Leverkusen. Bayer Leverkusen kann nach dem nächsten Meilenstein am 21. April beim BVB Meister werden. Selbst Coach Alonso gefällt die Situation immer besser.

Das Plakat mit dem Vornamen von Xabi Alonso und dem dicken roten Herz dahinter, das die Leverkusener Fans vor der Nordkurve aufgespannt hatten, war nicht zu übersehen. Angesprochen auf diese Form der Liebesbekundung pustete Bayers Cheftrainer erst einmal etwas verlegen die Backen auf und dachte dabei auch daran, wie die Anhängerschaft vor und nach dem 2:1 gegen Hoffenheim ganz besonders ihn gefeiert hatte. „Das war natürlich ein sehr spezieller Moment vor dem Spiel – und auch nachher, nach diesem emotionalen Spiel, diese Verbindung mit den Fans zu schaffen“, betonte der 42-Jährige und schrieb dem Fußballvolk auf den Rängen prompt „einen großen Teil des Sieges“ zu.

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Die ohnehin schon umfassende Zuneigung der Fans zu dem charismatischen Fußballlehrer hat durch dessen Bekenntnis vom Karfreitag, den souveränen Spitzenreiter der Bundesliga auch in der kommenden Saison zu trainieren und nicht nach München oder Liverpool zu wechseln, noch mal einen ordentlichen Schub bekommen. Und mächtig viel zusätzlichen Rückenwind bescherte den Leverkusenern dann auch das Osterwochenende.

Auch Bayern-Coach Thomas Tuchel gratuliert schon

Dazu trugen die Rheinländer mit den nächsten beiden Last-Minute-Treffern in ihrer eindrucksvollen Sammlung zunächst selbst einen gehörigen Teil bei. Und den Bayern verpassten sie mit ihren späten Treffern durch Robert Andrich (88.) und Patrik Schick (90.+1.) offenkundig noch mal solch einen mentalen Hieb, dass der Abonnementsmeister des zurückliegenden Jahrzehnts sich drei Stunden danach bei einem äußerst lauem Auftritt im eigenen Stadion ein 0:2 gegen Dortmund leistete.

Leverkusen-Coach Xabi Alonso wird von den Fans mit Herzchenplakaten gefeiert.
Leverkusen-Coach Xabi Alonso wird von den Fans mit Herzchenplakaten gefeiert. © SVEN SIMON | Anke Waelischmiller/Sven Simon

Ja doch, er denke schon, dass man dem Konkurrenten aus dem Westen der Republik zum Titel gratulieren sollte, räumte angesichts von nun 13 Punkten Rückstand selbst Bayern-Coach Thomas Tuchel ein und bekannte: „Es ist sehr realistisch, von der Leverkusener Meisterschaft zu sprechen.“ Schließlich braucht Alonsos Ensemble in den verbleibenden sieben Partien nur noch drei Siege, um die erste Meisterschaft in der Klubgeschichte perfekt zu machen. Und läuft alles so geschmiert wie zuletzt, als die Werkself selbst aufreibende, zähe Partien wie gerade gegen Hoffenheim letztlich für sich entschied, könnten die Leverkusener die Meisterschale schon am 21. April beim Gastspiel in Dortmund in den Sonntagsabendhimmel recken.

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Bei der neuesten Show der Bayer-Kicker auf der Zielgeraden einer Partie fühlten sich Bank-Chef Alonso und Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes beide an das Achtelfinale in der Europa League gegen Qarabag Agdam erinnert. Gegen den aserbaidschanischen Meister lag das Team im Rückspiel bis in die Nachspielzeit 1:2 zurück, ehe Mittelstürmer Schick das internationale Aus mit zwei Toren in der 93. und 97. Minute noch abwendete.

36 Torschüsse: Leverkusen stellt ligaweiten Saisonrekord auf

„Ich war überzeugt, dass wir wieder die Chance haben, zu gewinnen. Wie gegen Qarabag – denn dass wir spät treffen, ist schon sehr oft passiert“, kommentierte Señor Alonso genüsslich die Momente, in denen sein Rasenpersonal die BayArena mal wieder in ihren Grundfesten erbeben ließ. Und Rolfes schwärmte nach dem Kraftakt gegen Hoffenheim, das nach dem Führungstor durch Maximilian Beier (33.) beim Zulaufen von Räumen einen ähnlich großen Aufwand betrieben habe wie 16 Tage zuvor Qarabag, von der „unglaublichen Moral“ der Werkself.

Da brechen alle Dämme: Patrik Schick schießt Bayer Leverkusen in der Nachspielzeit noch zum 2:1-Sieg über Hoffenheim.
Da brechen alle Dämme: Patrik Schick schießt Bayer Leverkusen in der Nachspielzeit noch zum 2:1-Sieg über Hoffenheim. © Getty Images | Lars Baron

36 Torschüsse hatten die Gastgeber am Ende auf das Tor der TSG abgegeben – das beutetet zum einen ligaweit Saisonrekord. Und spülte die Leverkusener mit ihren nun 39 Pflichtspielen en bloc ohne Niederlage zudem auf eine Ebene mit dem FC Barcelona. Die Katalanen hatten diese Marke vor acht Jahren mit dem legendären Sturmtrio Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez erreicht. Für Bayer treffen eine knappe Dekade später nun Herren wie Andrich und Schick.

Leverkusen mach Schritt für Schritt

Der 29-jährige Andrich, im deutschen Nationalteam jüngst zur Stammkraft im defensiven Mittelfeld aufgestiegen, ordnete den Erfolg über die Kraichgauer als „weiteren Meilenstein“ auf dem Weg zum nationalen Titel ein. „Wieder einen Schritt näher am Ziel“, frohlockte Schick, mit der tschechischen Auswahl für die EM-Endrunde im Sommer qualifiziert. Und auch ihrem Chefübungsleiter war der perfekte Verlauf des Osterwochenendes nicht verborgen geblieben.

„Wieder ein Spiel weniger – und eine bessere Situation“, stellte Xabi Alonso zufrieden fest. „Aber es gibt noch was tun“, fügte er anschließend ordnungsgemäß hinzu, machte nach dem – wettbewerbsübergreifend – mittlerweile achten Tor seiner Mannschaft nach der 90. Minute aber vor allem eines deutlich: „Ich bin sehr, sehr stolz auf die Jungs.“