Hartford. Der 36-Jährige hat am Samstag gegen die USA seinen ersten Auftritt. Vorher gibt sich Nagelsmann lässig mit lockeren Sprüchen.
Ein wenig in die Jahre gekommen ist der rustikale Betonklotz in Hartford/Connecticut, das Pratt & Whitney Stadium, inzwischen. Aber das macht ja seinen Reiz aus. Dan Orlovksy, 40, hat hier als Quarterback der College-Mannschaft UConn Huskies viele Football-Pässe geworfen, ehe er in die Profiliga NFL wechselte. Orlovsky beschrieb das "600.000 Quadrat-Feet Stahlbeton-Chaos mal so: "Wo die Erde wackelt und Feuer die Sterne berühren. Wo Helden erschaffen werden. Wo Vermächtnisse geschaffen werden. Wo Legenden geboren werden. Dieser Ort kann dein Zuhause oder dein schlimmster Albtraum sein."
Wie es wohl für Julian Nagelsmann sein wird?
Der neue Fußball-Bundestrainer hat am Freitagabend beste Sicht auf Orlovskys Zitat, das im Presseraum der Arena an der Wand verewigt ist. Hier gibt Nagelsmann wird am Samstagabend deutscher Zeit (21 Uhr/Sky) sein Debüt als Chef der DFB-Elf gegen die USA geben. Der 36-Jährige startete rund 6000 Kilometer von der Heimat entfernt seine Mission, die deutsche Elf zu einer erfolgreichen Europameisterschaft im eigenen Land zu führen.
Joshua Kimmich fehlt DFB-Team gegen die USA
Auf der Pressekonferenz einen Tag vor der Partie, an der Bayern Münchens Mittelfeldspieler Joshua Kimmich aufgrund einer Erkältung verpassen wird, gab sich Nagelsmann bewusst entspannt. „Ich habe kurz die Nationalhymne noch mal geübt, dass die sitzt“, sagte Nagelsmann mit einem Schmunzeln.
Vor der Mannschaft gesungen habe er zum Einstand aber nicht. Dabei wäre das „eine gute Idee“ gewesen, fand Jamal Musiala, der bei der launigen Pressekonferenz neben Nagelsmann auf dem Podium saß. „Ich sage Thomas, er soll was planen“, ergänzte Musiala mit Blick auf Team-Spaßvogel Müller.
Julian Nagelsmann setzt auf offensiven Fußball
Nebenbei räumte er mit einem alten deutschen Fußball-Grundsatz auf. „Man will immer: Elf Freunde müsst ihr sein. Das ist in meinen Augen Käse“, sagte er. In einer Fußball-Mannschaft sei es wie in einer Schulklasse: Man habe Freunde, anderen stehe man „neutral“ gegenüber, und dann gebe es welche, mit denen man „keinen Kakao in der Pause trinken“ wolle.
Nagelsmann bedeutete erneut, dass er attraktiven, offensiven Fußball seiner Mannschaft sehen will, der im besten Fall zu Siegen gegen die USA und gegen Mexiko in Philadelphia in der Nacht zu Mittwoch deutscher Zeit (21 Uhr/ARD) führt. Hinweise zu seiner ersten Aufstellung ließ sich Nagelsmann nicht entlocken. Aufgrund der Kürze der Zeit - nur acht Monate ist es bis zur EM hin - könne er nicht so viele Varianten einstudieren wie als Klubtrainer.
Muss er auch nicht. Helden, Legenden und Vermächtnisse können auch auf andere Weise entstehen.