Das ist zwar eine grundsätzlich zurückhaltende Formulierung. Im Profifußball aber, in dem sich die Verantwortlichen winden, konkret zu werden, lässt sich aus diesem schmallippigen Zitat eine Menge schließen. Der DFB legt sich darin früh fest: Julian Nagelsmann ist unser Favorit!

Zuvor hatten Bild-Zeitung und der Kicker vermeldet, dass eine Einigung zwischen den beiden Parteien über einen Vertrag bis einschließlich der EM bereits erzielt sei. Die befristete Laufzeit könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Verband dann den nächsten Anlauf starten möchte, Traumlösung Jürgen Klopp (56, Vertrag bis 2026) vom FC Liverpool abzuwerben und ihn längerfristig zum Bundestrainer zu machen. Die ungeklärte Perspektive nach der EM dürfte dem DFB nun bis zum Heim-Turnier immer wieder Nachfragen bescheren.

Julian Nagelsmann verzichtet beim DFB auf Geld

Nagelsmanns noch gültiger Kontrakt bei Bayern München, wo er schon 2021 auf Flick folgte, soll nun aufgelöst werden. Der Rekordmeister, so heißt es, würde auf eine Ablöse verzichten. Der 36-Jährige bekäme ein deutlich niedrigeres Gehalt als in München überwiesen – laut Bild 400.000 Euro pro Monat.

Weniger Geld, aber eine mindestens genauso große Aufgabe. Nur rund neun Monate hat Nagelsmann Zeit, eine Mannschaft zu formen, die im kommenden Sommer eine würdige Leistung bei der Europameisterschaft in Deutschland bieten kann. Eigentlich war diese Euro vom Verband mal auserkoren und auch so vermarktet worden, ein zweites Sommermärchen zu werden. Doch nach drei verkorksten Turnieren in Serie und dem jüngsten Tiefpunkt dieser Abwärtsspirale, dem 1:4 in Wolfsburg gegen Japan, hat man eingesehen, dass diese Erwartungshaltung inzwischen vermessen ist.

Die deutschen Bundestrainer seit 1926

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Nagelsmann, dessen erste Dienstreise ab 9. Oktober der umstrittene Besuch beim WM-Gastgeber 2026, den USA, wäre, muss nun in höchster Eile ein Team finden. Noch immer fehlt der DFB-Elf ja eine wirkliche Achse und damit einhergehend eine Spielidee. Zudem wird Nagelsmann unangenehme Personalentscheidungen treffen müssen. Es käme zum Wiedersehen mit diversen Münchener Profis, die im Nationalteam ihrer Form hinterherlaufen (Joshua Kimmich), jüngst nicht mehr berücksichtigt wurden (Leon Goretzka) oder ihren Platz in der Mannschaft wiederfinden müssten (Thomas Müller und Manuel Neuer, dessen Comeback noch nicht absehbar ist).

Julian Nagelsmann muss beim DFB viele Probleme lösen

Viele Brandherde, die Nagelsmann zu löschen hat – nicht leicht für einen, der zweitjüngster Verbandstrainer nach Otto Nerz (34 im Jahr 1926) werden würde. Für ihn wäre der Job beim DFB Chance und Risiko zugleich. Einerseits ist er die vermutlich einmalige Gelegenheit, die Nationalmannschaft durch ein Turnier im eigenen Land zu begleiten. Andererseits ist das Team längst kein Titelanwärter mehr. Nagelsmann kennt zudem aus seiner Zeit in München, bei RB Leipzig und bei der TSG Hoffenheim bloß die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft. An der DFB-Elf könnte der akribische Fußballlehrer nur alle paar Wochen feilen. Die Gefahr besteht daher, dass Nagelsmann zwei Rückschläge in Serie hinnehmen muss.

Rudi Völler wäre dann jedenfalls nicht mehr als Krisenmanager gefragt, um einen Nachfolger zu finden. Der 63-Jährige tritt nach der EM selbst ab.