Essen. Xabi Alonso zeigt dem BVB gnadenlos auf, wie man Meister wird. Auf Dauer wird Leverkusen Bayern München aber kaum gefährlich sein. Ein Kommentar.

In Leverkusen ist das genauso wie in München oder Dortmund: Es treiben sich viele schwer abergläubige Menschen in der Unterhaltungsbranche Profisport herum, die vorzeitige Glückwünsche zu Titeln nicht gerne hören. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass die Würdigung, die Thomas Tuchel am Osterwochenende nach der bedeutungslosesten FC-Bayern-Pleite gegen den BVB der vergangenen zehn Jahre allerdings ohne jegliche Herzenswärme aussprach, sich noch als schlechtes Omen erweisen könnten. Doch bei nahezu sicherer Meisterschaft, glänzenden Aussichten auf das Double mit dem Pokalsieg, möglichem Triumphzug in der Europa League: Einer Würdigung der bisherigen Saisonleistung wird sich jedoch auch beim Werksklub niemand versperren.

Erst Leverkusen, dann Bayern München, Real Madrid oder Liverpool: Alonso hat einen Plan

Ein Kommentar von Andreas Berten, stellvertretender Sport-Redaktionsleiter, zu Xabi Alonso und Bayer Leverkusen.
Ein Kommentar von Andreas Berten, stellvertretender Sport-Redaktionsleiter, zu Xabi Alonso und Bayer Leverkusen. © firo | Antonia Nix

Würdigung eines klugen, manchmal berechtigt heißblütigen, aber in der Regel überlegt handelnden Trainers Xabi Alonso. Der so viel Charisma ausstrahlt wie in der Bundesliga zuletzt Jürgen Klopp und Pep Guardiola. Dessen Karriereplanung so wenig Hektik, sondern stattdessen geplante Zielgenauigkeit aufweist wie einst ein Seitenwechsel als Profi in Madrid, in Liverpool und in München – wo man den 42 Jahre alten Basken mit Kusshand als Tuchel-Nachfolger genommen hätte. Der aber nichts überstürzen will, Bayer mit seinem angekündigten Verbleib seinen Respekt erweist. Doch: Der frühere Weltklassespieler wird in nicht ferner Zukunft als Trainer zu einem Weltklub gehen, Leverkusen kann am Ende nur zu klein sein für Xabi Alonso.

+++ Jetzt kann Bayer Leverkusen schon beim BVB Meister werden +++

Würdigung einer Mannschaft, die an jedem Spieltag dem FC Bayern den Spiegel vorhält, warum dieser nicht die zwölfte Meisterschaft in Serie einfahren wird. Die anders als die Münchener den Willen und das Vertrauen in die eigenen Qualitäten besitzt, auch dann ein Spiel umzubiegen, wenn man über sich hinaus gehen muss. Die dank purer Entschlossenheit keine Niederlage akzeptiert, sieben Partien vor dem Saisonende mehr Punkte aufweist als die Münchener am Ende ihrer vergangenen Meistersaison – weshalb es 2022/23 keineswegs die so bravourösen Seriensieger waren, die am Ende wieder die Schale in der Hand hielten, sondern nicht konstante Dortmunder den Titel zum Saisonfinale unnötig verspielten.

Trotz Alonso: Bayer Leverkusen wird Bayern München nicht lange herausfordern können

Bayer Leverkusen wird der Bundesliga erstmals seit 2012 einen anderen Meister als Bayern München bescheren. Womöglich wird das Team rund um Florian Wirtz in der nächsten Saison auch in der Champions League spektakulären Fußball spielen. Womit man nur nicht rechnen sollte: dass Bayer Leverkusen auf längere Sicht den FC Bayern herausfordern kann. So ermutigend und begeisternd die Momentaufnahmen auch sind. Alonso und Wirtz wird der Verein nicht ewig halten können. Das sind bedauerlicherweise die Gesetze des Bundesliga-Fußballs.