Düsseldorf. Der Weltrekord ist offiziell, die deutschen Handballer spielten im Düsseldorfer Fußballstadion gegen die Schweiz. So war die Stimmung.
Der Griff zum Handy ist der erste, den viele Zuschauer in der Düsseldorfer Arena tätigen. Egal ob in unmittelbarer Spielfeldnähe oder hoch auf den Oberrängen – der Anblick des Handballfelds in dem Fußballstadion verschlägt nicht Wenigen die Sprache. „Schon beeindruckend“, sagt Timo aus Duisburg. „So eine Kulisse für den Handball – das ist einfach super.“ Nicht nur der 32-jährige Hobbyhandballer ist schon Stunden vor dem offiziellen Auftaktspiel der Deutschen in der Arena. Tausende andere sind bereits da am ersten Spieltag der Handball-EM in Deutschland, um das Duell der deutschen Gruppengegner Frankreich und Nordmazedonien zu sehen. Fans beider Nationen, aber zum größten Teil sind es Anhänger der deutschen Mannschaft auf den bunten Sitzschalen. Schwarz-rot-goldene Bemalung auf den Wangen, schwarz-rot-goldfarbene Schals oder Trikots der aktuellen (einige) und vergangenen Nationalmannschaften (deutlich mehr) tragen sie. Christian Schwarzer, Markus Baur – die WM-Helden von 2007 sind auch jetzt noch auf den bejahrten Stoffen präsent und die Deutschland-Fans dadurch nicht schwer zu erkennen.
In den Zugängen zum Innenraum der Arena wird schon vor dem ersten Spiel gefeiert. Trompeter stimmen Gesänge an, im Fan-Shop gibt es bereits lange Schlangen und Freude über die ersten Souvenirs. Die Stimmung auf den Rängen, als Nordmazedoniens Filip Taleski in der zweiten Minute den französischen Torhüter Remi Desbonnet überwindet und damit das erste Tor des Turniers wirft: prächtig. Es wird getrommelt und geklatscht, vom Hallendach schallt jedes Geräusch noch einmal verstärkt zurück. Schon jetzt ist es ein Handballfest, selbst ohne das deutsche Team, das sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Kabine befindet.
Frankreich gewinnt erstes Spiel
Frankreich gewinnt das erste Spiel 39:29 (17:13) und startet mit dem erwarteten Erfolg in seine Titelmission. Der Olympiasieger um Dauerbrenner Nikola Karabatic peilt bei der Europameisterschaft seinen vierten Gold-Triumph an. Linksaußen Hugo Descat war mit sieben Treffern der beste Schütze. Die weiteren Partien steigen in Berlin: Am Sonntag sind die Franzosen zunächst gegen die Schweiz gefordert, am Dienstag findet das Duell mit der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) statt.
Superstar Karabatic, der ein Tor beisteuerte, bestreitet in Deutschland seine elfte und letzte EM. Im Sommer beendet der 39-Jährige nach den Olympischen Sommerspielen in seiner Wahlheimat Paris seine Karriere. In der Nationalmannschaft hat Karabatic bislang drei EM-Titel, vier Mal WM-Gold und drei Olympiasiege gefeiert. Am Ende war es eine souveräne Leistung der Franzosen, aber wirklich gefordert wurde die Equipe Tricolore nicht. Gegen Ende der Partie sind nur noch wenige leere Plätze zu erkennen. Die Arena ist bereit für das deutsche Team, das unter tosendem Applaus zum Aufwärmen einläuft.
Danach: Die Eröffnungsrede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier („Danke für diese Rekordkulisse“), Tänzer und ein Auftritt der Band Culcha Candela. Als dann die Zuschauerzahl verkündet wird, bricht kollektiver Jubel aus: 53.586! Der anvisierte Weltrekord ist Realität. Und als Juri Knorr dann das erste Tor für Deutschland wirft, gibt es laute Deutschland-Rufe. Letztlich war es ein großes Handball-Fest. Beim 27:14-Sieg ließ Deutschland der Schweiz keine Chance.