Essen. Der Emir hängte dem argentinischen Kapitän ein arabisches Gewand um. Aber ob Lionel Messi das überhaupt schlimm fand? Ein Kommentar.

Diese zwiespältige Weltmeisterschaft endete passend. Mit der Krönung des besten Fußballers der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte – und mit einem vom Gastgeber Katar verursachten Ärgernis.

WM-Siegerehrung: Messi muss schwarzes Gewand tragen

Bevor Lionel Messi mitsamt Goldpokal zu seiner auf dem Podest schon sehnsüchtig wartenden Mannschaft gehen konnte, hängte ihm Emir Tamim bin Hamad Al Thani ein schwarzes Gewand mit goldenen Bordüren um. Es handelte sich um einen Bischt, ein edles Übergewand, das im arabischen Raum bei besonderen Anlässen über einem anderen traditionellen Männergewand getragen wird.

Diese Szene sorgte für Verwunderung: Argentiniens Kapitän Lionel Messi (M.) trägt ein arabisches Gewand. Der Emir (l.) hängte es ihm um. Fifa-Chef Gianni Infantino (r.) schaut zu.
Diese Szene sorgte für Verwunderung: Argentiniens Kapitän Lionel Messi (M.) trägt ein arabisches Gewand. Der Emir (l.) hängte es ihm um. Fifa-Chef Gianni Infantino (r.) schaut zu. © firo

Hemmungslos übergriffig nahmen die umstrittenen Gastgeber auf diese Weise Einfluss auf die Fußballtradition. Eine Zumutung, Messi auf dem Weltmeisterfoto als verkleideten Kapitän dastehen zu lassen. Katar hat den Sport für seine Interessen instrumentalisiert, es ging den Herrschern mit der Ausrichtung dieser WM vor allem darum, das eigene Ansehen in der Welt zu verbessern. Dafür wurde dem Fußball dann sogar noch dieser Moment der Ehrfurcht gestohlen, ein Moment, der nur dem Siegerteam gehören sollte. Beschämend.

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Lionel Messi verdient sein Geld bei PSG

Das war Nötigung – natürlich im Bewusstsein, dass es Lionel Messi schon nicht wagen würde, dieses unpassende Geschenk abzulehnen. Die Übergabe schien ihm unangenehm zu sein, aber wer weiß das schon genau. Gut denkbar auch, dass Lionel Messi mit solch einer Vereinnahmung durch Vertreter von Staaten, in denen Menschenrechte verletzt werden, weniger Probleme hat als viele Fußball-Liebhaber auf diesem Planeten. Im Vereinsalltag verdient Messi das große Geld bei Paris Saint-Germain, dem Klub, der einer katarischen Investmentgruppe gehört. Und erst im Mai hatte er sich als „Botschafter für den Tourismus in Saudi-Arabien“ vereinnahmen lassen. Nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes soll der argentinische Superstar zwischen Mai 2021 und Mai 2022 insgesamt 116 Millionen Euro eingenommen haben.

Es gibt leider zwei Messis: den begnadeten Ausnahmesportler – und den gierigen Geschäftsmann.

Aufregung um arabisches Gewand für Lionel Messi: Den Video-Clip zur Kritik von Tabea Kemme und Michael Ballack gibt es hier.