Leverkusen. Bayer Leverkusen hat die Meisterschale bekommen. Warum man sich gerne freut und warum sie ungeschlagen blieben. Ein Kommentar.

6. Oktober 2022: Xabi Alonso steht im perfekt sitzenden Anzug im Stadion von Bayer Leverkusen. Weltmännisches Strahlen, ein Kosmopolit des internationalen Fußballs. Neben ihm Simon Rolfes, mit dem Grinsen eines Konfirmanden. Doch statt Omas großen Umschlag präsentiert er stolz den neuen Trainer des Werksklubs. Und obwohl der damals abstiegsbedrohte Bundesligist Alonsos erste Station als Chefcoach eines Erstligisten ist, sollte sich diese Verbindung als Coup erweisen.

Bayer Leverkusen: Frische Wind im deutschen Fußball

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Rund eineinhalb Jahre später ist Bayer Leverkusen unter Alonso Deutscher Meister, mit einer historischen Saison. Die Mannschaft verlor kein Spiel in dieser Bundesliga-Saison – das war zuvor noch keinem Klub gelungen. Die Mannschaft hat sogar noch die Chance auf das Triple, wenn sie die Europa League und den DFB-Pokal gewinnt. Was für eine Reise! Vor dieser Leistung zieht man mit Freuden den Hut.

Für den deutschen Fußball ist der Triumph wie ein ordentliches Durchlüften. Nach elf Jahren bajuwarischer Note war es etwas stickig geworden im Elfenbeinturm der Liga. Nun hat das rheinisch-baskische Bündnis für frischen Wind gesorgt. Wie ein Hurricane ist es durch die Saison gefegt. Ein paar Punkte bleiben besonders hängen.

Robert Andrich trifft zum 2:0 von Bayer Leverkusen gegen Augsburg.
Robert Andrich trifft zum 2:0 von Bayer Leverkusen gegen Augsburg. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Bayer Leverkusen: So gelang die ungeschlagene Meisterschaft

  • Der Spielstil: Mit einem „schlafwandlerischen Passspiel“ (Spiegel), präzisem Timing und einer genialen Raumbeherrschung nahmen Florian Wirtz und Co. sie alle auseinander. Traumtore von sämtlichen Positionen ergaben sich da beinahe wie von allein. Was für ein Fußballgenuss!
  • Die Mentalität: Vor seinem ersten Bayer-Spiel – 4:0 gegen Schalke – stellte Alonso fest: „Wir brauchen eine große Siegermentalität.“ In dieser Saison ging es dem Team in Fleisch und Blut über – es absolvierte jedes Spiel als wäre es das letzte. Aufgeben? Ist nichts für die Werkself. Sie entwickelte sich zu einem echten Last-Minute-Monster mit einem Selbstbewusstsein, vor dem selbst der Hulk erblasst.

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  • Der Kader: Die Planer unterm Bayer-Kreuz bewiesen ein goldenes Händchen – sie stellten ein Team mit irren Qualitäten, aber ohne irre Egos zusammen. Die Teamfähigkeit warfür Rolfesgenauso relevant wie Tempo oder Passquote. Alonso formte sie zu einer Einheit, machte jeden Einzelnen besser. Der Mut, mit Zeit etwas Großes aufzubauen, zahlte sich aus – auch für die Zukunft. Man darf sich auf das freuen, was da noch kommt.