Lusail. Argentinien besiegte in einem grandiosen WM-Finale Frankreich nach Elfmeterschießen und feierte Superstar Lionel Messi.
Und dann war der Moment gekommen, Lionel Messi trug den goldenen Pokal zu seinen wartenden Mitspielern, die auf dem weißen Podest in der Mitte des Rasens alles machten, was man so macht, wenn man den begehrtesten Titel im Fußball gewonnen hat. Sie sangen, sie hüpften. Ein himmelblau-weißes Getümmel des Glücks und in der Mitte Messi, der die Trophäe in die Luft hob.
Messi auf einer Stufe mit Pelé und Maradona
In diesem Moment schien sich alles zu fügen, der hochbegabte Fußballer aus Rosario, der zahlreiche Titel gewonnen, Rekorde aufgestellt hat, durfte nach seinem langen Karriereweg endlich den WM-Pokal in den Händen halten. Am Ende seiner letzten Weltmeisterschaft trat der 35-Jährige dadurch endgültig auf eine Stufe mit der brasilianischen Sturmlegende Pelé und Argentiniens Idol Diego Maradona.
Und dies nach einem Fußballspiel, in das man nicht mehr Drama hätte quetschen können. Es gab eine wilde Aufholjagd, Wendungen, vergebene Chancen, traumhafte Tore, es stand 2:0, 2:2, 3:2, 3:3 und alles endete mit der Tragik des Elfmeterschießens. Argentinien triumphierte darin mit 4:2 und entschied das Finale am Sonntagabend im Stadion in Lusail vor 88.966 Zuschauerinnen und Zuschauern.
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Damit endete die aufgrund der Menschenrechtslage in Katar umstrittene Weltmeisterschaft. Begonnen hatte sie für Argentinien vor 26 Tagen mit der sensationellen Auftaktpleite gegen Saudi-Arabien (1:2), diesmal spielte die Mannschaft von Trainer Lionel Scaloni wie ein Weltmeister, hart und versiert zugleich. Nach 1978 und 1986 steht die gefühlsbetonte Fußballnation aus Südamerika zum dritten Mal ganz oben.
Welches Bild bemüht man da, um die Gefühle nach der Entscheidung in Worte zu fassen?
Es war, selbst wenn es kitschig klingen mag, ein Tränenmeer im Stadion Lusail. Glückstränen. Tränen der Trauer. Angel Di Maria hatte schon während des Spiels auf der Bank geweint, nach dem entscheidenden Elfmeter von Gonzalo Montiel füllten sich seine Augen umso mehr mit Feuchtigkeit. Celia Maria Cuccittini, die Mutter von Lionel Messi, war auf den Platz gerannt, um ihren Sohn zu umarmen. Kurz danach griff sich Messi das Stadionmikrofon und bedankte sich mit wenigen Worten bei den Fans.
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„Wir haben unglaublich gelitten. Wir hatten alles unter Kontrolle, dann haben wir es aus der Hand gegeben, Gott sei Dank hat es noch gereicht. Es war ein unglaubliches, unglaubliches Finale, das habe ich mir nicht erträumt“, sagte Argentiniens Emiliano Martinez. Der Torhüter hatte selbst maßgeblichen Anteil am Erfolg, kurz vor dem Ende der Verlängerung streckte er seine Beine so weit aus, dass Frankfurts Randal Kolo Muani nicht das vierte französische Tor erzielen konnte. Zudem hielt er im Elfmeterschießen den Versuch von Bayerns Kingsley Coman, Aurélien Tchouaméni zielte vorbei. Argentinien verwandelte alle Elfmeter.
Mbappe ist der beste Torschütze des Turniers
Den Franzosen blieb daher nur die Trauer, zum ersten Mal seit Brasilien 1962 hätten sie wieder den Titel verteidigen können. Kylian Mbappé, der mit acht Treffern beste Torschütze des Turniers, der einen maßgeblichen Anteil daran hatte, dass dieses Spiel so mitreißend verlief, saß anschließend alleine auf dem Rasen. Frankreichs Präsident Macron kam von der Tribüne herbei, um ihn zu trösten.
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Mbappé wird trotzdem die Zukunft prägen, das verdeutlichte der Sonntagabend. Der 23-Jährige leitete das Drama durch zwei Minuten ein, die diese Begegnung kippten, veränderten, den Puls beschleunigten. Argentinien führte 2:0, hatte alles unter Kontrolle, die Siegerehrung, so schien es, könnte gleich stattfinden.
Dann rannte der eingewechselte Kolo Muani plötzlich alleine auf das argentinische Tor zu. Nicolás Otamendi berührte ihn an der Schulter, an den Beinen. Kolo Muani fiel (79.). Elfmeter. Kylian Mbappé verwandelte sicher (80.). Kurz darauf verlor ausgerechnet Lionel Messi den Ball gegen Bayerns Kingsley Coman, wieder rauschte Frankreich nach vorne. Mbappé spielte einen hohen Doppelpass mit Marcus Thuram und haute den Ball direkt aus der Luft in die rechte Ecke (82.). Ein Tor wie ein Denkmal.
Aber diese Begegnung hatte noch nicht genug. Lionel Messi erzielte seinen zweiten Treffer in der 109. Minute der Verlängerung, verwertete einen Abpraller. Die Entscheidung? Nein. Denn Frankreich bekam noch einen Handelfmeter. Diesen verwandelte Kylian Mbappé sicher (117.), sein drittes Tor. Das Herz raste, Kolo Muani scheiterte an Torhüter Emiliano Martínez, Lautaro Martinez köpfte vorbei. Elfmeterschießen, in diesem behielt Argentinien die Nerven.
Di Maria holt einen Elfmeter heraus und trifft selbst
„Wir haben das noch nicht realisiert, wir mussten schwere Momente durchstehen, wir wussten, dass man Nackenschläge bekommen kann. Aber wir sind zurückgekommen. Es ist unglaublich, wir sind ganz oben“, meinte Trainer Lionel Scaloni. Der 44-Jährige ist ein Gesicht des Erfolgs. Genauso wie Angel Di Maria (34), der den Elfmeter vor Messis 1:0 herausholte (23.) und den zweiten Treffer selbst erzielte (36.). Enzo Fernandez zählt ebenfalls zu den Erfolgsgaranten, der 21-Jährige wurde zum besten Jungprofi der WM ausgezeichnet. Sie alle überstrahlte aber Lionel Messi.
Der sechsmalige Weltfußballer betrat die weiße Bühne, um die Auszeichnung als bester Spieler des Turniers entgegenzunehmen, bereits bevor es den goldenen WM-Pokal gab. Als er an diesem vorbeischritt, küsste er ihn. Kurz danach bekam er ihn dann wirklich überreicht – und alles schien sich zu fügen.