Frankfurt/Main. Bayern-Profi Leroy Sané muss um seinen Platz im EM-Kader kämpfen. Das gilt auch für einige andere des hochgelobten 1995/96er-Jahrgangs.
Leon Goretzkas Interview im Juni des vergangenen Jahres war ein versteckter Hilferuf. Er beklagte, dass die Fans rund ein Jahr vor der Europameisterschaft noch nicht wüssten, wer in der deutschen Nationalmannschaft die Tore schießen solle, wer die Außenbahn rauf und runter spurtet. Zwischen den Zeilen forderte er den damaligen Bundestrainer Hansi Flick auf, endlich eine klare Ordnung zu schaffen.
Natürlich glaubte der ehrgeizige Goretzka, dass auch er einen Platz in diesem Team einnehmen würde. Genauso wie Joshua Kimmich im Mittelfeld. Oder Leroy Sané und Serge Gnabry auf den Flügeln. Vielleicht sogar Timo Werner im Sturm.
DFB-Team: Nur Jonathan Tah spielt auf seiner Lieblingsposition
Nun geht es stramm auf die EM zu. Und es macht derzeit den Anschein, dass mit Ausnahme von Innenverteidiger Jonathan Tah niemand des hochgelobten 1995/1996er-Jahrgangs das Eröffnungsspiel gegen Schottland auf seiner Lieblingsposition erleben wird. Goretzka, Gnabry und Werner wurden nicht nominiert. Kimmich wurde auf die rechte Abwehrseite versetzt. Und Sané, der lange als potenzieller Unterschiedsspieler der DFB-Elf galt, ist gesperrt.
Weil Florian Wirtz und Jamal Musiala gegen Frankreich brillierten und Ilkay Gündogan als Kapitän gesetzt ist, stellt sich schon jetzt die Frage, wo da noch Platz sein soll für Sané. Anders als im Klub überzeugte er in der Nationalelf nie so recht.
DFB-Team: Leroy Sané muss sich bei Julian Nagelsmann beweisen
Der 28-Jährige scheint das erkannt zu haben. Den drittletzten Turnier-Test gegen die Niederlande wird er auf der Tribüne sehen, um Bundestrainer Julian Nagelsmann zu zeigen: Schau her, ich will mich beweisen, ich bin bereit. Diesen Eindruck erweckte der frühere Schalker in der Vergangenheit nicht immer.
Nagelsmann wird nun sehr genau überlegen müssen, wie er mit Sané verfährt. Fragen, ob sich dieser auch mit einem Bank-Platz zufriedengeben und keinen Stunk anzetteln würde. Denn ein kleines Ego ist bei dem Mann, der sich sein Konterfei auf den Rücken stechen lassen hat, eher nicht zu erwarten.