Essen. Die Diskussion um die DFB-Trikots ist so erwartbar wie in Teilen absurd. Und der Plan von Ausrüster Adidas geht voll auf. Ein Kommentar.

Die Reaktionen waren erwartbar. So erwartbar, dass Adidas direkt einen Werbesport bei der Hand hatte, um die Reaktionen aufs Korn zu nehmen. Der war natürlich vorproduziert, man trommelt ja nicht mal eben innerhalb von ein, zwei Tagen ein Nationalspieler und Nationalspielerinnen zusammen und produziert ein hochwertiges Werbevideo, um auf Kritik an einem Trikot zu reagieren. Aber man wusste ja bei Adidas genau, was kommen würde, wenn man der deutschen Fußballnationalmannschaft ein lila-pinkes Ausweichtrikot auf den Leib schneidert: Empörung aus genau jenen Kreisen, die sich sowieso gerne an allem abarbeiten, was ihnen als zu links, zu grün, zu wenig männlich oder gar zu wenig deutsch erscheint. Und das geht tatsächlich schon bei Fußballtrikots los.

Man muss den neuen DFB-Dress weiß Gott nicht schön finden, man darf ihn sogar ausgesprochen hässlich finden. Geschmäcker sind verschieden und jeder hat das Recht auf seine Meinung. Aber aus einem lila-pinken Trikot gleich den Untergang des Abendlands zu konstruieren, das braucht schon eine abenteuerliche Argumentationskette. „Das neue DFB-Trikot steht für das Erschlaffen unseres Landes“, schrieb ganz im Ernst eine große deutsche Zeitung. Schaltet doch mal alle einen Gang runter, möchte man antworten.

Die Adidas-Strategie funktioniert

Bei Adidas, so viel ist sicher, wird man sich ins Fäustchen lachen: Provokation bringt Aufmerksamkeit bringt kommerziellen Erfolg – die Formel ist uralt, funktioniert aber immer noch. Alles richtig gemacht also. Aber gilt das auch für den DFB, oder lässt der sich nach dem Bindendebakel von Katar auch das nächste Turnier von einer politischen Debatte überschatten?

Wohl kaum. Das Problem in Katar war ja nicht die Regenbogenbinde an sich, sondern der unbeholfene Umgang damit. Diesmal wird nur in Kommentarspalten diskutiert, nicht in der Nationalmannschaft, die Trikotfarbe wird ziemlich sicher nicht zu Verwerfungen im Team führen und schon gar nicht über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Viele Jahre lief die Nationalmannschaft übrigens in grünen Trikots auf. Aber Grün – das ist ja erst recht ein Reizwort und eine Reizfarbe für all jene, die sich aktuell aufregen.