Dortmund. Niklas Süle und Karim Adeyemi stechen bei Dortmund heraus. Den Schwung will der Klub nun in den Jahresendspurt mitnehmen.

Womöglich ist eine von Niklas Süles größten Stärken auch eine seiner Schwächen: Er nimmt sich und alles um ihn herum nicht ganz so ernst, was durchaus erfrischend in der modernen Fußballwelt ist, die immer wieder nach echten Typen schreit, aber auch fehlende Professionalität suggeriert. Stichwort: Ernährung. Am Mittwochabend hat Süle mal wieder etwas gesagt, was nur wenigen anderen Profis vor laufender Kamera herausrutschen würde. „Ihr könnt mir da ja alle ein bisschen in den Schritt gucken“, merkte der 28-jährige Verteidiger von Borussia Dortmund schmunzelnd an.

Da studierte Süle noch mal die TV-Bilder, die in den kommenden Jahren in dem einen oder anderen Highlight-Video auftauchen und ins BVB-Archiv wandern dürften. Kylian Mbappé war schon an Dortmunds Torwart Gregor Kobel vorbeigehuscht. Der Stürmerstar von Paris Saint-Germain musste den Ball nur noch über die Linie schieben, hatte die Rechnung aber ohne Süle gemacht. Der nämlich kam noch heldenhaft dazwischengegrätscht. „Mit irgendeinem Reflex krieg ich noch den Fuß hoch“, sagte der 28-Jährige über seine Rettungstat, „das sieht natürlich spektakulär aus.“

BVB: Lob für Niklas Süles Grätsche

Dass Süle dabei in etwas unvorteilhafter Pose über den Rasen rutschen musste, wird er locker verschmerzen können. Weil er sich ja ohnehin nicht so wichtig nimmt – insbesondere aber, weil er in der 18. Minute des 1:1 (0:0)-Remis gegen PSG die Basis dafür schuf, dass der BVB als Sieger der Gruppe F ins Champions-League-Achtelfinale einzieht. „Niklas war in der Situation überragend“, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Das sind die Momente, die die Mannschaft braucht, um im Spiel zu bleiben und sich Selbstvertrauen und Kraft zu geben.“

Hochzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.
Hochzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. © AFP | Ina Fassbender

Süles Grätsche wird in Erinnerung bleiben von diesem Spiel, das allgemein als Stimmungsaufheller im schwarz-gelben Lager zu werten ist, das angesichts des großen Rückstandes auf die Bundesliga-Tabellenspitze und ob des Ausscheidens im DFB-Pokal in den vergangenen Wochen doch sehr aufgewühlt war. „Das wird uns hoffentlich auch ein bisschen Ruhe geben“, meinte Kehl.

Bezeichnend war, dass ausgerechnet zwei Sorgenkinder der vergangenen Wochen auftrumpften. Einerseits Süle, der nicht nur aufgrund der Rettungsaktion gegen Paris überzeugte. Der Nationalspieler, der jüngst meist auf der Bank saß, hatte doch etwas überraschend den Vorzug vor Nico Schlotterbeck in der Innenverteidigung erhalten. Gemeinsam mit Mats Hummels agierte er zwar nicht fehlerfrei, aber aufmerksam und zweikampfstark. PSG gelangen immerhin 18 Torschüsse, und vor allem in der ersten Halbzeit aus besten Positionen. Es reichte aber, auch mit ein wenig Glück, um nur den einen Gegentreffer durch Warren Zaire-Emery (56.) zuzulassen.

BVB muss nun in der Liga nachlegen

Auf der anderen Spielfeldseite glänzte derweil Karim Adeyemi. Trainer Edin Terzic attestierte dem 21-Jährigen „ein richtig tolles Spiel“, das er mit dem Führungstreffer in der 51. Minute krönte. Der in den vergangenen Spielen häufig Lustlosigkeit ausstrahlende Adeyemi trat diesmal auch als unermüdlicher Arbeiter auf dem Flügel auf, nutzte auch gegen den Ball sein Tempo, um das Pariser Aufbauspiel zu stören, ehe ihn selbst Schmerzen im Sprunggelenk zur Auswechslung zwangen (59.).

„Karim“, sagte Terzic, „spiegelt unser Gesamtbild recht gut wieder. Er hat heute gezeigt, wozu er in der Lage ist. Jetzt geht’s darum, das Ganze unabhängig vom Wettbewerb und vom Wochentag im Drei-Tages-Rhythmus zu zeigen.“ Dem gesamten Team soll der Achtungserfolg gegen PSG, das hinter dem BVB als Zweiter ins Achtelfinale gesprungen ist, „Selbstvertrauen und Hunger auf mehr“ geben.

BVB-Trainer Edin Terzic (re.) mit PSG-Stürmer Kylian Mbappé.
BVB-Trainer Edin Terzic (re.) mit PSG-Stürmer Kylian Mbappé. © Getty Images | Alex Grimm

Auch Sportdirektor Kehl wollte, nachdem er der Mannschaft ein Kompliment aussprach, gleich mit einem Appell den Blick nach vorne richten. „Der klare Auftrag gegen Augsburg und gegen Mainz ist, mit der gleichen Intensität, mit der gleichen Bereitschaft, aber auch mit der gleichen fußballerischen Qualität heranzugehen, den Mut zu zeigen sich immer wieder anzubieten und Chancen zu erarbeiten“, sagte er. Tugenden, die gegen Paris funktionierten, die aber in der Bundesliga zu kurz kamen – weshalb die Tabellenspitze weit entfernt ist und selbst die Qualifikation für die Königsklasse keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Am Samstag gastiert der BVB beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky), drei Tage später reist Mainz 05 (20.30 Uhr/Sky) zum letzten Spiel vor Weihnachten nach Dortmund. Kehl formuliert die Zielsetzung im Jahresendspurt deutlich: „Wir brauchen in diesen beiden Spielen sechs Punkte.“