Frankfurt/Main. Der Kapitän muss zweimal als erster Spieler vom Platz. Mit Leistungsgründen hatte das nach Aussage seines Trainers aber nichts zu tun.
Ilkay Gündogan war der entscheidende Mann. Kurz vor der Halbzeitpause segelte eine gefährliche niederländische Flanke in den Strafraum der DFB-Elf, die wohl bei Donyell Malen angekommen wäre – wenn nicht Ilkay Gündogan sein Bein ganz lang gemacht hätte. Mit den Zehen spitzelte er den Ball noch gerade so vor Borussia Dortmunds Angreifer weg. Wichtig war das, um nach dem Ausgleich durch Maximilian Mittelstädt nicht gleich wieder einem Rückstand hinterherzurennen.
Eigentlich aber wollte man von dem 33-Jährigen sehen, wie er im fremden Strafraum die entscheidenden Dinge fabriziert. Wie er Steckpässe spielt, wie er mit Jamal Musiala und Florian Wirtz kombiniert, wie ihn auch zwei, drei Gegenspieler nicht vom Ball trennen können.
DFB-Team: Nagelsmann erklärt den Plan mit Gündogan
Doch wie schon drei Tage zuvor gegen Frankreich (2:0) blieb der Kapitän beim 2:1 (1:1)-Erfolg gegen die Niederlande blass. Er agierte zwar fehlerfreier als in Lyon. Doch davon, der Strippenzieher zu sein, war Gündogan weit entfernt. Ein Phänomen, das sich durch die gesamte Nationalmannschaftskarriere des Mannes zieht, der in Manchester Citys Starensemble phasenweise herausragte und nun auch beim FC Barcelona ein Schlüsselspieler ist.
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Beim DFB aber klappt es noch nicht so recht, auch unter dem noch immer recht neuen Chef nicht. Zweimal nun wechselte ihn Julian Nagelsmann als ersten Spieler aus, am Dienstag in der 59. Minute. Nicht aber aus Leistungsgründen, wie der Bundestrainer später verriet. „Heute war er sehr viel stabiler“, sagte der 36-Jährige und verwies stattdessen auf die hohe Belastung im Klub: „Er ist nicht taufrisch, und das spürt er auch. Deswegen haben wir beschlossen, dass er nicht beide Spiele voll machen kann.“
Sorgen macht sich Nagelsmann nicht. Der Umgang mit der Auswechslung in Frankreich sei „top“ gewesen, weil Gündogan sehr selbstkritisch seine Partie eingeschätzt habe, keine Allüren zeigte, wie sie ein verdienter Profi eines Top-Klubs durchaus mal haben kann.
DFB-Team: Was wird aus Leroy Sané?
Wie Nagelsmann mit seinem Kapitän Richtung EM plant, wird allerdings spannend zu beobachten sein. Der gesperrte Leroy Sané drängt Ende Mai beim Trainingslager in Weimar zurück in den Kader. Auch ein Trio auf dem Rasen, das aus dem Münchener, Musiala und Wirtz besteht, klingt ja verlockend. Im Zentrum, wo Gündogan gesetzt ist, fühlen sich die beiden Ausnahmetalente jedenfalls wohler als auf dem Flügel.