einigen Disziplinen und ein drohendes Nachwuchsproblem bereiten den Offiziellen Sorgen. Das Ergebnis der WM in St. Petersburg 2007 (2-1-3) wurde zudem um ein Gold verfehlt. "Antalya war absolut zufriedenstellend", sagte der Sportdirektor und Delegationsleiter Manfred Kaspar: "Aber ich befürchte, dass unsere Decke arg, arg dünn ist. Wir müssen in jeder Disziplin einen Junioren heranführen, um auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben."

"Gold gibt dem Ergebnis den richtigen Glanz"

Ein halbes Dutzend Rückschläge und einige enttäuschte Hoffnungen brachten Kaspar nicht von seiner Einschätzung ab. "Dass alle ihre Bestleistungen abrufen, ist unrealistisch. Und Gott sei Dank war Gold dabei, das gibt dem Ergebnis den richtigen Glanz und die nötige Strahlkraft."

Säbelfechter Nicolas Limbach sorgte für den einzigen Einzeltitel, gab seiner Mannschaft damit aber keinen Schub. Das Säbelquartett scheiterte in der ersten Runde. Insbesondere im Herrendegen, wo Bundestrainer Didier Ollagnon während der WM lautstark Alarm schlug und mangelnden Leistungswillen bei der Jugend beklagte, sind Sorgenfalten angebracht.

Stark in der Breite

Europameister Sven Schmid ist schon 31, und wenig kommt nach. Aber in der Breite sind die deutschen Fechter stark. Platzen große Hoffnungen wie im Damendegen-Einzel oder im Florett, mit drei Medaillen dennoch die erfolgreichste Disziplin, springen andere ein. "Alle waren am Erfolg beteiligt. Das Mannschaftsergebnis war toll, und auch im Einzel war es keineswegs schlecht", sagte Kaspar.

Am Donnerstag wollten Limbach und seine Teamkollegen Max Hartung und Björn Hübner auf das Podest, landeten aber auf dem Hosenboden. Rumänien war in der ersten Runde Endstation. "Ich bin total enttäuscht. Ich war heiß und wollte die Jungs führen, das ging schief. Aber uns gehört die Zukunft", sagte Limbach.

Keine WM-würdige Atmosphäre im fast leeren Expo-Center

Einen Impuls für die Sportart brachten die Titelkämpfe in Antalya keineswegs. Desolate Zuschauerzahlen und ein Chaos bei der Organisation verhinderten eine WM-würdige Atmosphäre im fast immer menschenleeren Expo-Center. "Das Zuschauerinteresse war gleich null. Ab und an habe ich ein paar Verirrte gesehen", sagte Kaspar. Der Weltverband FIE muss sich einige unangenehme Fragen gefallen lassen.

Um überhaupt akzeptable TV-Bilder der Finalkämpfe liefern zu können, mussten Athleten, Betreuer und Offizielle auf den Tribünen platziert und zum Zusammenrutschen animiert werden. 2010 im prächtigen Pariser Grandpalais soll alles besser werden.