Doha. Argentinien besiegt die Niederlande mit 6:5 nach Elfmeterschießen. Superstar Lionel Messi lässt die Albiceleste vom WM-Titel träumen.
Es war ein langer Abend im Stadion Lusail in Doha, ein dramatischer Abend vor 88.235 Fans. Der nächste Tag war schon angebrochen, als Argentinien 4:3 gegen die Niederlande im Elfmeterschießen gewann. Der Südamerikameister feiert zwei Helden: Torhüter Emiliano Martinez und Lionel Messi.
Virgil van Dijk verschoss den ersten Elfmeter, Martinez parierte. Lionel Messi verwandelte seinen Elfmeter sicher. Jetzt lief Steven Berghuis an, wieder hielt Martinez. Leandro Paredes traf. Genauso wie Teun Koopmeiners und Gonzalo Montiel. Wout Weghorst verkürzte. Enzo Fernandez traf den Pfosten und verpasste die Entscheidung. Frenkie de Jong brachte die Niederlande wieder ran. Lautaro Martinez aber traf zur Entscheidung.
„Wir haben am Ende sehr gelitten. Am Anfang lief es noch gut. Aber wir haben es doch geschafft. Wir sind eine Mannschaft, die weiß, was sie tut. Wir haben Lust zu gewinnen. Wir haben unglaubliche Lust, diese Meisterschaft zu gewinnen“, sagte Messi. Argentinien trifft nun am Dienstag (20 Uhr) im Halbfinale auf den Brasilien-Schreck Kroatien.
Auch interessant
Wout Weghorst trifft doppelt
2:2 (1:0) stand es nach der regulären Spielzeit, in der sich eine verrückte Schlussphase entwickelte. Lionel Messi bereitete zunächst den ersten Treffer von Nahuel Molina (35.) vor und verwandelte später einen Foulelfmeter (73.). Alles schien schon bereit für die Feier der argentinischen Mannschaft. Doch Trainer Louis van Gaal hatte noch eine Idee, er wechselte Wout Weghorst in der 78. Minute für Memphis Depay ein.
In der 83. Minute flankte Steven Berghuis, Weghorst köpfte den Anschluss. Nun wurde gezittert, die Emotionen kochten hoch. Rudelbildung, Gerangel, der niederländische Verteidiger Virgil van Dijk hätte Rot sehen können, doch er blieb auf dem Platz. Und sah, wie seine Mannschaft in der elften Minute der Nachspielzeit noch einen Freistoß bekam. Alle rechneten mit einem Schlenzer von Cody Gakpo, doch dieser passte stattdessen in die Mitte auf Weghorst, der den Ausgleich erzielte und zur Eckfahne rannte. Alle Mitspieler folgten ihm, ein niederländischer Knubbel des Glücks. Verlängerung.
In dieser tasteten sich die Mannschaften ab, kein Spieler wollte mehr einen entscheidenden Fehler begehen, die Kräfte ließen nach. Messis Schuss flog drüber, da waren schon 109 Minuten gespielt. Argentiniens Trainer Lionel Scaloni wechselte den angeschlagenen Angel di Maria ein (111.). Kurz danach hatte Lautaro Martinez die große Chance zur Führung, doch er schoss Virgil van Dijk an (114.). Dann knallt ein Schuss von Enzo Fernandez an den Pfosten (120.). Elfmeterschießen.
Argentiniens Superstar Lionel Messi ragt heraus
Zuvor hatte sich eigentlich ein ereignisarmes Spiel entwickelt, in dem nur Lionel Messi herausragte. Eine Körpertäuschung genügt ihm, um Räume aufzureißen. Zum ersten Mal wackelte er seine Gegenspieler in der zweiten Minute aus, was für ein Seufzen im Publikum sorgte. Es sollten noch mehrere Seufzer folgen.
Die argentinische Mannschaft hatte häufiger den Ball und ließ diesen ganz ansehnlich laufen, vor allem nach schnellen Verlagerungen wurde es kribbelig. Die Niederlande setzten stattdessen auf gradlinigere Gegenstöße. Louis van Gaal hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass man es ausnutzen wolle, dass sich Lionel Messi kaum am Verteidigen beteilige. Vor allem aber wurde gekämpft, geschubst, gegrätscht, sich nichts geschenkt.
Oft zogen sich die Niederlande weit in die eigene Hälfte zurück. Und wenn es einen gibt, der einen fest geschnürten Defensivknoten aufziehen kann, dann ist das Lionel Messi. In der 35. Minute schüttelte er im Mittelfeld alle seine Gegenspieler ab, rannte nach vorne und sah eine Lücke, die niemand außer ihm gesehen hatte. Messi passte aus rund 30 Metern vor dem Tor in den Sechzehnmeterraum auf Nahuel Molina, der sich behauptete und den Ball mit seinem rechten Fuß an Torhüter Andries Noppert vorbei spitzelte. Die Führung, Ekstase.
Schiedsrichter Mateu verteilt viele Gelbe Karten
Vier Minuten später tauchte Messi wieder im gegnerischen Sechzehnmeterraum auf, drehte sich um die eigene Achse, schloss mit rechts jedoch nicht genau genug ab. Kurz vor der Halbzeit ereignete sich noch ein Gerangel. Jurrien Timber schubste Marcos Acuna, der spanische Schiedsrichter Antonio Mateu zeigte ihm die Gelbe Karte. Überhaupt hatte Mateu bis zur Halbzeit schon fünf Verwarnungen ausgesprochen.
Nach der Pause zog sich Argentinien zurück und schaute, was der Gegner so anstellen würde mit dem Ball. Und allzu viel war das nicht. Es fehlte an Besonderem, für das Außergewöhnliche war an diesem Abend lange nur Lionel Messi zuständig. In der 63. Minute streifte ein Freistoß von ihm das obere Tornetz. Messi zauberte, seine Mitspieler blieben ungemütlich. Dann foulte Denzel Dumfries äußerst ungeschickt Marcos Acuna im eigenen Sechzehnmeterraum. Elfmeter. Lionel Messi nahm sich den Ball, wartete lange und schoss ihn in die rechte Ecke. Die Entscheidung, dachten viele. Aber van Gaal wechselte ja noch Wout Weghorst ein. Das Drama nahm seinen Lauf.